„Mit Taten zu Salaten“ / Folge fünf: Erntehelfer und das Feld in der Küche - Von Andreas Schultz

Flugstunde am Erbsenzaun

Biene bei der Arbeit: Vor allem die Erbsenblüten scheinen es ihnen angetan zu haben.
 ©Andreas Schultz

Bötersen. Unser Kühlschrank sieht aus wie Sau. Ein gutes Zeichen, denn Sand im Gemüsefach heißt: Die Ernte läuft. Der Wurzelbohrer und seine Komplizen lassen uns von den Salatköpfen genug übrig, dass wir nach jedem Besuch im Garten für zwei, drei Tage einlagern können. Nur, dass wir dabei so viel Acker mit in die Küche bringen, hatte ich vorher nicht auf dem Schirm. Das Feld sollte doch eigentlich auf dem Feld bleiben.

Auch abseits des Erntens ist der Garten eine Freude. Es ist eine wahre Befriedigung, wenn man nach der Arbeit vorfährt und der Boden ist noch feucht vom Regen. Der Unkraut-Level ist noch erträglich, also kann man sich mal anderen Dingen widmen: Das Grün mit den Augen aufsaugen, den schießenden Erbsenpflanzen beim Wachsen in die richtige Richtung helfen zum Beispiel. Und nicht zuletzt gibt es noch das tierische Schauspiel.

Der Mensch kann bei drei Dingen ewig zusehen: dem Meer beim Wellenschlagen, Feuer beim Brennen und anderen bei der Arbeit. Und so ergeht es mir mit den Bienen. Die Zucchini-Pflanzen blühen leuchtend gelb, einige Kartoffelblüten weiß. Letzteres ist auch die Farbe, in der die Erbsen blühen, wobei eine Vielzahl auch schon schwere Schoten trägt. An den vielen weißen Blüten arbeitet sich eine Hummel unablässig ab. Ich hole meine Kamera und beobachte nach der Rückkehr, dass der dicke Brummer seine zweite oder dritte Runde an unserem Erbsenzaun fliegt – zumindest seit ich da bin. Wie oft die Streifenträgerin bereits die Runde machte, ich weiß es nicht. Aber gemessen an der Anziehungskraft, die die Blüten auf die Biene ausübten, scheint die Zuckererbse ihren Namen nicht umsonst zu tragen.

Ob die Schoten sich mit dem Blattspinat vertragen, in der Pfanne zum Beispiel? Mit Knoblauch und Zwiebeln macht er sich ja schon allein super zu Nudeln oder Reis. Dazu ein einfacher Salat ...

Ja, wir genießen bereits. Natürlich geht auch das nicht ohne Arbeit, denn gerade der Spinat muss besonders gründlich gewaschen werden. Winzig kleine, schwarze Käferchen, nicht viel größer als der Punkt am Ende dieses Satzes, finden sich dort nämlich gern in kleinen Grüppchen zusammen. Wenn man nicht gerade ungeplant zusätzliches Protein zu sich nehmen möchte, sollte man sich auf vorsichtiges Säubern einstellen. Aber es gibt Schlimmeres, und der Aufwand zahlt sich schließlich beim Essen aus. Da setzt sich das eigene Gartengrün mit Leichtigkeit gegen den gekauften Blatt- und Blubb-Spinat durch.

Hoffentlich geht das die ganze Saison so erfolgreich weiter. Ein Highlight wäre für mich ein riesiger, ausgewachsener Kürbis, aus dem ein paar Brote und vielleicht etwas Suppe werden. Und wer weiß, vielleicht lassen sich die Bienen nicht nur zum Bestäuben überreden, sondern auch zum Abtransport.

Über die Autoren

Als Hermann Solte Anfang März mit der Idee eines Saisongartens in Bötersen an die Öffentlichkeit ging, waren Rosemarie Swingle und Andreas Schultz sofort Feuer und Flamme für die Vision eines „eigenen“ Stück Landes für die Gemüseproduktion. Die Herausforderung: Keiner von beiden hat weitergehende Erfahrung mit Bewirtschaftung einer – wenn auch kleinen – Ackerfläche. Da er hauptberuflich für die Rundschau schreibt, und sie das neben dem Studium tut, berichten beide nun abwechselnd in dieser Gartenkolumne über die Lichtblicke und Fallstricke der teils erdigen Grünpflegearbeiten. Das Ziel ist klar: Rosemarie und Andreas wollen „mit Taten zu Salaten“ kommen.

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