Wie Kommunen mit dem Thema Energiesparen umgehen

Augen auf den Verbrauch

Schwimmmeister Henry Kraft misst die Temperatur im Sottrumer Freibad: Die Gemeindeeinrichtung wird über eine Biogasanlage beheizt. Foto: Baucke
 ©

Rotenburg – Gas? Wird teurer. Benzin? Wird teurer. Strom? Wird teurer. Die Liste lässt sich noch beliebig weiterführen. Die aktuelle Versorgungskrise trifft viele Haushalte besonders stark. Energiesparen ist da das Stichwort. Viele Tipps dazu kursieren derzeit im Internet. Aber nicht nur Privatleute müssen sehen, wo sie Energie einsparen können. Auch in den Kommunen wird das Thema rege debattiert.

In Rotenburg hat das städtische Gebäudemanagement zuletzt alle Nutzer der stadteigenen Liegenschaften angeschrieben und ihnen ebensolche Tipps an die Hand gegeben: Zum Beispiel lieber Stoßlüften statt die Fenster dauerhaft auf Kipp zu haben. Damit möchte die Stadt zu entsprechend umsichtigem Verhalten animieren, erklärt Erste Stadträtin Bernadette Nadermann. Was mittel- und langfristig zur Energieeinsparung geplant ist, entnimmt die Stadt aus den Auswertungen im Rahmen des Energiemanagements. Dadurch erkennt sie, wo dringender Handlungsbedarf herrscht. Ein erster Austausch dazu hat bereits stattgefunden. „Im nächsten Schritt können die Objekte dann unter Berücksichtigung des Aufwands für die erforderlichen Maßnahmen in Relation zum Einsparpotenzial priorisiert werden und die erforderlichen Mittelanmeldungen in die Haushaltsberatungen einfließen“, so Nadermann.

Die Samtgemeinde Bothel ist bereits sehr gut aufgestellt. Bauamtsleiter Volker Behr betont, dass „Energieeffizienz und Klimaschutz schon seit Jahren Themen“ seien und angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen seien sie sowohl im Hinblick auf den Klimawandel als auch der befürchteten Versorgungsengpässe aktueller denn je.

Anfang des Jahres wurde ein örtlicher Biogasanlagenbetreiber damit beauftragt, die öffentlichen Einrichtungen am „Campus Bothel“ über das bereits vorhandene Nahwärmenetz mit Wärme zu versorgen. „Betroffen sind insgesamt zehn kommunale Einrichtungen der Gemeinde und Samtgemeinde: Kindertagesstätte, Schulen, Turnhallen, Freibad, Bürgerhaus, Bauhof, Rathaus und Feuerwehrhaus. Mit der Nahwärmeversorgung sind wir künftig nicht mehr von fossilem Gas abhängig“, so Behr. Für den Standort in Hemslingen ist die Wärmeversorgung ebenfalls über ein Nahwärmenetz geplant.

Mit Hochdruck arbeite man jetzt daran, Fotovoltaikfreiflächen zu installieren. Die Crux dabei: „Einerseits sollen die Anlagen ihren Teil zur Energiewende beitragen, andererseits sind wertvolle unbebaute Grundstücke im Außenbereich betroffen, die für die landwirtschaftliche Urproduktion benötigt werden.“ Bei der politischen Diskussion soll auch geprüft werden, inwieweit solche Anlagen auf bereits versiegelten Flächen, zum Beispiel auf Dächern großer Gewerbehallen, errichtet werden können.

Auf dem Botheler Rathausdach arbeite bereits seit Jahren eine Fotovoltaikanlage. „Mit einer Einspeisung von bis zu 16 000 Kilowattstunden werden elf Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart.“ Mit diesen Dingen und dem Windpark Brockel-Bartelsdorf werde sich demnächst der Klimamanager befassen, der im Rathaus einzieht.

