Turmwächter trägt Visselhöveder Geburtsorte in eine Karte ein - Von Thomas Hartmann

Von Aachen bis Zwenkau

Turmwächter Willi Reichert mit der Karte, in die er alle 1.793 unterschiedlichen Geburtsorte der Visselhöveder Einwohner eingetragen hat Foto: Hartmann
 ©Rotenburger Rundschau

Die Weltkarte im Visselhöveder Turmwächterhäuschen ist in den vergangenen Wochen zum ständigen Begleiter von Willi Reichert geworden. In mühevoller Fleißarbeit trug er sämtliche Geburtsorte aller Visselhöveder Bürger in eine Google-Maps-Karte ein. 1.793 verschiedene Städtenamen musste er zuordnen und lokalisieren. Das Projekt soll im Rahmen des Kultursommers zum Thema Heimat insbesondere beim Kulturfrühstück am Sonntag, 1. September, ins Programm eingebaut werden.

„Datenschutzrechtlich ist das selbstverständlich alles ganz korrekt über die Bühne gegangen“, betont Reichert. Er hat über den Eigenart-Chef Ralf Struck vom Einwohnermeldeamt der Stadt eine anonymisierte Auflistung aller Geburtsorte bekommen. „Da sind keine Rückschlüsse auf die dahinterstehenden Personen möglich.“ Weil aber auch keine Postleitzahlen dabeistanden, musste Reichert so manches Mal nachforschen und ist sich nicht bis zum letzten Ort absolut sicher, ob er den richtigen gefunden hat: „Neustadt gibt es eben einfach zu oft.“ Pro Anfangsbuchstaben der Orte hat er im Schnitt etwa eine Stunde gebraucht. „Ich war heilfroh, als ich bei X und Y ankam und Xanten nicht dabei war“, erzählt er. Und er erinnert sich an spannende Abschweifungen vom eigentlichen Arbeitsziel, wenn er bei gewissen Orten im Internet umherschweifte und Wissenswertes darüber nachlas. „Da stecken überall Geschichten dahinter, die die Phantasie anregen. Und ich würde mich freuen, die eine oder andere davon zu hören“, erklärt er. Hintergrund: Die Karte ist unter goo.gl/PrsCe öffentlich zugänglich und freigegeben zur Bearbeitung. „Da darf jeder gerne Fotos hinterlegen oder Geschichten einfügen“, so Reichert. Und wie war er auf diese zugegeben etwas verrückte Idee gekommen? „Das schwebte mir schon lange vor. Eigentlich, weil ich wissen wollte, ob auch aus meiner alten Heimat Menschen in der Region leben.“ Als das Thema „Heimat, die wir meinen“ für den Kultursommer auserkoren wurde, dachte sich Reichert: Das passt. „Die Sehnsucht und die Frage, wo denn die eigenen Wurzeln liegen, beleuchten das Thema Heimat hier vor Ort noch einmal ganz anders. Und da können dann vielleicht aus Vorurteilen gegenüber bestimmten Herkunftsländern auch liebenswerte Wesenseigenschaften werden. Wichtig ist uns, neugierig zu machen“, betont er zusammen mit Andreas Goehrt vom Theater Metronom, der als Koordinator für das Kulturfrühstück nun die Aufgabe hat, die Möglichkeiten zum Agieren mit dieser Karte in das Programm zu integrieren. Reichert würde die Aufgabe wohl nicht noch einmal angehen, seit er weiß, was für Arbeit dahintersteckt. Schließlich galt es auch, Schreibfehler wie „Wuppsertal“ und „Waslrode“ zu eliminieren. Aber der Spaß an der Sache ist ihm noch deutlich anzumerken, weil ihm zwischen der Eingabe der Orte Aachen und Zwenkau so manche Erkenntnis kam. „In Visselhövede gibt es gebürtige New Yorker, aber keine Isländer. Menschen aus Skandinavien wohnen nicht an der Vissel, wohl aber einige aus Südamerika und Australien. Und was mag einen Menschen aus dem schönen Neuseeland wohl bewogen haben, in die Heide zu ziehen?“ Wer mehr über die Karte wissen will, kann im Internet nachschauen und beim Kulturfrühstück das Gespräch mit Reichert suchen. Mehr über den Kultursommer in Visselhövede finden Interessierte unter www.kultursommer-visselhoevede.de.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser