Ein halbes Jahrhundert: Damenabteilung des Schützenvereins Sottrum feiert Jubiläum - von Matthias Daus

Eine Revolution wird 50

So fing alles an: die erste Mannschaft der Sottrumer Schützendamen
 ©Rotenburger Rundschau

Sottrum. Alles keine Selbstverständlichkeit: Die Damenabteilung des Sottrumer Schützenvereins feierte jüngst ihr 50-jähriges Bestehen. Wenn man einen Blick auf die Entstehungsgeschichte wirft, bekommt man einen Eindruck davon, wie sehr sich der Zeitgeist vom aktuellen unterscheidet, und wie außergewöhnlich die Gründung somit damals war.

Das Schützenhaus in Sottrum ist vollständig besetzt, an diesem Freitagabend sind die weiblichen Teilnehmer der Veranstaltung eindeutig in der Überzahl. Kein Wunder, schließlich geht es um sie. Genauer um die Sottrumer Schützendamen, die Jubiläum feiern. Männer spielen während der Veranstaltung, bis auf den ein oder anderen Redner, eher eine Nebenrolle. Unter ihnen Gerhard Schreiber, der detailliert von der Geburt dieser Damenabteilung zu erzählen weiß.

Was er zu sagen hat, offenbart, dass so etwas wie die Gleichberechtigung der Frau offenkundig damals noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckte. Vorreiter für Damen in Schützenvereinen im Landkreis Rotenburg war der Jeddinger Schützenverein: Er rief bereits 1960 eine Abteilung für Frauen ins Leben.

Neun Jahre später waren auch die Sottrumer Schützen so weit. 1969 war das Jahr, in dem es in Sottrum eine kleine Revolution innerhalb des Schützenvereins gab. Bereits ein Jahr zuvor hatte Vereinsmitglied Johann Bischoff einige Ehefrauen seiner Schützenbrüder angesprochen, ob sie eine eigene Abteilung gründen wollten. Ein damals schon skandalöses Vorgehen, das nur dadurch übertroffen wurde, dass die Damen diese Idee auch wirklich umsetzen wollten. Auf der nächsten Jahreshauptversammlung gab es eine ausgedehnte Kontroverse über dieses Thema und einige Mitglieder drohten sogar mit Vereinsaustritten. Erst in einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. Mai 1969 entsprach der Verein dem Ansinnen der Damen zögerlich und nach großen Diskussionen: 21 Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren gründeten somit ihre Abteilung.

Allerdings legten die Schützen fest, dass die Frauen nicht gleichberechtigt anzusehen seien. Sie durften lediglich mit dem Luftgewehr in eigenen Frauenwettkämpfen schießen. Das Kleinkalibergewehr war immer noch die Domäne der Männer. Erst 1984 hatten auch weibliche Vereinsmitglieder die Möglichkeit, auf 50 Meter Entfernung mit dem Kleinkalibergewehr zu schießen.

Und seit 2007 können sie komplett gleichberechtigt am Schießbetrieb teilnehmen – was sie auch erfolgreich taten und zwei Jahre in Folge die Schützenkönigin des Vereins stellten. Spätestens dort wurde es dem letzten Mann klar, dass die Frauen weitaus mehr konnten, als nur Kuchen backen oder Salate machen und dass sie im Schießsport auch vorne sein können.

Man sieht also, der Weg für die Sottrumer Schützendamen war nicht immer einfach, aber sie sind ihn hartnäckig und unbeirrt gegangen, um auf diese Weise ein Stück Emanzipation durchzusetzen. Die Frauen sind heute fester Bestandteil des Vereinslebens. Oder wie es Hajo Willenbrock, stellvertretender Vorsitzende der Sottrumer Schützen, ausdrückt: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie dieser Verein ohne Frauen überhaupt funktionieren konnte.“

Von der damaligen Gründermannschaft leben heute nur noch vier Frauen. Drei von ihnen, Christa Schreiber, Ruth Urban und Waltraut Meyer, sind zur Feier anwesend. Ein angemessener Rahmen, um sie für ihre Pionierarbeit für die Frauen im Schützenverein Sottrum zu ehren. Als Dank gab es für jede von ihnen einen Strauß Blumen, eine Urkunde und ein Küsschen auf die Wange von Kommandeur Jens Henke

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