Ein paar Kilometer weiter östlich wird ein Fachmann oder eine Fachfrau demnächst einen vergleichbaren Posten besetzen. „Auch bei uns gilt: Energiesparen ist oberstes Gebot“, sagt Visselhövedes Bürgermeister André Lüdemann. Als erste Maßnahme sei die Temperatur des Wassers im Hallenbad um gut ein Grad gesenkt worden. „Das merkt der Badegast kaum, aber es spart uns sieben bis zehn Prozent Stromkosten“, so Lüdemann, der froh ist, dass das Wasser ebenso wie andere städtische Einrichtungen mit Wärme aus einer Biogasanlage beheizt werden – „und nicht mit Gas“.

Weitere Sparmaßnahmen werden ebenfalls diskutiert. „Dabei geht es um Vorlauftemperaturen der Heizungen in den öffentlichen Gebäuden, um ein früheres Ausschalten der Straßenbeleuchtung in bestimmten Bereichen, und auch um Raumtemperaturen in den Sporthallen“, berichtet Mathias Haase, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.

Aktuell seien die Hausmeister angehalten, zu gucken, wo in den Schulen Einsparmöglichkeiten bestünden. „Es muss die Frage gestellt werden, ob man zum Beispiel wirklich aus allen Wasserhähnen warmes Wasser braucht.“ Aber eines stellt Haase ebenso klar wie Volker Behr aus Bothel: „Frieren wird niemand in unseren Schulen und anderen Gebäuden.“

Die Gemeinde Scheeßel hat bereits zwischen 2006 und 2008 einen Energiesparwettbewerb zwischen dem Rathaus und der Beekeschule veranstaltet. Und auch sonst sei das Thema präsent, sagt Bürgermeisterin Ulrike Jungemann. Seit Jahren werden monatlich die Verbräuche von Strom, Wasser und Gas beobachtet. „So sind Ausreißer sofort sichtbar und es kann gegengesteuert werden.“ Zudem wird die Wärme der Biogasanlagen in öffentlichen Liegenschaften als auch privaten Haushalten genutzt. Das bedeutet für Schulen, Rathaus, Bücherei und einige Kindergärten Versorgungssicherheit. Der Ausbau des Wärmenetzes wird derzeit geprüft, ebenso, ob Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Bestandsbauten möglich sind. Für weitere Maßnahmen soll demnächst ein Klimaschutzmanager sorgen.

Die Samtgemeinde Fintel sei immer bemüht, möglichst wenig Energie zu verbrauchen – unabhängig vom aktuellen Preis, sagt Bürgermeister Sven Maier. Bei Neubauten achte die Verwaltung darauf, was langfristig günstig und wirtschaftlich vertretbar ist. „Parallel dazu überprüfen wir alle Verbräuche in den Liegenschaften.“ Denn seit Oktober 2021 wird mithilfe des Klimaschutzmanagers ein Klimaschutzkonzept erarbeitet. Allerdings war die Stelle seit März vakant, ist gerade neu besetzt worden. Temperaturabsenkungen in Klassen- und weiteren Räumen sind derzeit nicht geplant, wohl aber werde das Thema Lüften „uns voraussichtlich ab Spätsommer wieder einholen“, meint Maier.

Schon vor der aktuellen Situation hat die Samtgemeinde Sottrum die Heizzeiten in allen öffentlichen Gebäuden angepasst. „Wir prüfen weitere Einsparmöglichkeiten“, sagt Verwaltungschef Holger Bahrenburg. „Die Samtgemeinde wird nach und nach auf alternative Systeme umsteigen, sodass mittel- und langfristig eine Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern gegeben ist.“

Einige Einrichtungen, wie Rathaus, Freibad und Oberschule, sind bereits von fossiler Energie getrennt und werden über die örtliche Biogasanlage mit Wärme versorgt. Was die Schulen angeht, sei die Kommune gut aufgestellt. „Natürlich werden wir weiterhin nach Einsparpotenzialen suchen und jede Maßnahme mit den jeweiligen Gebäudenutzern abstimmen.“

acb, nin, jw

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser