Visselhöveder Verwaltung startet eigene Arbeitsvermittlung - VON JENS WIETERS

Schnell in einen Job

B-Tec-Chef Sascha Michaelis (v.l.) zeigt Bürgermeister Andru00e9 Lüdemann, Übersetzer Dmitriy Sredin und Raphaela Christof vom Amt für Stadtmarketing, welche Tätigkeiten Menschen aus der Ukraine bei ihm ausüben könnten. Foto: Wieters
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Visselhövede – Rund 60 vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen haben vorübergehend oder vielleicht auch für immer eine neue Heimat in Visselhövede gefunden. „Nach den ersten Erholungstagen steht bei den Erwachsenen, überwiegend sind es Frauen, ein Wunsch ganz oben auf der Liste: Sie wollen arbeiten“, sagt Raphaela Christof, im Rathaus zuständig für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung.

Zwar wurden die bürokratischen Hürden hinsichtlich der Arbeitserlaubnis dieser Flüchtlinge bundesweit herabgesetzt, aber das reicht der Stadtverwaltung noch nicht. „Wir wollen die Menschen möglichst schnell in Lohn und Brot bringen, ohne langen Aufenthalt in Ämtern oder auch zeitraubenden Briefverkehr, sondern zeitnah und unbürokratisch“, betont Bürgermeister André Lüdemann. Er hat gemeinsam mit Christof und vor allem einigen Unternehmern jetzt eine Art Jobbörse aus der Taufe gehoben, die sich speziell an die Menschen aus der Ukraine richtet. „Denn viele von ihnen sind fachlich gut qualifiziert, und in vielen Unternehmen unserer Region werden händeringend Fachkräfte gesucht“, hat Christof in Erfahrung gebracht. Jetzt geht es darum, Jobsuchende und Jobanbieter auf dem kleinen Dienstweg zusammenzubringen.

Und dabei steht der Stadtverwaltung Dmitriy Sredin nun ehrenamtlich zur Verfügung. Der Maschinenbauingenieur aus der Ukraine durfte mit seiner Frau und den drei Töchtern Mitte März aus der umkämpften Hauptstadt Kiew aufgrund der Kinderzahl ausreisen. Er kennt Lüdemann wegen intensiver Geschäftsbeziehungen in der Vor-Bürgermeister-Ära und war sofort bereit zu helfen. Dabei sind vor allem seine erstklassigen Deutschkenntnisse von Vorteil, denn „die Sprache ist natürlich zu Beginn für die Arbeitssuchenden immer noch die erste größere Hürde“, sagt Lüdemann, der aber alles daran setzt, dass die Neuankömmlinge möglichst schnell die Deutschkurse besuchen, die das Bildungswerk der Niedersächsischen Volkshochschulen vor Ort im Haus der Bildung anbietet.

„Aber auch wenn die Sprache zunächst noch ein wenig holprig ist, biete ich dennoch eine, vielleicht sogar zwei Vollzeitstellen je nach Qualifikation“, betont Sascha Michaelis, Chef des Unternehmens B-Tec im Visselhöveder Gewerbegebiet, der unter anderem im Internet unter der Marke „Kalle, das Kabel“ Steckdosenleisten, Adapter und Verlängerungskabel für die Camping- und Wassersportbranche vertreibt. „Ich hätte gerne Verstärkung in unserer Endmontage“, so Michaelis sicher beispielgebend für andere örtliche Firmen. Denn mit der Vermittlung von Arbeitssuchenden durch die Agentur für Arbeit hat Michaelis „nicht unbedingt die besten Erfahrungen“ gemacht. „Darum wäre es recht einfach und unkompliziert, Menschen aus der Ulraine über diese Jobbörse zu bekommen.“

Damit Sredin auch weiß, welche Tätigkeiten seine Landsleute in den Unternehmen verrichten sollen, will er sich die Arbeitsplätze vorher genau ansehen – wie bei „Kalle, das Kabel“, wo ihm, dem Bürgermeister und auch der Fachfrau für Wirtschaftsförderung der Arbeitsplatz in der Endmontage der Kabelverbinder demonstriert wurde.

„So kann ich den Interessierten genau erklären, was gemacht werden muss, was verdient wird und wie das mit der Sozialversicherung läuft, die ja ganz anders ist als bei uns Zuhause“, freut sich Sredin, während Michaelis bereits über einen Ausbildungsplatz für jüngere Ukrainer nachdenkt.

Natürlich weiß Christof, dass über diese Börse auch Hilfstätigkeiten vermittelt werden, denn „eine Mutter mit drei kleinen Kindern, die gerade dem Krieg entkommen ist, kann nicht in einen Job einsteigen, der sie mehr fordert, als nur die vereinbarte Arbeitszeit“. Aber dennoch will Christof die Börse nicht als Vermittlungsstelle für „billige Arbeitskräfte“ sehen: „Es geht darum, dass die Fachkräfte hier Arbeit finden, um hier auch gesellschaftlich Fuß zu fassen.“ Und Bürgermeister Lüdemann stellt klar, dass die Börse nicht die Agentur für Arbeit ersetzen soll, aber vor Ort „geht doch manches etwas schneller“.

Er hofft natürlich, dass es Firmen dem Unternehmen B-Tec gleichtun und ihre freie Stellen der Stadt melden.

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