FRAGEN & ANTWORTEN Rund um die geplante Rathaus-Neugestaltung

Knapp 50 Büros wollen es wissen

Zu klein, zu eng: Erste Samtgemeinderätin Kerstin Wendt vor dem Sottrumer Rathaus, dessen Bausubstanz auch nicht mehr die frischeste ist. Fotos: Warnecke
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VON LARS WARNECKE

Sottrum – Es ist ganz sicher nicht das, was man einen Traum von Büro nennen würde, das von Kerstin Wendt. Aber: Die wenigen Quadratmeter, die der Ersten Samtgemeinderätin zur Verfügung stehen, sind bezeichnend für die gegenwärtige Raum- beziehungsweise Arbeitsplatzsituation im Sottrumer Rathaus. Und die ist für die Mitarbeitenden nun einmal – um es vorsichtig zu formulieren – nicht sehr zufriedenstellend. Sprich: Es ist zu eng geworden. Daher soll der Verwaltungssitz im Wieste-Ort grundlegend um- und ausgebaut werden. Welcher Architekt sich dieser Mammutaufgabe annehmen wird, muss sich noch zeigen. Bis zum 5. September hatten Büros aus der ganzen Europäischen Union Zeit, ihren Hut in den Ring zu werfen. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Wie ist die Ausgangslage?

40 Menschen arbeiten aktuell im Rathaus – das ist definitiv zu viel für die Räumlichkeiten. Und das hat Konsequenzen: So habe das Trauzimmer schon einem Büro weichen müssen, sagt Wendt. Drei Mitarbeiter seien dort untergebracht. Auch ein sonst gar nicht mal so unwichtiger Besprechungsraum dient nicht mehr als solcher – dort seien inzwischen Arbeitsplätze für vier Kollegen eingerichtet worden. Ohnehin ist das Gebäude stark sanierungsbedürftig, was ebenfalls Verwaltung und Politik dazu veranlasst hat, das Rathaus anzupacken. Wer außerdem mobilitätseingeschränkt ist und das Obergeschoss betreten möchte, hat das Nachsehen: Es fehlt an einem Fahrstuhl, Barrierefreiheit ist somit nicht gegeben. Alles Punkte, die dazu geführt haben, das Projekt in Angriff zu nehmen. „Die Politik hat sich dann im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, das von einem Architektenwettbewerb begleiten zu lassen“, sagt die Verwaltungsfrau.

Welche Rolle spielt das Nachbargrundstück?

Eine ganz Entscheidende, soll auf dem vor ein paar Jahren von der Samtgemeinde erworbenen Eckareal zur Kirche hin, welches unmittelbar ans Rathaus anschließt, doch der geplante Erweiterungsbau entstehen. Noch steht dem aber ein leerstehendes Wohnhaus im Weg. Ohne Abriss geht es also nicht – der soll später aber in einer Bauplanung und nicht schon jetzt erfolgen. Sprich: Die Baupläne werden miteinander verknüpft, Abriss und erste Baumaßnahmen erfolgen zeitgleich. Warum? „Weil überhaupt noch nicht klar ist, wo der Anbau nachher andocken wird“, sagt Wendt. Entsprechend sei auch noch nicht eindeutig, wo und in welcher Form sich der nach dem Abriss anfallende Bauschutt gleich wieder verarbeiten lassen könnte. „Im Zweifel würde man ihn abfahren, um ihn nach Monaten wieder hinzubringen.“ Mit einer Brachfläche ist so also nicht zu rechnen. Hinzu kommt: In Teilen wird das Haus von der Verwaltung noch als Abstellmöglichkeit genutzt. „Und für die hätten wir bei einer nicht kalkulierbar langen Abrissphase auch erst einen Ersatz finden müssen, den es so aber gar nicht gibt.“

Warum soll von innen nach außen gebaut werden und nicht umgekehrt?

Die Samtgemeinde will aus alten Fehlern lernen. Beim jetzigen Fachwerk-Anbau mit dem Türmchen, der Mitte der 1990er-Jahre entstanden war, hatte einfach den schönsten Entwurf genommen, die räumlichen Zuschnitte spielten noch eine untergeordnete Rolle. Jetzt soll die Planung in anderer Reihenfolge vollzogen werden. Und für die Innenraumbeplanung hat es bereits eine Vergabe an ein Architekturbüro aus Kiel gegeben. Wendt erläutert: „Das hat ermittelt, welches Quadratmetervolumen eigentlich nötig ist, um arbeitsstättenverordnungsgerechte Arbeitsplätze mit einer ebenso variablen Raumgestaltung hinzubekommen – etwa durch das Entfernen von Leichtbauwänden.“ Im Ergebnis, sagt sie, müssten mit dem aktuellen Gebäudestand zusätzlich noch etwa 750 Quadratmeter angebaut werden.

