Rundschau-Serie „Mit Taten zu Salaten“ / Folge 14: Finale und Vorfreude - Von Rosemarie Swingle

Nie wieder ohne

Die Freude über eigenwillig gewachsene Rüben ist groß.
 ©Andreas Schultz

Bötersen. Langsam neigt sich diese Gartensaison dem Ende zu. Auf dem Acker liegen nur noch vereinzelt Kürbisse und Zucchini, zwischen den verblühenden Gemüsepflanzen und wilden Kräutern.

Beim Betrachten der Pflanzen öffnet sich ein gedankliches Bilderbuch. Es handelt vom Vergehen der Zeit, Höhen und Tiefen, Hitze und Regen, Anfang, Mitte und Finale. Es fühlt sich wie ein Ende an, aber eines von hoffentlich vielen.
Einige der seltsamen Kunstwerke unseres Gartens liegen in der Küche. Zum Beispiel ausstellungs- und etwas überreife Karotten, die mit ihren komplexen Formen einen Produkt-Designer im Bekanntenkreis zum Staunen brachten. Die Karotten sehen teils aus wie kleine Sumo-Ringer, teils aber auch, als handle es sich um viele zusammengewachsene Wurzeln. Wir hatten die Samen zu nah beieinander platziert, diese etwas schräg anmutenden Fehlprodukte würde Mutter Natur wohl einfach „Zufall“ nennen.
Rückblickend erlebten wir viele von diesen „Zufällen“ und Absonderlichkeiten im Saisongarten: Schießende Salate, blaue Kartoffeln, hungrige Maden und Wurzelbohrer, ein Sonnenblumenmeer, riesige Zucchinis und Kürbisse, ovale Kohlrabi und vieles mehr.
Jetzt heißt es: Samen fürs nächste Jahr besorgen, denn, um es mit Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Garten ist möglich, aber sinnlos. Also Achtung, Garten macht süchtig!
Sei es aus dem Grund, selbst angebautes Gemüse in der Küche zu sehen und fast nichts einkaufen zu müssen. Sei es, weil viele Entscheidungen zur gesunden Menü-Planung bereits mit der Beetplanung fallen. Sei es, weil die Möglichkeit besteht, Freunden und Familie bunte, leckere, „gemüsige“ Geschenke zu machen oder Blumen aus dem eigenen Garten mitzubringen. Sei es, weil man den natürlichen Kreislauf von Wachstum und Ernte erlebt, der Gemüse wieder von einem Supermarktprodukt in ein kleines Wunder der Natur verwandelt. Sei es, weil Gärtnern eine gesellige und sinnvolle Arbeit ist, die Freude macht. Dieses und Jenes hat uns gut getan.
Pläne für die nächste Saison stehen beinahe schon: Wir werden voraussichtlich wieder im Böterser Saisongarten aktiv sein und mit der Zusammenstellung der Gemüsesorten variieren. Mehr Kartoffeln, wesentlich weniger Kohlrabi und Salat. Wir brauchen Tomatensorten, die den Regen im Freiland aushalten und Gurken, die auch wirklich nicht bitter werden. Die Vorfreude auf März steigt. Säen, pflegen, ernten: So kommen wir auch nächstes Jahr wieder mit Taten zu Salaten.

Über die Autoren

Als Petra und Hermann Solte Anfang März mit der Idee eines Saisongartens in Bötersen an die Öffentlichkeit gingen, waren Rosemarie Swingle und Andreas Schultz sofort Feuer und Flamme für die Vision eines „eigenen“ Stück Landes für die Gemüseproduktion. Die Herausforderung: Keiner von beiden hat viel Erfahrung mit Bewirtschaftung einer – wenn auch kleinen – Ackerfläche. Da er hauptberuflich für die Rundschau schreibt, und sie das neben dem Studium tut, berichten beide nun abwechselnd in dieser Gartenkolumne über die Lichtblicke und Fallstricke der teils erdigen Grünpflegearbeiten.

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