Ausstellung mit Bildern von Christine Steyer im Wasserturm

Melancholie in Blau

Tomke Heeren (rechts) begrüßte Christine Steyer (2. von rechts) als Künstlerin im Wasserturm. Foto: Janila Dierks
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Visselhövede (jd). Es wird blau im Visselhöveder Wasserturm: Turmwächterin Tomke Heeren eröffnete am vergangenen Sonntag die neue Ausstellung, die noch bis zum 20. August jeweils samstags und sonntags besucht werden kann. Die Künstlerin Christine Steyer, die zwischen Wiesbaden und Worpswede pendelt und seit 2002 ihre Bilder mehrfach international ausstellt, arbeitete bei der Erstellung der 32 gezeigten Werke mit einer ganz bestimmten fotografischen Technik: der Cyanotypie.

„Die Cyanotypie ist ein um 1850 erfundenes Verfahren, bei dem lichtempfindlich beschichtetes Papier dem Sonnenlicht ausgesetzt wird“, erklärte Steyer die Technik vereinfacht. Entwickelt wird dann mit Wasser und was bleibt, ist ein Bild in blau und weiß: Blau die Stellen, auf die Licht fiel, und weiß dort, wo das Papier von etwas verdeckt wurde. „Die Entwicklung eines Bildes ist für mich immer wieder wie ein neues blaues Wunder: Wenn das ursprünglich grüne Papier sich erst braun und dann schließlich blau färbt.“

Auf diese Weise schuf Steyer mehrere abstrakte sogenannte Fotogramme. „Ich war fasziniert von Licht und den Projektionen und Reflexen, die beispielsweise durch die Sonne manchmal entstehen“, erinnerte sich die Künstlerin an den Beginn ihrer Arbeit. Um diesen Eindruck festzuhalten, sei die Cyanotypie – die Steiner kurz zuvor kennengelernt hatte – sehr geeignet. Sie experimentierte mit Folien, die sie auf das zu belichtende Papier legte.

„Die ersten Bilder habe ich auf einer Tischtennisplatte in der Schule belichtet, in der ich als Kunstlehrerin arbeite“, bemerkte Steiner mit einem Lachen. Entstanden sind dabei faszinierende Bilder, mal mit weichen Farbverläufen der Blautöne, die fast unscharf wirken und mal mit erstaunlich scharf gezeichneten Kanten, die die benutzte Folie noch erahnen lassen. Für diese abstrakten Werke ist Steyer womöglich die einzige Künstlerin, die die Cyanotypie verwendet.

Doch inzwischen arbeitet Steyer auch motivisch. Bilder aus Venedig, Portraits und Abbildungen aus verlassenen Häusern finden sich neben den abstrakten Werken ebenfalls im Wasserturm. Von Stockwerk zu Stockwerk wechselt das Thema. „Bei diesen Fotos arbeite ich mit Negativen“, erklärte Steyer weiter. So groß, wie die Negative seien, so groß würde später auch das fertige Bild. Dabei sei jedes Bild ein Unikat. Doch: „Nicht jedes Fotos eignet sich, um in blau-weiß dargestellt zu werden“, so die Künstlerin. Die Bilder müssten durch die Cyanotypie etwas Neues gewinnen, eine zweite Ebene bekommen. „Das Blau der Cyanotypie hat etwas zusätzlich Melancholisches. Das passt nicht zu jedem Bild.“

In der Motivwahl lässt sich Steyer daher frei inspirieren. Da ist eine zerschlissene Puppe und ein Stein auf einem Fensterbrett zu sehen, eine Gondel auf einem Kanal und Menschen, die an einer Hasenstatue vorbeigehen. „Bei den Fotos ist nichts arrangiert. Die Grundsituation habe ich immer so vorgefunden, manchmal füge ich dem noch etwas hinzu, jedoch nicht immer“, verriet Steyer. So erzählen die Bilder Geschichten, die auf jeden Betrachter anders wirken können.

Von diesem Effekt zeigten sich die ersten Besucher der Ausstellung am vergangenen Sonntag sichtlich fasziniert. In regem Gespräch tauschten sie sich mit Steyer aus, die während einiger eröffnender Worte erklärte: „Ich freue mich, dass ich hier sein kann. Dieser Turm hat ein ähnliches Alter wie die Technik der Cyanotypie, also passen meine Bilder hier sehr gut her.“

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