Ahauser Herbst: (Perma-)Kultur und Kunsthandwerk

Grüne Wüste und kulturelles Allerlei

Neben Kunst, Aufführungen und Lesungen ging es beim Ahauser Herbst auch um moderne Formen der Gartenpflege.
 ©Wilfried Adelmann

Ahausen. „Gegen etwas sein ist einfach. Sich für etwas einsetzen ist anstrengender – macht aber mehr Freude“, findet Sven Thiede. Der Landschaftsgärtner war einer von vielen Sprechern, die im Rahmen des Ahauser Herbsts referierten. Sein Thema: Permakultur.

Vermehrt Vorträge und Lesungen auf dem Kunst und Kulturfest in Ahausen anzubieten, ist eine Neuerung: An verschiedenen Stätten gab es Wissensvermittlung, die aus Sicht der Organisatoren des Festes ebenfalls zum kulturellen Leben eines Ortes gehört. Autorenlesungen, zum Beispiel mit Reinhard Staupe und seinem Buch „Was wütet in mir so still?“ im Atelier Michels, gehörten ebenso dazu wie Vorträge im „Haus Hahn“ mit den Naturschutzexperten Christiane und Joachim Looks. Der Vortrag von Permakulturfachmann Sven Thiede rundete das Angebot des Genres ab.

Thiede brachte die komplizierte Materie der „sich selbst regulierenden Anbaumethoden“ einem interessierten Publikum näher. Nicht nur der Gartenbau, sondern auch immer mehr die Anwendung dieser in Prozessen arbeitenden Permakultur waren seine Kernthemen. Sie gewinnt auch in der Ackerbewirtschaftung und im Rahmen des Siedlungsbaus an Bedeutung. Dabei gehe es nicht um Quantität, sondern um Qualität, erklärte Thiede. Wenn die Ernährungsgrundlagen in Zukunft erhalten bleiben sollen, müsse das auch so sein.

Regelkreise seien das A und O der Permakultur. Die Beziehungen der Pflanzen, Tiere, Materialien und nicht zuletzt des Menschen zueinander müssten beachtet werden. Zu einem effektiven Qualitätserzeugnis kann auch moderne Technik gehören, wie Thiede versicherte: „In Afrika werden Wüsten mit den Methoden der Permakultur fruchtbar gemacht, in dem Lehm-Nanopartikel in den Sand eingebracht werden und schon nach sieben Tagen der Anfang einer Begrünung sichtbar wird.“ Grundlage dieser neuen Systemtheorie aus den 70er Jahren seien ethische Prinzipien, Selbstbegrenzung und gerechte Überschussverteilung. Mit dem „Zulassen von Träumen und Visionen“ fängt diese Grundsatzerklärung an und führt über die Notwendigkeit von genauem Hinsehen über das Planen und Umsetzen schließlich zum Reflektieren über das Geschaffene und Fehler. Aus Erfahrungen solle gelernt werden, um beim nächsten Projekt die komplexen Ansprüche der Permakultur noch besser anwenden zu können.

Der diesjährige Ahauser Herbst kann ebenso als ein Beispiel für das Ineinandergreifen von Vorgängen verstanden werden, wie das Beziehungsgeflecht der verschiedenen Wirkungsteilnehmer an einem Gartenbauprojekt. Denn die verschiedenen Ansätze der ausstellenden Teilnehmer am Ahauser Herbst repräsentieren auch die verschiedenen Ansprüche an Kunst und Kultur der Besucher. Freischaffende Künstler und Kunsthandwerker zeigen ebenso ihre Produkte wie kulturproduzierende Laien. Das Miteinander von Autoren, Musikern, Bildhauerinnen, Malern, Fotografinnen, Handwerk und Management in den verschiedensten Veranstaltungen erfüllen in gewissem Rahmen die Ansprüche der Permakultur, die nicht den schnellen Effekt, sondern den nachhaltigen Bestand von Qualität als Anspruch formuliert. Nur müssen die Organisatoren darauf achten, dass nicht ein Bereich aus Kunst und Kultur Überhand nimmt und das Angebot an Kunsthandwerk nicht zu dominant wird.

Aber die Möglichkeit alle Veranstaltungen kostenfrei erleben zu können ist ein Anspruch der Veranstalter, der sicherlich zur Nachhaltigkeit dieses Kunst- und Kulturherbstes in Ahausen beiträgt und wieder ein voller Erfolg für alle Teilnehmer war.

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