„Tanz, Sottrum, Tanz!“: Kulturini bringt Vielfalt aufs Parkett

Drei Tage Rhythmus im Blut

Die Lütten vom Kindergarten Hellwege zeigten, dass Tanzen auch Spaß macht, wenn man sich nicht so hundertprozentig an die Choreografie hält.
 ©Wilfried Adelmann

Hellwege. „Oh Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen“: Joachim Reich beendete mit diesem Zitat von Aurelius Augustinus seinen Vortrag über die Bedeutung des Tanzes für den Menschen. Der im vierten Jahrhundert nach Christus lebende Kirchenlehrer hatte schon früh erkannt, dass Tanzen eines der Triebfedern der Menschen ist, die ihn Kultur schaffen lässt und Verbindungen unter den Menschen knüpft, die von den verschiedenen Sprachen unabhängig sind. Mit seinem Vortrag setzte Reich einen Punkt an diesem Wochenende des Tanzes, um auch in intellektueller Hinsicht den Besuchern der Veranstaltung „Tanz, Sottrum, tanz!“ etwas zu bieten.

Die Kulturinitiative Sottrum hatte mit der Unterstützung der Samtgemeinde Sottrum und der Gemeinde Hellwege zu einem Kulturwochenende eingeladen, das seines Gleichen in der Umgebung sucht.

Edwin Bohlmann, seine Partnerin Anke Carstens und viele, viele Helfer boten im Heimat- und Kulturhaus Hellwege einen Querschnitt verschiedener Formen des Tanzes, wie sie in den umliegenden Gemeinden und darüber hinaus zu finden sind.

Nach den Eröffnungsreden von Klaus Dreyer, dem stellvertretenden Samtgemeindebürgermeister, und Wolfgang Harling dem Bürgermeister von Hellwege, trat Bohlmann ans Mikrofon und erklärte das Tanzwochenende für eröffnet. Der Saal war voll, das Licht ging an und nach kurzen, technischen Problemen ertönte auch die Musik, und eine Schar von „Mäusen“ lief auf die Bühne. Die Kleinsten aus dem Kindergarten Hellwege trippelten unter der Führung ihrer Erzieherinnen in den Gemeindesaal und zeigten, was der Nachwuchs in Sachen Tanz zu bieten hat. Das Publikum aus Eltern, Onkels und Tanten war begeistert und auch den Tanz-Zwergen sah man die pure Freude an.

Gleich danach folgte die Cheerleadergruppe „Phönix“ des TV-Sottrum, die schon eine Menge Preise abgeräumt hat und auch in Hellwege die Zuschauer mitriss, wenn sie aus einer Mischung aus Tanz und Akrobatik den Feuervogel fliegen ließen.

Die Ballettschule zeigte ein Potpourri aus ihrem Lernprogramm. Von Pippi Langstrumpf bis zum „Nussknacker“ zeigten Kinder, Jugendliche und Erwachsene, was nach intensivem Training auf die Bühne gebracht werden kann. Auch für sie gab es kräftigen Applaus.

Am Abend des ersten Tages kam ein Film auf die Großbildleinwand des Kulturhauses. Mit „Wüstentänzer“ griffen die Veranstalter ein Thema auf, das immer wieder in der westlichen Welt für Erstaunen sorgt: das Verbot des Tanzes unter Androhung von schwersten Strafen. Dort zeigen sich Parallelen zum Vortrag von Joachim Reich über die Bedeutung des Tanzes für den Menschen. Aus rituellen Bewegungsabläufen entwickelte sich die rhythmisch-ekstatische Ausdrucksformen, die autokratischen Systemen schon immer suspekt erschienen.

Damit hatten „De Beekscheepers“ aus Scheeßel keine Probleme. Allerdings hielt sich die Besucherzahl für die in Blaudruck und Arbeitstracht gekleidete Jugendtanzgruppe des Vereins in Grenzen. Mit Akkordeonbegleitung stellte Jörn Klee, der Leiter der Jugendabteilung des Tanzvereins, die verschiedenen Tanzstile der Region vor und was es an weiteren Entwicklungen in der Volkstanzszene gibt – denn moderne Musik hat ihren besonderen Reiz, wenn sie in Tracht und klassischen Tanzformen dargeboten wird.

Verschiedene Tänze konnten dann am Abend kennen gelernt und bis spät in die Nacht ausgelebt werden. Reich bot mit seiner Partnerin Christiane Reich-Ludwig Einblicke in die Varianten des Tangos. Es folgten zeitgenössische Formen des Tanzes, unter anderem mit Zoe Bohlmann und Florian Grenz. Karin Christoph spielte gekonnt das Akkordeon dazu. Eine Einführung in latein-amerikanische Tänze sollte dann auf die Hauptattraktion des Abends vorbereiten: Edwin Bohlmann und Team war es gelungen, das Latin Dance Orchester „Labiba“ aus Hannover für einen ihrer gefeierten Auftritte zu gewinnen. Mit 25 Musikern erzeugte diese Band einen Schalldruck, der die Gäste auf die Tanzfläche eilen ließ, um bei Salsa- und Rumbaklängen das zu feiern, was ein Urbedürfnis des Menschen ist: sich nach rhythmischen Klängen und eingängigen Melodien bewegen und so eine gegenseitige Verständigung zu erzeugen.

Der letzte Tag des Wochenendes war dann auch der Idee des Tanztees gewidmet und was der Standardtanz bieten kann. Tanzlehrer Eicke von Hörsten bot Einblicke in Turnier-, Standard- und Lateintanz. Mitglieder des TC Wieste zeigten danach, was entstehen kann, wenn man unter der Leitung von Hanne und Klaus Werner intensiv übt. Die beiden preisgekrönten Turniertänzer warfen sich am Schluss in Schale und mit dem Glanz der Kostüme boten sie einen festlichen Abschluss der Vorführungen.

Mit dem Film „Shall we dance?“ mit Richard Gere und Jennifer Lopez wurde das Tanz-Wochenende in die Schlussphase geleitet. Man kann den Veranstaltern nicht nur ein großes Lob aussprechen, dass sie so ein Kulturerlebnis mit seinen komplizierten, logistischen Anforderungen so reibungslos geschafft haben, sondern man muss ihnen auch wünschen, dass bei ähnlichen Kulturveranstaltungen die Gästezahl noch steigt, denn wie der Bürgermeister von Hellwege am Anfang meinte: „Nicht nur zum Wohnen leben die Menschen in unseren Gemeinden. Man muss ihnen auch Kulturelles bieten, damit die Ortschaften attraktiv bleiben.“ Mit „Tanz, Sottrum, tanz!“ ist dies gelungen. Wer Freude daran hatte, kann gespannt auf die nächste Veranstaltung 2019 warten, wenn es heißt „Sing, Sottrum, sing!“.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser