Wunschbox: Moritz Rochel reist mit Großvater Manfred an die Ostsee - Von Dennis Bartz

Flaschenpost für Mama

Der zwölfjährige Moritz ist gerne am Meer. Er war zuvor bereits einige Mal mit seiner Mutter Marina Rochel dort.
 ©Foto: Privat

Landkreis Rotenburg. Ein letzter Urlaub am Meer. Noch einmal mit Sohn Moritz die Steilküste Fehmarns entlang wandern und mit einem Bulli am Midsummer-Festival teilnehmen. Das war der große Wunsch der an Krebs erkrankten Marina Rochel aus Bretel. Um ihr das zu erfüllen, hatte sich ihre Freundin Maike Clüver im vergangenen Jahr an der Wunschbox-Aktion der Rotenburger Rundschau beteiligt. Und die Resonanz der Leser war überwältigend: Aus ganz Deutschland erreichten die Redaktion E-Mails und Anrufe. Bulli-Besitzer boten ihre Fahrzeuge an, Hoteliers erklärten sich bereit, kostenlos ein Zimmer zur Verfügung zu stellen, und dazu gingen zahlreiche Spenden für die junge Frau ein, die mit dem Geld eine Haushaltshilfe finanzieren wollte.

Die große Anteilnahme gab der begeisterten Fotografin auch dann noch Hoffnung, als sie bereits von der Palliativstation ins Hospiz verlegt werden sollte. „Sie war bis zuletzt eine große Kämpferin und hat sich nie aufgegeben“, erzählt ihr Vater Manfred Rochel. Dabei hatte die junge Frau zu dieser Zeit bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich: 2004 war sie an einem Mundbodenkarzinom erkrankt, 2017 zeigten sich bei einer Routineuntersuchung neue Karzinome. 28 Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen ließ sie insgesamt über sich ergehen, ehe sie entschied: Damit ist Schluss. Trotzdem tat sie alles dafür, um den Krebs doch noch zu besiegen, und glaubte daran – vergeblich. Am 20. Februar starb die 36-Jährige.

Wenige Tage, bevor der zweite Corona-bedingte Lockdown Anfang November verhängt wurde, trat nun ihr zwölfjähriger Sohn Moritz in den Herbstferien mit seinem Großvater Manfred die Ostsee-Reise an. Sven Gerken, stellvertretender Direktor des IFA Hotel & Ferien Centrums auf Fehmarn, hatte die beiden für eine Woche in ein Zwei-Zimmer-Appartement eingeladen. „Dort war alles vom Feinsten und wir haben uns sehr wohl gefühlt“, berichtete Manfred Rochel wenige Tage nach der Reise.

Fehmarn ist für ihn so etwas wie sein zweites Zuhause. Seit 1985 war er mit seiner Familie jedes Jahr dort. Zu Beginn war es eine unbeschwerte Zeit, der jedoch viele Schicksalsschläge folgen sollten. Sohn Lars starb im Alter von nur 23 Jahren an den Folgen einer Thrombose, im Sommer 2019 erlag Ehefrau Renate nach langer Krankheit einem Krebsleiden und in diesem Frühjahr verstarb Tochter Marina. „Die Reise nach Fehmarn steckt für mich voller Erinnerungen an die Drei“, sagt der 62-Jährige, der trotz allem seine Lebensfreude nicht verloren hat und sich nun mit viel Liebe um Enkel Moritz kümmert. Für die beiden startete der Urlaub, als sie über die Fehmarnsundbrücke fuhren und Manfred Rochel seinen Enkel fragte: „Kannst Du das Meer schon riechen?“

Während ihres Aufenthalts hatten sie fast immer bestes Wetter mit viel Sonnenschein. „Wir haben zusammen all die Plätze besucht, an denen Moritz mit Marina schon einmal war“, berichtet Manfred Rochel. Dabei durfte auch die Farmworld nicht fehlen. Denn den Zwölfjährigen begeistert alles, was mit Treckern zu tun hat. Auf dem landwirtschaftlichen Hof in Bretel, auf dem Großvater und Enkel zusammen wohnen, beweist der Schüler bereits sein ganzes Geschick am Lenkrad des Traktors, den er bereits alleine fahren kann.

