Kulturini veranstaltet Konzert in Hellwege

Musik bei offener Tür

Sänger Dieter Göllner und seine Bandkollegen von TrioZZic zogen das Publikum in ihren Bann.
 ©Wilfried Adelmann

Hellwege. „Nein, das geht gar nicht!“, so ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Rotenburg, dem Tatjana Schuba von der Kulturinitiative Sottrum ein Konzept vorstellte, mit dem ein Jazzkonzert im HuK in Hellwege stattfinden sollte. „Das Publikum soll die gespielte Musik im Vorbeigehen bei geöffneten Türen genießen können“, so Schuba, die selbst mit der Musikgruppe „Swingin‘Sounds“ daran teilnehmen wollte.

„Nee, die Leute müssen sitzen“, so die erste Vorschrift für ein Konzert in Coronazeiten vom Amt. „Daraus ergab sich“, so die Gesangslehrerin und Organisatorin des Konzerts, „dass es eine öffentliche Veranstaltung werden würde und zum Beispiel Toiletten zur Verfügung stehen müssten. Nach etlichen Telefonaten, um die Bedingungen für ein öffentliches Konzert abzustimmen, wurde unter anderem ein Hygienekonzept erstellt, Werbung gemacht und erwartungsvoll in die Zukunft geblickt.

Das Gesundheitsamt gab schließlich sein Okay. Der Veranstaltungstag kam, der Nachmittag der Eröffnung, viele Gäste und pünktlich um 16.45 Uhr begann der Himmel ebenfalls seine Türen zu öffnen: Es regnete stark. In Windeseile musste die Veranstaltung doch noch ins Innere des Saales verlegt werden. Die teure Musikanlage, die neu angeschafft und an diesem Tag vorgestellt werden sollte, bekam einen Platz im Trockenen. Das Publikum legte selbst Hand an, setzte die Gesichtsmasken auf, brachte Sitzgelegenheiten in den Saal und nach kurzer Zeit konnten die Musiker mit ihrer Show beginnen.

Den Anfang machte Swingin‘ Sounds mit Tatjana Schuba (Gesang) und Bettina Fischer (Keyboard). „Walking On Sunshine“ war ihr erster Titel und mit diesem Jazzstandard wurden die trüben Gedankenwolken verscheucht und der Starkregen tröpfelte nur noch vor den geöffneten Türen des HuK. Nach zwei, drei Musikstücken zeigte sich aber die Anspannung im Gesangsvortrag von Schuba, die seit den frühen Morgenstunden unterwegs war, um gemeinsam mit den anderen, ehrenamtlichen Helfern der Kulturinitiative, das Konzert an den Start zu bringen. Sie musste wegen eines „Froschs im Hals“ eine Pause einlegen.

„TrioZZic“ machte sich bereit und nach kurzem Umbau begann die Jazzband mit dem Stück „When Sunday Smells Like Sunday“. Die besondere Stimme von Dieter Göllner und sein Mundharmonikaspiel schlugen das Publikum sofort in ihren Bann und schnell waren der Regenguss und die lästige Mund- und Nasenabdeckung vergessen. Es folgte „Blues Andaluz“, der für Bohlmann eine Gelegenheit war, aus seinem Saxofon die originellsten Töne hervor zu zaubern und zusammen mit den anderen Bandmitgliedern die Stimmung von Hitze und Staub aus der andalusischen Landschaft in die norddeutsche Tiefebene zu bringen. Mit „Yellow Bird“ zeigte Bohlmann, dass er auch Querflöte spielen kann und so mischte sich der angeschmirgelte Gesang von Göllner mit den klaren Tönen der Flöte und entwickelte durch diesen Gegensatz eine Spannung, die das Publikum immer aufmerksamer werden ließ. Das eigenwillige Bassspiel von Randolph Hennig legte bei manchen Stücken noch eine Schippe drauf und so bekamen die Gäste einen Jazz zu hören, der individuell und doch harmonisch seine Musik entwickelte. Alexander Hanke sorgte mit seinem Keyboardspiel für die nötige Sicherheit im Hintergrund und ließ eher selten sein eigenes Musikprofil durchscheinen. Nach der Pause, in der ein Hut für die freiwilligen Einnahmen herumgereicht wurde, ging es mit „Six Steps To The Bar“ und einigen eigenen Stücken von Göllner weiter.

Nach zwei Zugaben und einem Basssolo der Extraklasse verließ TrioZZic die Bühne und machte für Schuba und Fischer Platz, die mit Swingin´ Sounds, und jetzt ohne „Frosch“, Klassiker des Jazzgesangs zur Darbietung brachten. Mit ihrer kräftigen, dunklen Stimme brachte Schuba den Südstaatensoul sehr gut ´rüber und Fischer ergänzte beeindruckend mit der Einstellung „Ragtime“ auf ihrem elektronischen Piano die schwüle, heiße Stimmung des Mississippideltas. „Summertime“ von Gershwin wurde ebenso überzeugend gebracht, wie „Big Spender“ von Coleman/Fields, mit dem das Konzert nach einer Zugabe dann auch endete. Das Publikum dieses Konzerts unter den Hygienebedingungen von Corona war begeistert, was nicht zuletzt an der neuen Musikanlage lag, die das Heimat und Kulturhaus Hellwege angeschafft hatte. Aus edlem Holz und noch edlerem Sound ist nichts Technisches bei der Übertragung von Stimme und Instrumenten durch das Natur-Schallwandler-System zu hören. Gesang und Spiel kommen so natürlich über die Bühne, dass nur noch Mikrofon und Tonabnehmer an den Instrumenten daran erinnern, dass es sich um einen verstärkten Klang handelt.

Eine Lesung im Oktober und ein Klavierkonzert im November sind im HuK geplant und nach den positiven Erfahrungen mit „Musik bei offener Tür“ wünscht man sich, dass auch andere Gemeinden vorsichtig ihre Türen öffnen und Kulturveranstaltungen im Rahmen der Hygienevorschriften wieder möglich werden.

Mehr Infos auf kulturinitiative-sottrum.de

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