Landrat Hermann Luttmann äußert sich zu WUG-Anliegen - Von Nina Baucke

Frage des Abstands

Wittorf. Wieviel Abstand zu einer Windkraftanlage ist genug? Diese Frage beschäftigt weiterhin die Wittorfer Initiative für Umwelt und Gesundheit (WUG) – auch nach dem kürzlichen Besuch bei Landrat Hermann Luttmann in Rotenburg. In einem Brief an die Initiative nahm der Verwaltungschef nun Stellung zu dem Anliegen.

Hintergrund ist ein geplantes Vorranggebiet für Windkraft, dass zwischen Wittorf und Lüdingen entstehen soll – und das nach Meinung der WUG viel zu dicht an der dörflichen Bebauung liegt: Bei der voraussichtlichen Höhe von etwa 200 Metern der vorgesehenen Anlagen sei ein Abstand von 1.000 Metern zu wenig. Das sieht Luttmann anders, in dem Schreiben bestätigt er den bundesweit empfohlenen Vorsorgeabstand von 1.000 Metern als ausreichend, um eine „optisch bedrängende Wirkung“ als auch „mögliche nachteilige Auswirkungen durch Schall-immissionen und Schattenwurf auf ein unerhebliches Maß zu minimieren“. „Tatsache ist, dass Bayern bereits eine Entfernung nach der Formel H10 – die Höhe mal zehn als Abstand – vorschreibt“, widerspricht die WUG in einer Stellungnahme dem Landrat. „Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die erheblichen Auswirkungen durch Flügelschlaggeräusche und Infraschall der aktuellen Anlagenhöhen von 150, beziehungsweise 160 Metern. Wenn vor Jahren bereits für Anlagen dieser Größenordnung ein Abstand von 1.000 Metern festgelegt wurde, dann muss für zukünftige Anlagen mit Höhen von 230 bis 270 Metern ein größerer Abstand bestimmt werden. Sonst sind die Bürger wieder die Leidtragenden – wie die in Bartelsdorf.“ Die Initiative kritisiert zudem die damit verbundene Form einer Bürgerbeteiligung. „Die Riesenanlagen werden den Bürgern vor die Nase gesetzt, und ihnen dann großzügiger Weise eine Minderheitsbeteiligung der Millioneninvestitionen anzubieten, ist sehr fragwürdig. Das soll dann ein Bürgerwindpark sein?“, so die WUG weiter.

Die Anmerkung der Wittorfer, dass der Landkreis mit veralteten Zahlen arbeite, fließt nun in die Arbeit der Verwaltung mit ein. „DieTabelle wird überprüft und kann vielleicht ersatzlos entfallen, denn der Landkreis will im Raumordnungsprogramm nicht mit veralteten Daten arbeiten“, so der Landrat.

„Wir schlagen vor, die Parameter für Vorranggebiete zu ändern“, so die WUG in ihrer Stellungnahme zu dem Schreiben. „Rückt man von der Voraussetzung einer Mindestgröße von 50 Hektar eines Vorranggebietes ab und lässt auch kleinere Flächen mit mehr Abstand zur Wohnbebauung zu, wäre dies hilfreich.“

Des Weiteren teilte Luttmann den Wittorfern mit, sich mit dem Landesbergamt in Verbindung zu setzen, um die Frage zu klären, wieviel Abstand zwischen Windkraftanlagen und Messstationen, wie die an der Verpressanlage in Grapenmühlen, liegen muss.

Dass allerdings Dänemark aufgrund der Auswirkungen von Infraschall den Bau von Windkraftanlagen gestoppt hätte, bestätigte Luttmann hingegen nicht: „Das dänische Ministerium für Klima, Energie und Bau hat sogar explizit bekannt gegeben, dass die Planung von Windrädern auch während des Untersuchungszeitraums einer Studie zu Infraschall weitergehen kann.“ Die WUG hält dagegen, dass es sich dabei um Offshore-Anlagen handele, an Land sei der Ausbau gestoppt. „Und Planung bedeutet noch keine Ausführung.“

Einen weiteren Punkt der Wittorfer, das geplante Gebiet sei Lebensraum für den Rotmilan, will Luttmann laut Schreiben prüfen. WUG-Mitglied Gerd Richter ist sich dagegen bereits sicher, dass der Vogel zurückgekehrt ist – und dieses Jahr sogar im Doppelpack. „Auch andere Wittorfer haben ihn kürzlich bereits in dem Bereich gesehen“, so Richter.

Die Initiative plant nun ihren Kenntnisstand für alle Bürger in Form einer Internetdokumentation aufzuarbeiten. „Wir wollen die Dinge erfassen und für alle dokumentieren“, so Richter. Noch sei das Projekt in der Gestaltungsphase, aber noch in diesem Jahr soll es online gehen.

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