Jeden Morgen um halb sechs, wenn Langschläfer Moritz noch im Bett lag, drehte sein Großvater mit Hündin Bella eine Runde am Strand. Nach dem Spaziergang holte er Brötchen für das gemeinsame Frühstück. „Wir waren danach fast den ganzen Tag draußen und haben den Strand und das Meer genossen. Die Ostsee ist niemals gleich: Mal schimmert sie grün, mal blau.“ Es gab immer etwas Neues zu entdecken. Dazu hatten die beiden Glück, dass auf Fehmarn gerade Drachenfest war, das sie oft besuchten.

Nur an einem Tag, an dem es viel regnete, zogen die beiden einen Besuch im Spaßbad vor. „Wegen der Pandemie waren dort nur 100 Besucher zugelassen. Es war alles bestens organisiert“, erinnert sich Manfred Rochel, der sich während des Urlaubs auf die Essenswünsche seines Enkels einstellte: „Es gab fast jeden Tag Pommes mit Currywurst. Das kann ich vorerst nicht mehr sehen“, lacht der Hobby-Tischler.

Aber das war es wert. Denn Moritz gefiel es in der Woche an der Ostsee so gut, dass er zu seinem Großvater sagte: „Weißt Du, am liebsten würde ich bis Weihnachten hierbleiben.“

Das klappte zwar leider nicht, denn die Schule startete wenige Tage später wieder. Aber der nächste Besuch ist bereits fest eingeplant – spätestens im Juni kommenden Jahres wollen die beiden am Bulli-Festival teilnehmen. Der Veranstalter hat für sie Tickets reserviert. Sie reisen dann so an, wie es sich Marina gewünscht hatte: mit einem VW Bulli, den ihnen die Familie von Christina Behrens aus Rotenburg zur Verfügung stellt.

Vor der Abreise hatte der zwölfjährige Moritz noch etwas Wichtiges zu erledigen: „Ich habe eine Flaschenpost für Mama geschrieben und sie so weit ich konnte ins Meer geschmissen.“

Die Wunschbox

Auch 2020 wollen wir mit Ihnen, liebe Leser, dafür sorgen, dass Menschen, die es in diesem Jahr nicht so leicht hatten, ein glückliches Weihnachtsfest feiern können.

Aber dafür sind wir wieder auf Ihre Ideen und auf Ihre Hilfe angewiesen! Leser der Rotenburger Rundschau reichen als Wunschpaten bis zum 16. Dezember den Herzenswunsch eines Menschen ein, von dem sie überzeugt sind, dass er es verdient hat. Dafür füllen sie den Coupon aus und schicken diesen an das Pressehaus: Rotenburger Rundschau, Wunschbox (z. Hd. Dennis Bartz), Große Straße 37, oder schreiben eine E-Mail an: wunschbox@rotenburger-rundschau.de.

Bei den Wünschen sollte es sich nicht um Geldwünsche und andere materielle Dinge handeln. Die Wünsche sollten zudem für einen Verwandten, Freund oder Nachbarn bestimmt und generell realisierbar sein. Die Rundschau veröffentlicht die schönsten und außergewöhnlichsten Ideen im Laufe der Vorweihnachtszeit und sucht auf diesem Wege Wunscherfüller, die sich bei der Redaktion melden. Dies können andere Leser oder Betriebe sein.

Die Rundschau stellt den Kontakt zwischen Wunschpate und Wunscherfüller her und berichtet über die Erfüllung des Wunsches. Ein Anspruch auf Erfüllung besteht nicht. Die Teilnahme ist kostenlos, der Rechtsweg ausgeschlossen.

Abgabefrist: 16. Dezember 2020

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