Rundschau-Serie über Höhen und Tiefen des Saisongartenlebens - Von Andreas Schultz

Mit Taten zu Salaten

Die ersten vorgezüchteten Setzlinge von Salatpflanzen machen es sich bereits gemütlich in der Saisongarten-Parzelle von Rosemarie Swingle und Andreas Schultz. Bis dahin war es weiter Weg.
 © Andreas Schultz

Bötersen. „Nur die Harten kommen in den Garten“ und am besten geht alles mit dem „grünen Daumen“: Vielleicht sollten wir gleich zu Anfang mal mit allen überstrapazierten Floskeln aufräumen, die da so „wachsen und gedeihen“. Denn die Harten – nun, das sind wir sicher nicht, so kaputt wie meine Hände nach dem ersten Einsatz im Saisongarten ausschauen. Und das mit dem grünen Daumen ...

... nun ja, mit dem ist es nicht so weit her, wenn ich mir unsere Zimmerpflanzen anschaue. Trotzdem wollen wir es wagen, auch wenn in unserem kleinen Zwei-Personen-Team erste Zweifel keimen, als zwischenzeitlich die Frage aufkommt, ob wir auf dem Acker auch Pilze groß kriegen. Dass wir viele davon essen, ist sicher ein starkes Argument, das Rosemarie da ins Feld führt. Ein gutes Gegenargument sind die Voraussetzungen. „Fast alles ist möglich“, sagte Hermann Solte, als er das Böterser Saisongartenprojekt vorstellte (die Rundschau berichtete). Aber Champignons sind Gewächse, die in dieses kleine „Fast“-Fenster fallen.

Also keine Pilze. Dafür einigten wir uns auf Bohnen, Erbsen, ein rotblättriger Salat mit einem schwer auszusprechenden französischen Namen („Merveille des quatre saisons“), Kohlrabi, Möhren, Zwiebeln und Spinat. Später auch Kürbisse, Zucchini und Gurken. Bis auf wenige bunte Blumenpunkte ein reiner Nutzgarten. So ist zumindest der Plan.

Aber mit Plänen ist das immer so eine Sache: Eine falsche Zahl und alles ist für die Katz. Wir saßen bestimmt zwei Stunden mit Bleistift und Radierer am großformatigen Block. Wohin die Wege, wie breit die Beete? Oder anders gefragt: Wie lässt sich der vorhandene Platz optimal nutzen? Wegen grauer Radiergummi-Spuren ließen sich irgendwann die ebenfalls grauen Linien kaum noch erkennen, aber der Plan reifte.

Und vor Ort angekommen warfen wir ihn gleich über den Haufen – wir sind ja flexibel. Fälschlicherweise waren wir beim Zeichnen von sieben mal zehn Metern ausgegangen, tatsächlich sind es sechs mal zehn.

Ich glaube, das Schlimmste an der Gartenarbeit ist das Warten. Wenn man mal so gar nichts tun kann, und Ergebnisse sich Zeit lassen. Zum Beispiel, wenn die Saat ein paar Tage braucht, bevor sie unter der Erde keimt. Oder wenn Saatgut bestellt, aber noch nicht eingetroffen ist. Oder wenn man Verwandte in weiter Ferne besucht und nicht ackern kann und alle anderen Beetbesitzer genau das im Sonnenschein tun – das dachte ich zumindest.

Als wir wieder in Bötersen auf dem Feld stehen, wächst dort nur die Erleichterung. Wir wollten nicht die Letzten sein, die richtig loslegen. Speziell ich hätte es nicht ertragen können. Ich weiß, Garten hat nichts mit Wettbewerb zu tun, trotzdem schaut man doch, was andere so machen und misst sich daran – ich zumindest. Aber glücklichweise ist zum Zeitpunkt der Rückkehr nur unser Feld mit Markierungen versehen. Eine Beetnachbarin, selbst gerade noch mit der Harke aktiv, spricht uns an: Ob wir da mit unserem Feld schon so weit wären. Tatsächlich haben wir erst ein paar Erbsen unter der Erde, von denen wir noch nicht wissen, ob sie aufgrund des Saatgut-Alters aufgehen werden. Trotzdem schwillt mir ein wenig die Brust vor Stolz. Hoffentlich bleibt das nicht das Einzige, was in diesem Garten wächst.

Über die Autoren

Als Hermann Solte Anfang März mit der Idee eines Saisongartens in Bötersen an die Öffentlichkeit ging, waren Rosemarie Swingle und Andreas Schultz sofort Feuer und Flamme für die Vision eines „eigenen“ Stück Landes für die Gemüseproduktion. Die Herausforderung: Keiner von beiden hat weitergehende Erfahrung mit Bewirtschaftung einer – wenn auch kleinen – Ackerfläche. Da er hauptberuflich für die Rundschau schreibt, und sie das neben dem Studium tut, berichten beide nun abwechselnd in dieser Gartenkolumne über die Lichtblicke und Fallstricke der teils erdigen Grünpflegearbeiten. Das Ziel ist klar: Rosemarie und Andreas wollen „mit Taten zu Salaten“ kommen.

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