Nullmeyer stellt ihre Autobiografie im Heimat- und Kulturhaus in Hellwege vor - Von Wilfried Adelmann

„So wird es kommen“

Heide Nullmeyer liest aus ihrer Biografie vor.
 ©Wilfried Adelmann

Hellwege. „Merkwürdig, dass ich so aufgeregt bin“, begann Heide Nullmeyer die Lesung ihres Buches mit dem Titel „So wird es kommen“. „Aber eigentlich auch wieder nicht“, setzte die bekannte Filmemacherin, fast wie im Selbstgespräch, ihre Gedanken fort. „Sonst bin ich es ja, welche die Interviews macht und jetzt werde ich zum Objekt der Öffentlichkeit.“

Mit mehr als 100 Filmen für Radio Bremen und ARD gehört Nullmeyer zu einer der erfolgreichsten Filmreporterinnen der Republik. Aber es ist eben etwas anderes, wenn sie nicht hinter der Kamera steht, sondern sich in einem voll besetzten Saal einem Publikum präsentiert. Gerade diese Sensibilität im Umgang mit Öffentlichkeit machen ihre Features und Reportagen aus. Nicht das schlichte Berichten über Menschen ist ihre Devise, sondern das Hinterfragen der Beweggründe, welche die interviewten Personen zu ihren Handlungen gebracht haben, interessiert die Reporterin.

Das war nicht immer so, berichtete Nullmeyer, die mit 80 Jahren nicht aufhört, sich Gedanken über die Welt zu machen und darüber, was die Menschen bewegt.

Als Teenager hatte Nullmeyer ihre große Liebe in England gefunden und folgte ihrem Griechen Dimitris nach Athen, um den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Aber schon nach der Ankunft bei seiner Familie zeigte sich, dass das Leben nicht immer so läuft, wie man es sich wünscht. Von der Heirat war keine Rede mehr und Dimitris verhielt sich eher distanziert, wie Nullmeyer aus ihren Aufzeichnungen berichtet. Doch die junge Frau blieb stur, und nach längeren Querelen feierte das Paar eine pompöse Hochzeit in Athen.

Die Verbindung verlor jedoch bald ihre Romantik, und nach einigen Jahren und etlichen Vorfällen mit ihrem „Traummann“ nahm Nullmeyer ihre sieben Sachen und ging zurück nach Deutschland. Fünf Jahre sollte es allerdings dauern, bis die Scheidung in Deutschland rechtskräftig war. Allerdings nur in Deutschland. Nicht im orthodoxen Griechenland. Und bis zum Tode ihrer Jugendliebe wich nie die Angst vor der Rache des Atheners, so las es Nullmeyer im schummrigen Licht des Saales im Heimat und Kulturhaus vor.

Die Begegnung mit Menschen ist nach Aussage der Filmemacherin das wohl Ausschlaggebenste, was das Leben für sie zu bieten hatte. Es habe Schwierigkeiten mit ihnen gegeben, aber es tauchten auch immer wieder „weltliche Schutzengel“ auf, die die Autorin auf ihrem Erfolgsweg zu einer bekannten Filmemacherin halfen. „Rolf Becker war so einer“, berichtete die resolute Frau an diesem Lesungsabend. „Er hat mir geduldig beigebracht, in welchen politischen Zusammenhängen Menschen handeln.“ Der Oberspielleiter am Goetheplatz in den 68er Jahren in Bremen wurde nach einer Skandalaufführung von Intendant Kurt Hübner entlassen und Nullmeyer ging konsequenterweise mit.

Sie fand bei Radio Bremen eine neue Tätigkeit und durch „Zufälle“ wurde aus der Sekretärin schnell eine Filmemacherin. Mit der Reihe „Frauengeschichten“ machte Nullmeyer von sich reden, da sie auch dort das Thema „Wie sind Menschen geworden, wie sie sind?“ wieder aufnahm. Sie bekam von der Kritik viel Lob für die Porträts verschiedener Frauen.

„Während meiner Filmarbeit begann ich ein Psychologiestudium in Bremen“, so Nullmeyer weiter. Annelie Keil und Ortrud Grön waren ihre Lehrerinnen, Träume und das Menschwerden ihre Themen. Was früh in die filmischen Reportagen einfloss, konnte sich nun begründen lassen.

Zusammenhänge auf der seelischen Ebene stellten sich klarer dar. Das Werden von Persönlichkeiten konnte Nullmeyer jetzt intensiv ergründen. Die intuitive Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln, war und ist eines ihrer Bestreben auch im spirituellen Sinn.

In ihrem Buch verknüpft Nullmeyer Vergangenheit mit Gegenwart und dem Zukünftigem ihres bewegten Lebens. Psychologische Gedankensplitter fügte sie hinzu, was dem Leser eine zusätzliche, tiefere Ebene erschließt.

Sie stellt mit ihrer Biografie nicht nur Stationen ihres Lebens dar, sondern versucht mit ihren Lebenserfahrungen auch anderen Menschen Mut zu machen, etwas in ihrem Leben zu riskieren – nach ihrem Motto „Nicht das Vertrauen verlieren, sondern sich etwas trauen“

Nach diesem Lesenachmittag, von der Kulturinitiative Sottrum organisiert, signierte Nullmeyer noch einige Bücher, und viele Besucher nahmen nicht nur eine „Entwicklungsgeschichte“, sondern quasi ein „Handbuch für ein mutiges, selbstbestimmtes Leben“ mit nach Hause.

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