Jürgen Schlobohm aus Horstedt fertigt Kerzenhalter für den guten Zweck - VON NINA BAUCKE

Licht im Birkenholz

Jürgen Schlobohm fertigt Kerzenhalter aus Birkenholz. Fotos: Baucke
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Horstedt – „Ein Licht für die Ukraine“ steht auf dem Papierschild im Vorraum der Johannes-der-Täufer-Kirche in Horstedt: Auf einem kleinen Tisch stehen Teelichthalter aus Birkenholz. „Es gibt nach den Gottesdiensten einige, die sich einen mitnehmen“, weiß Pastorin Haike Gleede. Natürlich nicht kostenlos, denn für jedes Exemplar bittet die Kirche um mindestens fünf Euro, wer mag, kann auch mehr in das Körbchen packen. Der Titel der Aktion verrät auch, an wen der Erlös fließt – die Diakonie Katastrophenhilfe, die damit Betroffene der Ukraine-Krise unterstützt.

Einer, den die Begeisterung für die Teelichthalter freut, ist Jürgen Schlobohm, denn in seiner Werkstatt sind die Stücke entstanden. „Es ist klasse, dass die so gut weggehen“, sagt er. Angefangen hatte es bereits im vergangenen Jahr, als auf seinem Grundstück Birken umfielen. „Da habe ich mich gefragt, was sich mit dem Holz anfangen lässt“, erinnert sich Schlobohm. Schon damals macht er aus den einzelnen Stücken des Birkenstammes Teelichthalter: Er bohrt eine passende Vertiefung und schleift die Enden ab. Erst gibt es nur ein Exemplar für seine Frau, dann versorgt er die Verwandtschaft, bevor die Idee aufkommt, sie auf dem Weihnachtsmarkt in Horstedt zu verkaufen.

Als Russland die Ukraine angreift, liest er in der Zeitung, dass die einen dies, die anderen das als Hilfsaktion machen. Auch er will irgendwie helfen und wendet sich dafür an Haike Gleede. Allerdings, sein Engagement hat einen Hintergrund, „ich habe eine persönliche Beziehung zur Ukraine“, sagt er. Sein Vater war als Soldat dort verletzt gestrandet und gesund gepflegt worden. „,Das sind Menschen‘, hat er immer gesagt“, berichtet Schlobohm. „Dazu habe ich jetzt auch einiges an Krankheiten hinter mir“, sagt der 74-Jährige, der seit einiger Zeit an Parkinson leidet und auf einen Rollator angewiesen ist.

Eigentlich war er gelernter Straßenbaumeister, „aber immer wenn ich als Leiter des Bauhofes Tischler losschicken musste, habe ich mir bei deren Arbeit einiges abgeschaut“, verrät er. „Und heute bastel ich einfach gerne, ich bin kein Typ, der sich einfach nur vor den Fernseher setzt.“ Zum „Gebastelten“ zählen unter anderem auch mehrere hundert Sitzbänke, die in der ganzen Region verteilt stehen – „bis zum Nord-Ostsee-Kanal“, wie Schlobohm stolz bemerkt. Aber auch in Horstedt stehen einige seiner Sitzgelegenheiten, ebenso wie in Rotenburg, Borchel, Zeven und Grasberg sowie am Bullensee und bei den „Wiestehummeln“ in Horstedt.

Mit dem Bauen der Bänke ist es mittlerweile schwierig geworden, aber für die Fertigung der Teelichthalter hat sich Schlobohm in der Diele seines Hauses eingerichtet, wo er im Sitzen an einem seiner selbst gebauten Tische arbeiten kann. Dort stehen auch schon etliche Rohlinge, die er Stück für Stück bearbeitet.

In dem Kirchenvorraum stehen sie nicht nur auf einem kleinen Tischchen, sondern auch auf der drehbaren Pyramide mit mehreren Ebenen daneben. In der Weihnachtszeit ist diese immer festlich geschmückt – und auch ein Werk Schlobohms. „Da war damals die schwierigste Frage, wo sich ein passender Motor herbekommen lässt. In der Alpenregion sind wir da fündig geworden“, weiß er noch.

Seine Aktion mit den Teelichthaltern aus Birkenholz kommt an, „schon nach dem ersten Gottesdienst kam die Küsterin zu mir, dass die ersten schon weg seien und ob ich noch nachliefern kann“, freut er sich. Trotz seiner Krankheiten will er sich den Spaß am Leben und den Humor nicht nehmen lassen. „Der Daumen bleibt oben“, sagt er. Umso wichtiger ist es ihm, mit Aktionen wie dieser anderen Menschen etwas zurückzugeben. Und er bietet an: „Ukrainern, die gerne ein Licht anzünden möchten, schenke ich gerne welche von den Teelichthaltern.“

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