Wer ist für den Wettbewerb zugelassen?

Prinzipiell jeder, der ein eingetragener Architekt ist. Am 5. September ist die Phase, in der das Projekt in seinen Eckpunkten vorgestellt worden war und die aufgrund des Bauvolumens mit einer EU-weiten Auslobung einherging, abgelaufen. Zuvor musste aber erst mal ausgeschrieben werden, wer den Wettbewerb betreut. Und siehe da: Auch dies erledigt ein Architekturbüro. In der Vergabe ausgewählt wurde eines mit Sitz in Braunschweig.

Warum ist die Frist verlängert worden?

Erst sollte am 26. August Schluss sein, am Ende sind es aber noch zehn Tage mehr geworden. Woran lag‘s? „Das war einfach eine fehlende Abstimmung“, gibt Wendt Auskunft. Demnach habe man den Spielraum für eine Zulassung, welche Architekten sich denn nun beteiligen können, noch kurzerhand erweitert. „Zunächst war drin, dass die Büros einmal ihre Fachlichkeit über einen zugelassenen Architektenschein nachweisen müssen, zum anderen beinhalteten die Vorgaben, dass sie ihre Leistungsfähigkeit in der Gestaltung durch schon gewonnene Preise darzulegen haben“, informiert die Erste Samtgemeinderätin. „Das haben wir wieder herausgenommen, weil wir allen Büros eine Chance geben möchten – auch jungen, die sich vielleicht noch nie an einem solchen Wettbewerb beteiligt haben.“

Wie viele Büros haben nach Ablauf der Frist ihr Interesse bekundet?

Um es kurz zu machen: 48. Trotz der europaweiten Ausschreibung kommt aber kein einziges aus dem Ausland. Ansonsten sind die Büros in der gesamten Republik beheimatet.

Wie geht das Verfahren jetzt weiter?

Aktuell ist die Politik noch dabei, ihre Personen für eine Jury zu benennen, die sich die eingegangenen Auslobungsinteressen ganz genau anschauen wird. Da gewiss keine Jury der Welt 48 Entwürfe durchstöbern möchte, ist bereits entschieden worden, in ratsöffentlicher Runde das Los entscheiden zu lassen – falls es denn mehr als 15 geben sollte. Das tut es jetzt. Dabei soll es bei 15 Büros auch bleiben. Diese sollen in einem nächsten Schritt dann zu einem sogenannten Wettbewerbskolloquium ins Rathaus eingeladen werden, um ihnen die Möglichkeit zu geben, den Jury-Mitgliedern Fragen zur jetzigen Auslobung zu stellen – etwa, was sie noch wissen müssen, dass sie in Arbeit kommen. Termin für diese Gesprächsrunde ist am 11. Oktober.

Wann beginnt für die Architekten das eigentliche Werk?

Direkt im Anschluss. Dafür haben sie noch bis zum 2. Februar Zeit – bis dahin müssen alle gestalterischen Entwürfe abgegeben sein. Eine Vorbewertung erfolgt durch das Büro aus Braunschweig. Anschließend wird es in Präsenz die alles entscheidende Auswertung geben. In diesem Zuge wird sich herausstellen, wer Erstplatzierter ist und damit den Zuschlag bekommt. Eines, betont Wendt, sei aber unbedingt zu berücksichtigen: „Die Leistungsfähigkeit muss gegeben sein – es nützt uns nichts, wenn der Architekt beispielsweise aus München kommt, sich aber kaum bis gar nicht in Sottrum sehen lässt.“ Solche Gespräche würden mit dem Gewinner-Büro in einer Vergabeverhandlung geführt. Und wenn man nicht zusammenkommt? „Dann wird in einem nächsten Schritt mit dem Zweit- oder Drittplatzierten verhandelt, und einer von denen wird es dann sein.“ Dass es so weit kommt, daran glaubt Wendt jedoch nicht.

Wann ist mit einem Baustart zu rechnen?

Mit einer verbindlichen Antwort möchte sich die Erste Samtgemeinderätin nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Ich vermute, dass das nach der Ausschreibung der ganzen Leistungen Anfang 2024 der Fall sein wird.“ Mit viel Glück, sagt sie, könne mit dem Abriss noch im Herbst kommenden Jahres begonnen werden. „Realistischerweise wird das Gros aber dann 2024 laufen.“

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