Radweg-Projekt Schleeßel-Taaken: Verhältnismäßig? - Von Andreas Schultz

Brückenbauer und Kritiker

Das Fundament für den Bau der Fahrradbrücke über die Wieste steht schon. Der Reeßumer Ratsherr Herbert Cordes bemängelt dennoch die hohen Kosten dieser Lösung.
 ©Andreas Schultz

Reeßum. Herbert Cordes ist mit der Gesamtsituation unzufrieden: Dass es mit dem Fahrradwegebau zwischen Schleeßel und Bittstedt nun losgeht, ist eine Sache – der Preis eine andere. 205.000 Euro werden voraussichtlich allein dafür fällig, dass Drahteselfahrer trockenen Rades über die Wieste kommen. Cordes: „Für mich stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit und ob es nicht auch anders möglich gewesen wäre“.

Mit dem Radwegebau wird es nun langsam konkret. Montag fielen bereits einige Bäume im markierten Bereich am Feldrand. Die Unterbauten und Erdarbeiten für die Radfahrbrücke sind schon vollendet, der Überbau befindet sich derzeit in der Fertigung und soll voraussichtlich Ende Februar/Anfang März aufgesetzt werden. Das teilt Christine Huchzermeier, Pressesprecherin der Kreisverwaltung, auf Nachfrage mit.

Die Gemeinde Reeßum ist mit rund 62.000 Euro an dem Brückenprojekt beteiligt, etwa 270.000 Euro trägt sie an dem Radwegebau Schleeßel-Taaken. Die Kosten für den 2,9 Kilometer langen Radweg belaufen sich nach Schätzung des Landkreises nach Auftragsvergabe etwa auf 1,14 Millionen Euro – inklusive Planung, Grunderwerb und Kompensation. „Das ist wohl der teuerste Radweg, der je gebaut wurde“, meint Cordes dazu mit sarkastischem Unterton.

Zum Vergleich: Die nahegelegene Radwegstrecke Schleeßel-Clüversborstel, die 2012 fertig und von den Dorfbewohnern mit großem Fest gefeiert wurde, schlug mit 363.000 Euro zu Buche. Was nach Abzug der 70-Prozent-Förderung für den zwei Kilometer langen Weg übrig blieb, teilten sich Landkreis und Gemeinde Hälfte-Hälfte: Rund 91.500 Euro trugen sie jeweils.

Die gravierendsten Unterschiede: Der Weg Richtung Taaken führt über die Wieste statt über den schmalen Jeerbruchgraben, und es befindet sich ein Biotop im Einflussbereich der Bauarbeiten. Das dürften die Ursachen für das sein, was Cordes stört: die vergleichsweise hohen Kosten.

Denn in den Anschlussbereichen muss der Radweg mit circa 100 Metern Winkelstützen eingefasst werden – „um das Biotop möglichst wenig zu beeinträchtigen“, erklärt die Kreisverwaltung. Die natur- und gewässerschutzrelevanten Maßnahmen hätten aber zumindest am Brückenbau keine Auswirkungen auf die Kosten gehabt. Und das, obwohl die Arbeiter das Einbringen der Spundwände durch Vibrieren statt Rammen umgesetzt haben und die neue Brücke über einen Fischottergang verfügen wird.

Und wäre es anders möglich gewesen, wie Cordes gerne wissen möchte? Die Frage nach kostengünstigeren Alternativen beantwortet die Kreisverwaltung mit einem knappen „Nein“. Ähnlich deutlich ist die Entgegnung auf den von Cordes ins Spiel gebrachten Vorschlag, einen Teil der Radstrecke über die bereits vorhandene Straßenbrücke zu führen, zum Beispiel bei gleichzeitiger Verengung der Fahrstreifen für den Autoverkehr. Bei neun Metern Fahrbahnbreite (der Landkreis misst acht Meter) müssten doch rund zwei Meter Platz für Radweg sein, so die Argumentation des Ratsherren. „Dies wurde im Zuge der Vorplanung geprüft, musste aber aufgrund von Tragfähigkeitsproblemen hinsichtlich der Mehrbelastung infolge von Änderungen am Tragwerk verworfen werden“, heißt es aus dem Kreishaus.

Bürgermeister Marco Körner sind die Bedenken seines Ratskollegen bekannt. Er erinnert daran, dass es auf Anregung Cordes’ auch eine Besprechung mit dem Landkreis hinsichtlich der Kosten, des Brückenbaus und der Naturschutzbelange gegeben habe. Neben dem Initiator waren der Bürgermeister und sein Stellvertreter Dieter Precht dabei gewesen. „Auch als uns in 2018 eine Kostensteigerung nach Ausschreibung der Arbeiten mitgeteilt wurde, hat der Gemeinderat trotzdem seinen Beschluss zum Bau des Radweges bekräftigt. Die Kostenentwicklung entspricht meiner Meinung nach den allgemeinen Kostensteigerungen im Bausektor, unter der alle Bauprojekte derzeit leiden“, sagt Körner. Das Gremium hatte auch die Möglichkeit, das Projekt fallenzulassen, hat sich aber anders entschieden. Wie der Bürgermeister nun im Zuge der erneuten Kritik erinnert, handelte es sich dabei um „einen demokratischen Mehrheitsbeschluss des Gemeinderates“.

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