Präventionspuppenbühne der Polizei in der Stadtschule

Die Gefahr lauert im Netz

Der Junge Tobi lernt im Internet die Maus Trixie kennen u2013 und verrät ihr einiges über sich. Welche Folgen das haben kann, zeigt das Theaterstück. Fotos: Beims
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VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Rotenburg – „Mama hat immer gesagt, pass auf im Internet. Und jetzt ist was passiert...“ Tobi stößt ein tiefes Seufzen aus. In der abgedunkelten Aula der Rotenburger Stadtschule ist es mucksmäuschenstill. „Netz-Dschungel“ heißt das Stück, das Kai Lührs und seine Kollegin Hanna Sterner von der Präventionspuppenbühne der Polizeidirektion Lüneburg gerade einigen Viertklässlern der Schule am Grafel sowie der Grundschule am Trochel in Bothel präsentieren. Die Aufführung behandelt das Thema Sicherheit im Netz.

Dem zehnjährigen Tobi, gespielt von Sterner, ist seine Gutgläubigkeit zum Verhängnis geworden: Er surft im Internet, spielt und lernt dabei verschiedene Leute kennen. Auch die „kleine, süße Maus“ Trixie. Die ist erst richtig nett, entpuppt sich jedoch bald als hinterhältige Ratte. Das Problem: Tobi hat ihr schon Daten verraten, seine echten. Und ihr ein Foto geschickt. Jetzt erpresst sie ihn. Erst soll er eine Pizza bestellen, dann plötzlich ein iPhone. Tobi ist ratlos und verängstigt – und vertraut sich seiner Mutter an.

Das ist genau der richtige Weg, sagt Lührs in der Pause nach der Vorstellung. Davon gibt es in dieser Woche mehrere, um möglichst viele Viertklässler mit dem Thema zu erreichen. Wenn etwas passiert, sei es wichtig, dass Kinder sich einem Erwachsenen anvertrauen. Sei es Eltern, älteren Geschwistern oder einem Lehrer. „Wenn ihr ein komisches Bauchgefühl habt, bleibt damit nicht alleine“, appelliert Lührs, der seit vier Jahren auf der Puppenbühne steht.

Im Internet lauern viele, oft unterschätzte, Gefahren für die Jüngsten. Dazu gehört beispielsweise auch die Suchmaschine Google, merkt Lührs an. Die ist nicht für Kinder geeignet. Suchen diese nach für sie harmlosen Begriffen, können dort schnell Bilder auftauchen, die sie nicht sehen sollten.

Auch in den Schulen sei das kein geeignetes Instrument, werde aber aus Unwissenheit oft genutzt. „Deshalb brauchen wir einen Medienbeauftragten an den Schulen“, erklärt Lührs.

Doch es sei nicht die Aufgabe der Schulen, Kinder im Umgang mit dem Internet zu sensibilisieren. Mediensicherheit ist ein „höchst persönliches Thema“, das bei den Eltern verankert sein sollte, betont Lührs. Das Bewusstsein zu schärfen und ihre Internetaktivitäten zu überwachen, sei nicht Aufgabe der Schule.

Doch im Elternhaus, das wissen die Polizisten nur zu gut, kommt die Sensibilisierung oft zu kurz – durch mangelndes Interesse oder fehlendes Hintergrundwissen. Das merken Lührs und Sterner oft bei Elternabenden im Rahmen der Vorführungen. Zu viele Eltern kümmern sich nicht richtig darum, wie ihr Nachwuchs mit dem Internet umgeht. Oft ist das, was die Kinder sich ansehen oder wo sie sich bewegen nicht altersgerecht. Viele spielen schon Spiele ab 18 Jahren, die nicht ohne Grund erst ab dann frei gegeben sind. Dabei sollte abgesprochen werden, was erlaubt ist und was nicht – und das wird gesperrt.

Gerade die Pandemie habe noch einmal befeuert, dass Kinder öfter vor dem Smartphone oder Tablet geparkt werden. Dass dabei nichts passiert, ist utopisch. Umso wichtiger ist, dass Kinder wissen, wie sie sich online verhalten sollten. Was gebe ich preis? Was gehört überhaupt zum Internet? Lührs erwähnt dabei „Alexa“, die 24 Stunden am Tag zuhört, ebenso den neuesten Trend Smartwatches, die Einschulungskinder teils schon in ihren Schultüten finden – auch zur Überwachung der Sprösslinge durch die Trackingfunktion. „Manche Eltern sind übervorsichtig“, beschreibt Sterner. Sie verfolgen damit ihre Kinder, beobachten, wo sie sich aufhalten.

„Es ist nicht alles schlecht. Kinder werden damit groß heutzutage, das ist auch wichtig. Das ist die Zukunft. Aber sie müssen den richtigen Umgang damit lernen“, betont Sterner. Unvorsichtigkeit kann schwere Folgen haben – wenn später Jugendliche beispielsweise arglos Bilder von sich verschicken, um anderen zu gefallen, und diese geteilt werden. Was einmal im Internet ist, bleibt auch im Internet, verdeutlicht Lührs am Ende dieser Vorstellung.

Mit „Netz-Dschungel“ versucht das Präventionsteam, den Kindern klar zu machen, wo die Gefahren lauern, sie dafür zu sensibilisieren. Dafür nutzen sie bewusst das Theater, da das Erleben nachhaltiger ist. Lührs sagt aber auch: „Einmal bringt nichts, um für das Leben gewappnet zu sein.“ Es ist wichtig, am Ball zu bleiben – vor allem im Elternhaus. Es gibt zwar kindgerechte Seiten, nur würden diese nicht ausschließlich verwendet. Auch Kleinigkeiten wie das nächtliche Abstellen des Wlans seien Maßnahmen: „Viele Eltern wundern sich, warum die Kinder morgens müde sind“, sagt Lührs – kein Wunder, wenn sie die halbe Nacht im Internet verbracht haben.

Im Anschluss folgt eine wichtige Nachbereitung in den Klassen, die der Rotenburger Kontaktbeamte Fred Krüger übernimmt. Und da sieht er oft „Aha-Effekte“: „Die Kinder erinnern sich oft noch an Details.“ Das Grundverständnis sei bei vielen da, wichtig sei es, dieses Bewusstsein für richtiges Verhalten weiter zu schärfen.

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