BI gegen Gasbohren im Landkreis möchte Dannert III wegen Lagerstättenwasser verhindern Von Andreas Schultz

Schmidt: „Das ist barer Unfug“

Das geplante Baugebiet Dannert III liegt nach Ansicht von Jochen Richert auf einer "Schadstofffahne aus Lagestättenwasser". Gemeindevertreter und Experten stimmen ihm nicht zu.
 ©Rotenburger Rundschau

Sottrum. Jochen Richert fühlt sich von der Samtgemeinde Sottrum nicht berücksichtigt. Das machte der Sprecher der Bürgerinitiative gegen Gasbohren im Landkreis Rotenburg während einer öffentlichen Versammlung klar, die die Gemeinde Sottrum nutzen wollte, um über Ziele und Zwecke des geplanten Baugebiets Dannert III aufzuklären. Die Aufstellung des Bebauungsplans 65 schmeckt Richert überhaupt nicht. Aber auch Experten und Gemeindevertreter haben ihre Meinung zu seiner Eingabe.

Hintergrund: Bereits 2013 wendete sich die Bürgerinitiative in einem Schreiben, das der Rundschau vorliegt, an Samtgemeindebürgermeister Markus Luckhaus und den Vorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaft, Bau, Planung und Umwelt, Herbert Cordes (CDU). Richert äußerte dort die Sorge, dass sich Lagerstättenwasser, das über die vergangenen 25 Jahre in der Versenkbohrstelle Sottrum Z1 verpresst wurde, bei einer Grundwasserfließgeschwindigkeit von 240 Meter pro Jahr bereits unter Sottrum ausgebreitet hat. Bei ihren Berechnungen bezieht sich die BI auf die Eckdaten, die von Dr. Udo Schmidt veröffentlicht wurden. Dieser zeichnet auch für das Grundwassermonitoring bei der Bohrstelle Bötersen Z11 verantwortlich. Ein Kartenausschnitt liegt dem Schreiben bei und zeigt einen roten Kegel, der die möglicherweise betroffenen Gebiete darstellt. Dieser deckt den Bereich von der Verpressstelle über das südliche Sottrum bis einschließlich Fährhof ab. „Die BI erhebt den Anspruch, dass in dem Kartenausschnitt dargestellten kontaminierten Bereich keine neuen Baugebiete für Wohnbebauung ausgewiesen werden“, heißt es in dem Schriftstück weiter. Doch auf die Forderung danach, beim Ausweisen von Wohnbaugebieten auszusetzen, gaben die Verantwortlichen wohl nicht so viel, so die Ansicht Sprechers für die BI gegen Gasbohren. Deshalb der Auftritt während der öffentlichen Versammlung. Erneut bringt Richert einen Vorschlag ins Spiel, wieder schriftlich. Die Samtgemeinde solle doch im Interesse der Sottrumer Einwohner abwarten, bis die vom Landkreis angekündigten Untersuchungen der Zahlen krebserkrankter Menschen abgeschlossen sind. Denn: „Diese neu ausgewiesenen Baugebiete sollten in einer für den Menschen ungefährlichen Region liegen.“ Im Schreiben weist er zudem darauf hin: „Der Boden im Planungsgebiet, ist leicht durchlässig und zusätzlich geprägt von zahllosen Bohrlöchern, die der Grundwasserentnahme dienen. Diese Brunnen haben abdeckende Schichten durchbohrt, sodass sich Lagerstättenwasser in grundwasserführenden Schichten vermischen kann. Vor eine Neubebauung ist dringend geboten, ein Beweissicherungsverfahren mit Erkundungsbohrungen durchzuführen.“ Ansonsten, so die Befürchtung, die Richert im Gespräch mit der Rundschau äußert, blieben die zukünftigen Wohnungseigentümer auf der Beseitigung der Altlasten sitzen. Wie der BI-Sprecher mit den Werten umgeht, die das Ingenieur-Büro veröffentlicht hat, kann Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter der Ingenieursgesellschaft Dr. Schmidt, nicht nachvollziehen: „Das sind Fehlinterpretationen zu Angaben, die sich auf einen komplett anderen Ort beziehen und noch dazu auf eine andere Höhe. Die Fließgeschwindigkeit und -richtung beziehen sich auf Süßwasser führende Schichten in 100 Metern Tiefe bei Bötersen Z11. Diese Verhältnisse auf Sottrum Z1 zu beziehen, also auf 800 Meter Tiefe, ist komplett unzulässig. Grob ausgedrückt ist das barer Unfug.“ Und weiter: „Wir kennen die Verhältnisse dort unten einfach nicht. Man könnte davon ausgehen, dass das Wasser in diesen tieferen Schichten langsamer fließt, aber auch das wären nur Vermutungen.“ Samtgemeindebürgermeister Markus Luckhaus stößt ins gleiche Horn: Die Behauptung Richerts, dass sich Sottrum auf einem „Chemiesee“ befindet, könne nicht bewiesen werden. „Wir nehmen die Angelegenheit aber sehr ernst“ – das sei auch 2013 schon so gewesen, als Luckhaus noch Gemeindedirektor war. „Nicht umsonst nimmt Sottrum in Sachen Contra Fracking eine Vorreiterrolle ein. Und nicht zuletzt haben alle Bürgermeister des Landkreises erst kürzlich einen Brief an den Ministerpräsidenten Stephan Weil unterschrieben, in dem ein absolutes Fracking-Verbot, ein sofortiger Stopp von Lagerstättenwasserverpressung und mehr gefordert wird.“ Dennoch sind die Zuständigkeiten klar geregelt: „Die Samtgemeinde ist für den Flächennutzungsplan verantwortlich, die Gemeinde konkretisiert ihre Planungen im Bebauungsplan. Und die hätte den Plan nicht aufgestellt, hätte sie Bedenken gehabt.“ Nach Bedenken sieht auch die erste Stellungnahme vom jetzigen Gemeindedirektor André Bischof nicht aus. Nachdem Richert die Unterlagen an die Gemeinde übergeben hatte und die Sitzung beendet war, sagte er: „Wir als Laien können nicht einschätzen, was da im Boden los ist. Wir nehmen aber die Eingabe zur Kenntnis und werden das Ganze noch mit dem LBEG und den zuständigen Fachbehörden des Landkreises diskutieren. Die Problematik ist bekannt, mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Der Bürgermeister der Gemeinde Sottrum, Hans-Jürgen Krahn, ist ebenfalls über die Diskussion im Bilde: „Es gibt ähnliche Aussagen über das Baugebiet am Gymnasium. Deshalb wird am 12. Februar auch eine Anliegerversammlung stattfinden, bei der der Wasserversorgungsverband und auch Dr. Schmidt die Angelegenheit aufklären. Dass sich unter Sottrum ein Giftsee befindet, ist nämlich nur die Meinung von Richert. Wir werden seine Stellungnahme im Verfahren aufgreifen und uns überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“ Richerts öffentlicher Auftritt jedenfalls hat seinen Effekt während der Versammlung nicht verfehlt. Während die Vertreter der Gemeinde kurz starr verharrten, waren aus dem Publikum Rufe zu vernehmen wie: „Das wusste ich gar nicht“ und „Ja, sowas wird einem auch nicht erzählt“. Nach der Sitzung bildete sich schnell ein Grüppchen um den Mann von der Bürgerinitiative und Richert nutzte die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge noch einmal vertiefend darzustellen.

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