Musikalisches Zwiegespräch in der Friedhofskapelle in Sottrum - Von Wilfried Adelmann

Ewigkeit strahlt in die Gegenwart

Die besondere Lichtstimmung in der Sottrumer Kapelle stützte das Flair, das Lieder- und Gedichtsbeiträge erzeugten. Fotos: Wilfried Adelmann
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Sottrum. „Nicht Totensonntag, sondern Ewigkeitssonntag würde ich diesen Tag gerne nennen“, so begann Pastor Dietmar Meyer die Einführung in das „Musikalische Zwiegespräch am Totensonntag“ in der Kapelle des Friedhofs in Sottrum. Zusammen mit Johannes Kaußler, dem Hassendorfer Singkreis und einem besonderen Harmonium hatte die Kirchengemeinde Sottrum zu einer feierlichen Gedenkstunde eingeladen, die aus Anlass von Stefan Georges 150. Geburtstag stattfand.

Texte des Dichters, der am Anfang des vergangenen Jahrhunderts sehr bekannt war, wurden von Kirchenmusiker Johannes Kaußler vorgelesen und durch die Vertonung von Karl Ehlert, einem Zeitgenossen von Max Reger, bekam diese Veranstaltung eine feierliche Stimmung, die durch das ausdrucksstarke Singen der Gedichte noch gesteigert wurde. Die Musik, von Kaußler auf einem Salonharmonium gespielt, verlieh dem Ganzen einen nostalgischen Glanz, der in den Beginn dieser besinnlichen Vorweihnachtszeit passt, in der sich auch über jenseitige Dinge Gedanken gemacht werden.

„Die Ewigkeit strahlt in die Gegenwart und in das Diesseits hinein“, betonte Pastor Meyer, der zwar zugab, dass die Gedichte von Stefan Georges manchmal schwer zugänglich sind, „aber sich durch den Klang der Worte ein eigener Zauber entwickelt“.

Die Friedhofskapelle war mit ungefähr 50 Gästen gut besucht und bot den richtigen Rahmen für diese Veranstaltung, die so noch nie in der Gemeinde stattgefunden hatte. Schon der Weg zu diesem Gedenk-ort war stimmungsvoll mit Lichtern gewiesen worden und die Texte, die Musik und der Gesang verschafften den Anwesenden einen Zugang zu den Ebenen der Ewigkeit, in der das Ich und das Du verschmelzen und es deutlich wird, dass die ewigen Prinzipien der Gestaltung die aufbauenden Strukturen des Vergänglichen bilden.

Georges Gedichtband „Das Jahr der Seele“ führt durch das Jahr, wobei der Herbst, in seiner nach innen gerichteten Betrachtung, von den Gastgebern besonders betont wurde. Und so schwebte über dem transzendenten Klang des Harmoniums der Gesang des Singkreises und berührte die anwesenden Gäste an diesem Totensonntag in ihrem Innersten.

Es folgten weitere Rezitate von Johannes Kaußler, der mit eindringlicher Stimme das Werk Georges darbrachte und später verriet, dass das Harmonium auf dem er gespielt hatte, ein französischer Urtyp dieser Instrumentenart sei und es im Gegensatz zum automatisierten Harmonium eine flexible Spielweise erlaube. Da der „Wind“ nicht gespeichert wird und dann gleichmäßig abbläst, sondern durch den Druck auf die Pedale ein dynamischer Klang erzeugt werden kann, der sehr individuell ist und ein gewisses Können erfordert, es nicht einfach sei, darauf zu spielen.

Und tatsächlich bringt dieses Druckwindharmonium die Luft zum Zittern, wenn man aufgeregt ist und die Pedale dementsprechend tritt, wie Kaußler selbstkritisch zugab. Der Stimmung an diesem Ewigkeitssonntag tat dies jedoch keinen Abbruch, sondern in der Friedhofskapelle entwickelte sich ein würdevoller Rahmen, der es ermöglichte, sich über den Tod und die Ewigkeit Gedanken zu machen und diese „mit nach Hause“ zu nehmen.

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