Willius’ Elternvortrag an Oberschule war mäßig besucht

Medienkompetenz ohne Verbote

Ralf Willius von "Smiley" sprach über Medienkompetenz und Gefahren im Internet.
 ©Elke Keppler-Rosenau

Sottrum (kr). Kinder befinden sich in der heutigen Mediengesellschaft auf der technischen Überholspur. Sie sind scheinbar ohne Handy oder Tablet nicht lebensfähig und verlernen zu sprechen – so denken viele Eltern. Auch tun sich Jugendliche zunehmend schwer, einen Text mit der Hand zu schreiben, Kopfrechnen ist ganz aus der Mode gekommen und kommuniziert wird nur noch mit beiden Daumen. Erste gesundheitliche Probleme bei Jugendlichen, die nur noch mit gesenktem Kopf durchs Leben gehen, lassen Ärzte aufhorchen. Darüber hinaus bietet die vielfältige Internetnutzung Gefahren, die entweder nicht ernst genommen oder nicht rechtzeitig erkannt werden.

Grund genug, für die Sottrumer Oberschule für die sechsten Klassen einen Workshop zum Thema „Medienkompetenz jetzt! Verantwortungsvoller Umgang mit den neuen Medien“ zu veranstalten. Im Anschluss daran hatte die Bildungseinrichtung zu einem Vortrag mit dem Sozial- und Informationspädagogen Ralf Willius aus Hannover geladen. Er arbeitet bei Smiley, dem Verein für Förderung der Medienkompetenz, der mit Schulklassen, Elternarbeit, außerschulische Jugendarbeit und Lehrerfortbildung anbietet. Regine Beate Plettenberg, Konrektorin und Silvia Heinzelbecker, Sozialpädagogin der Oberschule, konnten allerdings nur eine Hand voll interessierter Eltern begrüßen. Die aber gekommen waren, erlebten einen spannenden Vortrag, wie mitten aus dem Leben gegriffen.

Willius zeigte die rasante Entwicklung der neuen Medien auf. Was gestern okay war, sei heute völlig out und morgen vergessen. Er selbst würde von Schülern als der Englischlehrer von damals angesehen. Eine Art Fossil, das noch Telefone mit Schnur kennengelernt habe. Dabei sei es unverzichtbar, Heranwachsende auf Probleme aufmerksam zu machen, die ihnen im Netz begegnen würden. „Du hast nur mal eben ein paar aktuelle Songs über eine Tauschbörse aus dem Netz geladen und schon flattert dir ein paar Tage später ein Brief von einem Anwalt ins Haus. Da wirst du aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben, einige Tausend Euro an Schadensersatz zu zahlen und zudem die Anwaltskosten zu übernehmen“, zeichnete der Medienexperte ein reales Szenario nach. Das sei mitnichten ein Einzelfall. Die Unterhaltungsindustrie würde mit aller Macht versuchen, ihre Urheberrechte an Musiktiteln zu schützen und würde insbesondere Tauschbörsen nach illegal eingestellten Inhalten systematisch durchsuchen. Es gäbe sogar Unternehmen, die sich auf die professionelle Ermittlung und Verfolgung von Urheberrechtsverstößen spezialisiert hätten.

Auf keinen Fall sollte man sofort die geforderte Unterlassungserklärung unterschreiben, sondern sich vielmehr schnell innerhalb der gesetzten Frist juristisch beraten lassen. Nicht selten würden die Maßnahmen übers Ziel hinausschießen. Es sei wichtig, mit seinen Kindern darüber im Vorfeld zu reden, denn es gäbe bei verschiedenen Anbietern schon für knapp einen Euro einzelne Songs zum runterladen oder für eine Monatspauschale von etwa zehn Euro unbegrenzt Lieder für den privaten Gebrauch.

Eltern sollten sich angesichts dieser Gepflogenheit nicht hilflos fühlen, sondern sich auf ihre erworbene Erziehungskompetenz berufen. „Reden Sie mit Ihren Kindern. Schauen Sie hin, was sie im Netz tun und wohin sie und mit wem sie unterwegs sind“, ermunterte Willius. Das gelte nicht nur für die Kostenfalle im Internet, sondern auch für Chats. Falls eine Wlan-Verbindung genutzt werde, sollten die gängigen und aktuellen Sicherheitseinstellungen vorgenommen werden.

Auch die Macht der Bilder wurde angesprochen und was zu tun sei, wenn peinliche Fotos Verbreitung finden. Es sei notwendig, dass Heranwachsende ganz früh eine eigene Medienkompetenz erwerben. Natürlich bemühten sich Schulen, diese zu vermitteln, aber Eltern sollten das Thema nicht ausblenden, sondern vorleben. Datenschutz sei ebenso wichtig wie der Sicherheitsgurt im Auto, hieß es weiter, wobei es dem Referenten gelang, einzelne Beispiele sehr unterhaltsam darzustellen.

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