Anja Thiede über dankbare Leser und neuen Bücherverleih - Von Andreas Schultz

Für Tintenherzen

Vor zwei Jahren nahmen Anja Thiede (rechts) und Bianca Wunder noch die "Tonies"-Figuren in den Bestand der Samtgemeindebücherei auf. Mittlerweile ist die Sammlung auf beachtliche 74 Stück gestiegen. Auch zwei Tonies-Boxen gehören dazu.
 ©Andreas Schultz (Archiv)

Sottrum. Büchern wohnt ein Zauber inne. Das wissen nicht nur die Leser von Cornelia Funkes „Tintenherz“, deren Protagonistin Meggie Figuren aus bekannten Erzählungen zum Leben erweckt. Auch die Nutzer der Samtgemeindebücherei in Sottrum sind im Bilde. Ihr Verhalten zeigt: Das Leihbuch erlebt einen kleinen Aufschwung. Beim Blick in die Jahresstatistik zeichnet sich für Leiterin Anja Thiede diesbezüglich ein deutliches Bild ab. Die kleine Renaissance mag aber auch damit zusammenhängen, wie sie und Kollegin Bianca Wunder den neuen Alltag bewältigen.

111 Neuanmeldungen im vergangenen Jahr und nahezu gleich bleibende Ausleihzahlen, für Thiede ist das „erstaunlich und toll“ – immerhin hatte die Einrichtung 2020 aufgrund von Corona satte 250 Stunden weniger geöffnet. Und doch reichten die 589 Stunden, um die Leser der Samtgemeinde Sottrum weiterhin zum Schmökern zu animieren. „Auf dem Land kann man schon sagen, dass das Buch an Bedeutung gewinnt. Wir bekommen auch viel positives Feedback dafür, dass es uns noch gibt. Die Leute sind irre dankbar.“

Harry-Potter-Bücher und -Filme sind derzeit besonders beliebt. Krimis und Thriller (besonders die Niels-Oxen-Reihe von Jens Henrik Jensen und die Sieben-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley) unterhalten zudem die Erwachsenen, Bilder- und Bastelbücher die jüngeren Generationen. Letztere kommen besonders bei den Eltern gut an, die zusätzliche Ideen dafür suchen, wie sie die Zeit mit ihren Kindern während der Pandemie am sinnvollsten verbringen können, erklärt Thiede.

Dabei sieht der Besuch in der Bücherei mittlerweile um einiges anders aus als Anfang vergangenen Jahres: Leser stöbern nicht mehr selbst in den Regalen nach dem, was zwischen dickem Wälzer und leichter Lektüre rangiert. Die Auswahl verlegen sie auf die Internetseite der Einrichtung. Für viele ist das nicht das Gleiche. „Wir haben auch Leser, die sagen, ,nicht ich finde das Buch, das Buch findet mich‘. Das Stöbern und sich inspirieren lassen gehört für sie einfach dazu“, sagt Thiede. Mit der vorhandenen Lösung lässt es sich für die meisten anderen jedoch gut aushalten: Online schauen, per Telefon oder Mail bestellen, Termin holen, Medium abholen. Es funktioniert – und birgt für den einen oder anderen die Möglichkeit, noch etwas Kontakt nachzuholen: „Die Leute haben Redebedarf, da kann man schon mal gut und gerne 20 bis 30 Minuten einplanen. So ein Schnack ist ganz oft Teil des Abholprozesses“, sagt die Bibliotheksleiterin schmunzelnd.

Aber nicht nur das Aussuchen der richtigen Medien und ihre Entgegennahme haben sich verändert: Die Bücherei bietet inzwischen auch den Service an, für ihre Leser Medien-Kisten zusammenzustellen, auf Wunsch als Überraschungspaket, nach Genre oder anderen Vorgaben. „Wir kennen ja unsere Pappenheimer, da schauen wir dann, dass dann nichts in der Kiste landet, was sie schon mal ausgeliehen haben“, sagt Thiede und fügt hinzu: „Es macht Spaß, Titel zu empfehlen. Wir haben jetzt auch viele neue, auf die wir zurückgreifen können.“

Das Zusammenstellen der Pakete sei zeitintensiv, der Service werde aber gern in Anspruch genommen. Und nicht nur dort hat sich die Arbeit der Bibliotheksleute verändert. Die Kehrseite kann den Mitarbeitern schon mal auf die Stimmung schlagen: „Wir sehen die Bibliothek als Ort der Begegnung und des Miteinanders. Wenn man in den Räumen immerzu allein ist, wird es damit natürlich schwierig. Zudem arbeiten wir in Schichten, und mir tut es auch leid, die Leute für ihre Medien an der Tür stehen zu lassen“, verdeutlicht Thiede. Sie hätte ein Ende der Pandemie lieber heute als morgen, aber es lasse sich ja nicht ändern. Immerhin: „Die Leute halten sich an die Regeln. Alle tragen ihre Masken und verhalten sich zudem ausgesprochen umsichtig“, freut sich die Leiterin.

Da ist es doch schön, wenn man sich während der Pandemie an den kleinen Dingen erfreuen kann. Die Bibliothek hat inzwischen stolze 74 davon: Die Plastikfiguren nennen sich „Tonies“. Wer eine zugehörige Hörspielbox zuhause hat, stellt eine ausgeliehene Figur auf die Markierung. Das Gerät erkennt, um welchen Charakter es sich handelt und lädt das dazu passende Hörspiel aus dem Internet herunter. Funktionierendes W-Lan ist also Voraussetzung für die Nutzung. Nach einmaligem Herunterladen bleibt das Hörspiel auch ohne Netz verfügbar und kann nach Belieben gestartet werden. Zu Thiedes Freude verfügt die Bibliothek nun auch über zwei Abspielboxen, die Interessierte ausleihen können. Für die Anschaffung konnte die Einrichtung auf den Veranstaltungsetat zurückgreifen – Glück im Corona-Unglück quasi.

Übrigens: Wer Cornelia Funkes Bestseller noch nicht kennt, wird auch in der Samtgemeindebücherei fündig. Tintenherz lässt sich dort als Buch, Hörbuch und DVD ausleihen.

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