Hinrich Schröder ist seit 50 Jahren der Glöckner von Hellwege

Schwingen und Klingen

Die Hellweger Glocke und den Hellweger Hinrich Schröder verbindet ein halbes Jahrhundert Geschichte.
 ©Rotenburger Rundschau

Hellwege. Das ist der Ton, den viele Hellweger kennen. Sie hören ihn am Sonntag, beim Ruf zum Gottesdienst nach Ahausen oder in die Hellweger Kapelle auf dem Friedhof. Auch wenn es einen Trauerfall gegeben hat, hört man ihn erschallen: In Form einer Glocke. Seit einem halben Jahrhundert liegt das alles in der Verantwortung von Hinrich Schröder.

Das setzt auch voraus, dass der große Metallklangkörper selbst bereits eine lange Geschichte hinter sich hat. Und für die muss Erhard Thies, historisch bewanderter Bewohner Hellweges, etwas ausholen: „Das Wümmedorf Hellwege gehört seit eh und je zum Kirchspiel Ahausen. Seit Jahrhunderten besuchen die Hellweger den Gottesdienst in der fünf Kilometer entfernten Marienkirche in der Nachbargemeinde. Dort bestatteten sie auch ihre Verstorbenen. 1926 legten die Hellweger an der Verdener Straße vor dem großen Buchenwald ihren eigenen Friedhof an. 34 Jahre vergingen bis sich der damalige Kirchenvorsteher Johann Intemann für eine gemeindeeigene Glocke einsetzte, die zu Gottesdiensten und Trauerfeiern rufen sollte. Einen geeigneten Platz fanden die Ratsmitglieder bald. An der Verdener Straße stand ein großer, sich gabelnder Eichenbaum. In dieser Astgabel sollte die Glocke an einer besonderen Vorrichtung angebracht werden.“

Der Auftrag für den Glockenguss erging im Herbst 1959 und schon am 21. Januar 1960 wurden bei der Firma Rincker in Sinn 145 Kilo Metall zu einer Glocke mit 63 Zentimetern Durchmesser. Ein oben umlaufendes Schriftband trägt die Inschrift: „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit“. Die Rückseite trägt die Aufschrift „Hellwege 1960“.

Anfang März erreichte der Klangkörper die Gemeinde. Für kurze Zeit musste sie noch auf dem Grundstück der damaligen Hellweger Poststelle, bei Wellbrocks im Garten, zwischengelagert werden. „Zimmermeister Kassau und der Hellweger Schmiedemeister Tramm bauten und montierten dann die mit einem kleinen Dach versehene Aufhängung. Mithilfe eines Flaschenzuges wurde die neue Glocke dann an ihren Platz gebracht“, erklärt Thies.

Pastor Hermann Crome hatte die Idee, Hellweger Schulkinder für den Läutdienst einweisen zu lassen. Und da kommt Hinrich Schröder ins Spiel: Im Herbst 1967 übernahm der damals 13-jährige Schüler das Läuten der Glocke. Gerne erinnert er sich an die Anfangszeit seiner Tätigkeit: „Um den Sonntag oder zum Gottesdienst einzuläuten, fuhr ich mit dem Fahrrad von Elternhaus zur Glocke.“ Selbst das Drücken der Schulbank unterbrach er für diese Aufgabe: „Wenn wir in Hellwege einen Trauerfall hatten, holten mich meine Eltern aus Ahausen mit dem Auto aus der Schule. Ich läutete und wurde dann selbstverständlich wieder zum Unterricht zurückgebracht.“

1969 bekam die Glocke einen neuen Standort im alten Schlauchturm neben dem damaligen Spritzenhaus an der Dorfstraße. Schröder hatte seine Glocke nun direkt vor der Haustür. Er betreut sie noch heute.

Vier Jahre nach dem Umzug erleichterte sich die Arbeit an der Glocke etwas, denn sie bekommt ein elektrisches Läutwerk.

Seit 50 Jahren begleitet Hinrich Schröder nun aktiv die erst 57 Jahre alte Hellweger Glocke. Wenn man ihn auf seine Arbeit als Glöckner anspricht, kommt er leicht ins Schwärmen. Dass die schwingende Handwerkskunst im Schlauchturm nicht mehr zu sehen ist, findet er schade. Dennoch: „Ich habe in all den Jahren gerne die Glocke betreut. Heute geht das alles elektronisch. Es war aber schon ein beeindruckendes Erlebnis, die Glocke eigenhändig zum Schwingen und Klingen zu bringen. Mit viel Feingefühl und Konzentration muss man bei der Sache sein und darauf achten, einem bestimmten Rhythmus zu folgen. Kalt ist einem da nicht. Wenn es auch leicht ausschaut, Glockenläuten bedeutet nicht, dass man einfach am Seil zieht und fertig.“

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