Ole Menzel ist der neue Leiter des Jugendzentrums in Sittensen - Von Heidrun Meyer

„Ich will nicht missionieren“

Ole Menzel (rechts) zeigt Gemeindedirektor Stefan Miesner die T-Shirts, die er im heimischen Keller mit dem Logo der Einrichtung "juzsi" bedruckt hat. Foto: Heidrun Meyer
 ©

Sittensen. Er befand sich schon auf der Zielgeraden für einen anderen Job. Da fiel ihm das Stellenangebot der Gemeinde Sittensen auf. Gleich drei Kriterien sprachen ihn sofort an: das Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit, eine Leitungsfunktion, Vollzeitbeschäftigung. Die Bewerbung ging raus und war erfolgreich. Nun ist Ole Menzel seit dem 1. März der neue Leiter des Sittenser Jugendzentrums.

Der 40-Jährige ist in Jork im Landkreis Stade aufgewachsen und wohnt inzwischen nach verschiedenen, beruflichen Stationen im Alten Land, Hamburg-Altona und Berlin wieder in seinem Heimatort. Dass Menzel einmal im Bereich der sozialen Arbeit tätig sein würde – danach sah es zu Beginn seiner Berufslaufbahn nicht aus. Denn: Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Drucker, holte danach sein Fachabitur nach und studierte soziale Arbeit in Hamburg. In Sittensen sieht er eine gute Möglichkeit, sein Konzept, das ausdrücklich nicht nur die Arbeit mit Jugendlichen, sondern auch mit Kindern vorsieht, umsetzen zu können. „Entwicklungsbedingte Probleme bei Kindern manifestieren sich später bei Jugendlichen. Kinder lassen sich noch vor der Pubertät gut abholen, weil sie noch begeisterungsfähig sind“, weiß Menzel aus Erfahrung. Für Acht- bis Zwölfjährige möchte er Öffnungszeiten von 14 bis 17 Uhr anbieten, für Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren von 14 bis 20 Uhr. Letztere sollen einen eigenen Raum als Rückzugsort, einen „Chill-Raum“, bekommen. Inwieweit sich auch am Wochenende eine Öffnung realisieren lässt, muss sich im laufenden Betrieb ergeben. Menzel kann sich auch die Durchführung von Aktionstagen am Wochenende vorstellen. Dass die Jugendlichen eigene Ideen zu Aktionen, Angeboten und Treffen im Jugendzentrum machen, ist dem 40-Jährigen sehr wichtig: „Es wird nicht alles vorgegeben. Die Jugendlichen sollen aktiv mit eingebunden werden.“ Deshalb will er sich, auch was die Öffnungszeiten angeht, dem Bedarf und den Wünschen der jungen Besucher, soweit umsetzbar, flexibel anpassen. Wann allerdings die Einrichtung tatsächlich ihre Türen öffnen kann, steht noch nicht fest.

Die Corona-Krise hat alle Planungen auf den Kopf gestellt. So feilt Menzel jetzt an den Feinheiten seines Konzepts, macht das Jugendzentrum Sittensen bereits in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram bekannt und packt vor allem bei den erforderlichen Renovierungsarbeiten in den Räumlichkeiten tatkräftig an. „Ich bin von Haus aus sparsam und arbeite kostensparend. Wir können das Geld lieber sinnvoll anlegen, dort, wo es in der Arbeit mit den künftigen Besuchern gebraucht wird.“ Auch die Suche nach Sponsoren ist in diesem Zusammenhang für ihn ein Thema. Als gelernter Drucker mit eigener Siebdruckwerkstatt im heimischen Keller hat er T-Shirts mit dem Logo der Einrichtung „juzsi“ bedruckt. Er ist gewappnet und freut sich auf die neue Herausforderung. Bevor es zur Schließung von Schulen und Kindergärten kam, hatte er bereits Kontakt mit dem Schulleiter der KGS Sittensen, Sven Evers und zur Schulsozialarbeiterin aufgenommen, denn er möchte ein örtliches Netzwerk mit solchen Institutionen aufbauen, die an der Kinder- und Jugendarbeit beteiligt sind. Dazu zählen Schulen, Vereine, Kirchen, auch mit benachbarten Jugendzentren will er in Kontakt gehen.

Wichtig ist ihm ein fachlicher Austausch oder auch die Durchführung gemeinsamer Aktionen. Auf Leihbasis könnte Inventar oder sonstiges Equipment untereinander ausgetauscht werden. „Man muss ja nicht alles neu kaufen“, gibt Menzel zu verstehen. Es sei ohnehin geplant, regelmäßig ein- bis zweimal im Jahr Treffen der beteiligten Institutionen einzuberufen, ergänzt Gemeindedirektor Stefan Miesner. Auch die örtlichen Betriebe sollen mit eingebunden werden. Miesner zufolge ist vorgesehen, noch eine weitere Kraft auf Teilzeitbasis einzustellen, möglichst weiblich, um gezielt eine Ansprechpartnerin für die Mädchen zu haben. Unterstützung braucht Menzel, denn ein wesentliches Kriterium in seinem Aufgabenbereich fällt der aufsuchenden Arbeit zu. Sprich: Mit Jugendlichen dort Kontakt aufnehmen, wo sie sich allgemein aufhalten, dazu gehören auch die sogenannten konfliktreichen Stellen im Ort. Ansonsten hat Menzel in seinem Konzept Schwerpunkte entwickelt. So möchte er kreative und handwerkliche Angebote sowie den Bereich Multimedia mit Fotografie, Video oder Social Media etablieren, erlebnispädagogische Aktivitäten in der Natur und im Sport durchführen oder über gesunde Ernährung informieren und gemeinsames Kochen anbieten. Die Jugendlichen sollen auch Zugang zum Internet zu bekommen, aber mit Beschränkungen. Kinder- und jugendgefährdende Seiten werden geblockt. Er möchte mit den Jugendlichen auch gemeinsam eine eigene Homepage für das Jugendzentrum gestalten.

Dass die Einrichtung mehrere Räume vorhält, sieht er als entscheidenden Vorteil für eine gleichermaßen sensible wie abwechslungsreiche Arbeit. „Ich will nicht missionieren. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe. Ich werde ein offenes Ohr haben für Probleme und Konflikte, bei Hausaufgaben und Bewerbungsschreiben unterstützen und kann auch konkret sozialpädagogische Hilfe vermitteln. Elternarbeit und -einbindung sollen ebenso einen Stellenwert bekommen“, betont Menzel.

Bis zur Inbetriebnahme des Jugendzentrums werkelt er weiter fleißig in den Räumen, pflegt die Kanäle in den sozialen Netzwerken und freut sich, wenn der Betrieb nach der Corona-Krise endlich losgehen kann.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser