Theater Hof 19 mit „Geschichten aus Bollerup“ im Metronom - Von Jens Loës

Suleyken ist auch anderswo

Jens Hasselmann, Tammo Messow und Dieter Hinrichs berichteten aus dem fiktiven Örtchen Bollerup. Foto: Jens Lou00ebs
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Hütthof. Eine Faltbühne, von einem Klapprad gezogen: Schon der Auftakt machte klar, dass sich die „Geschichten aus Bollerup“, mit denen das Theater Hof 19 aus Oldenburg kürzlich im im Metronom-Theater in Hütthof ein Gastspiel gab, sehr schwierig in nur ein Genre einordnen ließen. Das Stück orientiert sich an der Erzählung „Der Geist des Mirabellenbaums“ von Siegfried Lenz in einer Bühnenbearbeitung von Marc Becker.

Und je länger der Abend dauerte, desto mehr verschwammen die Grenzen zwischen den klassischen Kategorien und dem, was dort auf der Bühne vor sich ging. So beschreibt die Theatergruppe aus Oldenburg ihr Schauspiel auch als eine „Mischung aus Moritat und Commedia dell´arte, pointiertem Schauspiel, Live-Musik und Songs“ – und besser kann man diese Darbietung nicht umreißen.

Die Darsteller beschrieben dem Publikum die nicht vorhandenen Orte und Personen und überließen sie deren Phantasie. Durch die eigenwillige Bühnenkonstruktion – indem auf der Bühne eine weitere Bühne errichtet wurde – grenzten die Schauspieler die Rahmenhandlung auch deutlich räumlich ab. Bollerup, soviel sei verraten, liegt irgendwo im nirgendwo zwischen Hamburg und Kiel in unmittelbarer Nähe zur See. Erwähnenswert an diesem Ort und wichtig für die weitere Handlung ist die Tatsache, dass nahezu sämtliche Bewohner des Ortes den Nachnamen Feddersen tragen. Die drei Darsteller Jens Hasselmann, Tammo Messow und Dieter Hinrichs berichten in wechselnder Reihenfolge lustig und lehrreich aus dem Dorfleben, das sich so oder so ähnlich zugetragen hat. Wer sich nun an die wohl deutlich bekannteren „Geschichten aus Masuren – So zärtlich war Suleyken“ erinnert fühlt, tut dies zurecht. Denn die eigenwilligen Charaktere des Dorfes und ihrer noch eigenwilligeren Lösungen für Probleme des Alltags gibt es hüben wie drüben. Und auch in Bollerup führt die gefundene Lösung nicht immer schlussendlich zum anvisierten Ziel. Dem Ensemble aus Oldenburg gelingt es dabei, stets mit passenden Dialogen und gekonntem Spiel von Mimik und Gestik die Zuschauer auf ihrer Seite zu behalten und den Faden der Geschichte nachvollziehbar zu machen ohne dabei die Spannung zu verlieren. Die einzelnen Geschichten werden dabei jedes Mal durch eine Art gesungenem Motto am Ende abgeschlossen. Die verwendeten Musikinstrumente orientieren sich dabei an denen, die in irgendeiner Art und Weise und Funktion bereits in der Geschichte zuvor Verwendung fanden. Mit dieser Art der gesungenen Poesie, die vor allem im osteuropäisch-baltischen Raum sehr stark Verwendung findet, schließt sich dann auch der Kreis nach Suleyken. Am Ende kommt noch Fiete Feddersen, der verhinderte Bürgermeister von Bollerup, zu Wort, indem er die Gemeinde fragt: „Warum geht der junge Dachs nur einmal im Leben ins Wasser? Weil er schon beim ersten Mal feststellt, dass er nicht gern nass wird.“

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