Schulausschuss empfiehlt zeitnahen IGS-Oberstufenantrag - VON GUIDO MENKER

Oestmann-Variante scheitert

Die IGS Rotenburg steht wieder im politischen Fokus. Foto: Menker
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Rotenburg – Die Stadt Rotenburg soll dem Antrag des Schulvorstands der Integrierten Gesamtschule (IGS) als Schulträgerin folgen und für die IGS beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg die Einrichtung einer Oberstufe an der IGS zum Schuljahr 2022 / 2023 beantragen. So lautet die Empfehlung, die der Schulausschuss am Montagabend im Lucia-Schäfer-Saal am IGS-Standort in der Ahe mit den Stimmen der Vertreter aus der neuen Mehrheitsgruppe von SPD, Grünen, Linken, Telman Aliev und Alexander Gridin für den Stadtrat beschlossen hat. Es ist die wesentliche Nachricht dieses Abends, an dem zum dritten Mal das Thema auf den Tisch kommt. Die ersten zwei Versuche sind an der früheren Mehrheitsgruppe von CDU, FDP und Wir gescheitert.

Die zweite wesentliche Nachricht in dieser Sitzung: Nach einer überschlägigen Berechnung des Bauamtes der Stadt sorgt die Einrichtung einer Oberstufe an der IGS für Baukosten, die nach Angaben von Bürgermeister Torsten Oestmann zwischen sieben und zehn Millionen Euro liegen dürften. In der Ahe sei nur noch ein Jahrgang zusätzlich unterzubringen, erklärt er. Für zwei weitere Jahrgänge käme man auf sieben Millionen Euro. Aber: „Die Mensa in der Ahe ist zu klein für weitere Jahrgänge, und es gibt nur eine kleine Sporthalle.“ Alle drei Oberstufen-Jahrgänge an der Gerberstraße zu platzieren, koste die Stadt geschätzte zehn Millionen Euro.

Die Raumfrage müsse mit der Schule besprochen werden. Zu klären sei, ob gleiche Planungsgrundlagen vorhanden sind. Erst dann sei eine genauere Schätzung möglich. Oestmann: „Wenn wir etwas wollen, darf es nicht an Kosten scheitern, nur müssen wir uns der Gesamtumstände bewusst sein.“ Auch für ihn gehöre zu einer vollständigen IGS grundsätzlich eine Oberstufe. Das ließe sich aber nicht isoliert betrachten. Man sei gewählt worden, um die Interessen der Wähler in der Gesamtheit zu beachten – deshalb sei der gesamte Schulstandort Rotenburg und eben nicht nur eine Schule zu betrachten. Der Bürgermeister: „Ich bin mir sicher: Wir brauchen mehr Zeit, um die Thematik mit allen Fakten beleuchten zu können, und um vor allem sicher zu sein, welcher Weg für Rotenburg der Richtige ist.“ Daher hatte er im Ausschuss den Beschluss vorgeschlagen, zunächst eine von Politik und Verwaltung unabhängige Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit allen wichtigen Fragen befasst. Oestmann spricht von einem sachlichen, faktenorientierten und transparenten Vorgehen. Und das verbunden mit der Hoffnung, dieses Thema auf sachliche Füße stellen und beim Ergebnis einen breiter getragenen Konsens erzielen zu können, der auch in der Öffentlichkeit akzeptiert wird. Die ihn in großen Teilen im jüngsten Wahlkampf unterstützende Mehrheitsgruppe lehnt diesen Vorschlag ab – und beantragt ein schnelleres Vorgehen mit einer anderen Reihenfolge.

Das ruft gleich zu Beginn der Sitzung FDP-Ratsherr Frank Peters auf den Plan: Er spricht von einem Änderungsantrag, der erst am Freitag verschickt und damit zu spät eingegangen sei, um ihn zulassen zu können. Oestmann sieht das anders: Es handele sich um einen Antrag, der auf den der Schule zurückgehe und so auch während der Sitzung formuliert werden konnte. Das übernimmt dann Joachim Hickisch von den Grünen.

Die Debatte: Hickisch erklärt zunächst, alle Argumente für und wider eine dritte Oberstufe in Rotenburg seien in den vergangenen Jahren kontrovers ausgetragen worden. „Es ist daher müßig, diese Argumente zu wiederholen.“ Die bisherigen Gespräche der beteiligten Schulen – IGS, das Ratsgymnasium sowie die Berufsbildenden Schulen – hätten nicht auf Augenhöhe stattgefunden. Hickisch: „Die Schule hat Anspruch auf Gewissheit.“ Der Antrag sei für das nächste Schuljahr einzureichen, „damit diese Schule weiterhin am Leben bleibt“. Die Oestmann-Variante mache das nicht möglich.

Klaus Rinck (CDU) ist sich sicher: „Die Sachargumente sprechen für die Beibehaltung der zwei Oberstufen-Standorte.“ Man folge der „Kompromisslinie“ Torsten Oestmanns, um zu zeigen, „dass wir an einer Lösung interessiert sind“. Ein Ja also zum ursprünglichen Beschlussvorschlag, „um Frieden zu schaffen“. Peters sowie der junge Ratsneuling Aaron Kruse (CDU) schlagen in die gleiche Kerbe. Kruse plädiert dafür, erst einmal externe Expertise einzuholen. Der Anspruch des Rates sei ein Neuanfang – „dazu haben wir nun die Möglichkeit.“

Und doch lässt sich in dieser einen Stunde der Graben erkennen, der sich nach wie vor zwischen Befürwortern und Kritikern einer dritten Oberstufe auftut. Die einen sagen, alles soll bestenfalls bleiben, wie es ist. Die anderen finden, „auch eine kleine Oberstufe kann gute Arbeit leisten“. Hinsichtlich des Hinweises von Oestmann, angesichts der zu erwartenden Kosten habe man noch die Sanierung des Ronolulu, die Stadtentwicklung und die Kanalisation vor der Brust, erklärt Hickisch: „Stadtentwicklung kostet viel Geld. Bildung auch.“ Der IGS laufe aber die Zeit davon. Gesprächsangebote habe es in den vergangenen zwei Jahren keine gegeben.

Ein Hinweis, der später im Foyer der Schule diskutiert wird und manchen Besucher auf die Palme bringt. Ebenso wie der Hinweis auf die Möglichkeit eines Sport-Abiturs mit der IGS-Oberstufe. „Eine Frechheit. Das stimmt so nicht“, hört man einen Gast laut schimpfen. Das alles dürfte vielen Rotenburgern bekannt vorkommen.

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