Kunstrasenpläne des VfL Sittensen werden zum Forschungsprojekt

Blick in die Zukunft

Das Kunstrasengewebe ist auf dem ersten Blick äußerlich von echten kaum zu unterscheiden.
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Sittensen. Der VfL Sittensen soll zwei moderne, ökologisch nachhaltige Kunstrasenanlagen für Leichtathletik und Fußball bekommen. Damit einher geht eine Besonderheit. Denn: Das Vorhaben ist in ein nationales Forschungsprojekt eingebunden. Die Gemeinde Sittensen und der VfL werden sich an einem europaweiten Forschungsprojekt zur Ermittlung der Umweltverträglichkeit dieser Sportanlagen beteiligen. Dabei soll die tatsächliche Emission von Mikroplastik und dessen Vorbeugung untersucht und erprobt werden. Zum Einsatz kommen erstmals vielversprechende und neuartige Materialien. Das geplante Projekt hat bereits so viel Aufmerksamkeit erlangt, dass der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies, die Schirmherrschaft übernommen hat.

Ebenso besteht von Seiten des niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport ein hohes Interesse an stichhaltigen Zahlen, um einen zukünftigen Umgang mit diesen Sportanlagen besser einschätzen zu können. Die wissenschaftliche Begleitung des mehrjährigen Feldversuchs übernimmt Prof. Dr. Franz Brümmer vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme – Abteilung Biobasierte Materialien – an der Universität Stuttgart. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ist ebenfalls in das Projekt involviert und wird es mit Fördermaßnahmen begleiten. Auch NFV (Niedersächsischer Fußball-Verband), DFB (Deutscher Fußball-Bund), DOSB (Deutscher Olympische Sportbund) und LSB (Landessportbund) sind mit dabei.

„Es geht um ein zukunftsweisendes Projekt. Diese Anlagen werden einen Vorbildcharakter einnehmen und auch als Blaupause für andere Vereine und Kommunen dienen, die dann unbedenklich auf das System Sittensen zurückgreifen können“, betont Egbert Haneke, Vorsitzender des VfL Sittensen. Das Kunstrasengewebe ist nach seinen Worten äußerlich von echten kaum zu unterscheiden. Was aber wesentlich ist: Es besteht aus einem Polyethylen, das aus dem nachwachsenden Rohstoff Zuckerrohr hergestellt wird. „Es werden also keine fossilen Werkstoffe verwendet. Unser Infill besteht zu einem großen Teil aus Naturkautschuk, Kreide und Hanffasern“, so Haneke. Der grüne Teppich liegt auf einer Schicht Granulat, und auch das besteht aus umweltfreundlichen Stoffen wie Latex, Kork oder Kreide. Dazu kommt noch Quarzsand, um den Boden elastisch zu machen. Das viel diskutierte Mikroplastik könne bei dieser Art Bodenbelag also kaum entstehen, so Haneke. Weil zum Beispiel durch den Abrieb von Sportschuhen trotzdem Mikroplastik von dem Platz in die Umwelt gelangen kann, gibt es eine spezielle Filteranlage für die Kleinstteile. Das Filtersystem wurde jüngst von Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, mit dem Umweltpreis 2019 des Bundeslands Baden-Württemberg in der Kategorie „Techniken zur Emissionsminderung, Aufbereitung und Abtrennung“ ausgezeichnet. Derzeit läuft die bauliche Genehmigungsphase. Der VfL ist optimistisch gestimmt und hofft auf einen Baubeginn Mitte 2020. „Dieser Zeitrahmen ist zwar ambitioniert, das gilt aber auch für das ganze Projekt“, sagt Haneke. Der Verein ist bestrebt, schon in dieser Phase die beteiligten Behörden und Ämter zu informieren und hat sie zu einem Austausch eingeladen. Für Haneke birgt das Projekt vor allem schulische, gesellschaftliche, soziale, sportliche und ökologische Faktoren. „Es entsteht eine Referenzanlage, die Sittensen einen maximalen Imagegewinn gewährleistet und einen deutlichen Standortfaktor darstellt. Auch die Weiterentwicklung des Vereins wird damit maßgeblich beeinflusst. Dieses Leuchtturmprojekt bedeutet ein hohes Maß an Verpflichtung, derer wir uns bewusst sind und die wir gerne übernehmen wollen. Überhaupt muss sich der Verein für die Zukunft neu aufstellen, bestehende Strukturen überdenken und erneuern.“ Er macht auch deutlich, dass dadurch Kinder im Vorschulalter bereits an den Sport herangeführt und ihnen gute Bedingungen geschaffen werden können. Rund 1,5 Millionen Euro soll der neue Kunstrasenplatz mit Leichtathletik-Bahn kosten. Dabei hofft der VfL zudem auf öffentliche Fördergelder hofft. Die Mehrkosten für den Kunstrasen tragen der VfL und die Gemeinde Sittensen anteilig. Eine entsprechende Vereinbarung wurde getroffen. Der VfL generiert eigene Mittel in Form eines Fußball-Spartenzusatzbeitrages, durch Eigenleistungen, Spenden und Platzpatenschaften. Letztere können Interessierte online über eine eigens entwickelte Website www.kunstrasen-sittensen.de erwerben. Rund 70.000 Euro möchte der Verein bis zum Baubeginn über die Platzpatenschaften akquirieren, 20.000 Euro sind es bislang. Detaillierte Informationen kann jedes Vereinsmitglied in der VfL-Geschäftsstelle durch eine Aufschlüsselung des Finanzierungsplans bekommen.

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