Kreuz berichtet über Vertreibung

Entbehrungsreich

Die Zuhörer lauschten den Ausführungen des Zeitzeugenberichtes von Jürgen Kreuz über seine Flucht aus Ostpreußen.
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Sittensen (r/mey). Im Haus der Vereine und der Geschichte in Sittensen berichtete Zeitzeuge Jürgen Kreuz auf Einladung des Heimatvereins der Börde Sittensen über die Vertreibung seiner Familie aus Königsberg in Ostpreußen nach dem zweiten Weltkrieg.

So war es wohl schon als böses Omen anzusehen für das weitere Schicksal der Familie Kreuz und der übrigen etwa 360.000 Einwohner von Königsberg, als im Spätsommer 1944 britische Bomber mit Phosphorbomben große Bereiche Königsbergs ausglühen ließen. Wie das Leben in der weitgehend zerstörten Stadt weiterging, schilderte der Sittenser, damals gerade im schulpflichtigen Alter, eindrucksvoll am Schicksal seiner Familie. Nach dem Feuersturm waren von Kirchen, klassizistischen Gebäuden, Dom und Hohenzollernschloss nur noch ausgebrannte Ruinen übrig. Auch die Wohnung seiner Familie war zerstört worden.

Im Zuge der viel zu spät eingeleiteten Evakuierungsmaßnahmen im Herbst 1944 gelangte Familie Kreuz bei einsetzendem Winter mit wenigen Habseligkeiten, die sie hatten retten können, nach Pillau am Kurischen Haff. Der Vater, der zur Wehrmacht eingezogen worden war, als Jürgen Kreuz anderthalb Jahre alt war, war nicht dabei. Da das Haff schon zugefroren war und somit kein Schiff mehr verkehren konnte, verlegten Helfer die Familie mit anderen Flüchtlingen nach Rauschen. „Dort erwischte uns im Mai 1945 die Rote Armee“, so Kreuz. Die Rückführung nach Königsberg und die notdürftige Unterbringung im feuchten Keller eines zerstörten Wohnhauses schilderte er in ergreifender Weise.

Still und aufmerksam folgten die Zuhörer den Ausführungen über sehr entbehrungsreiche Jahre bis zur Zwangsumsiedlung 1948. Bei der Vertreibung aus ihrer Heimat durften die Menschen nur mitnehmen, was sie in Rucksäcken, Taschen oder Koffern und am eigenen Körper tragen konnten. Transportmittel in Richtung Westen in das Gebiet der damals sogenannten SBZ (ab 1949 DDR) waren Viehwaggons der Eisenbahn. Da diese keine Fenster hatten und die Türen während der Fahrt und meist auch an Stellen, wo gehalten wurde, nicht oder nur kurzfristig geöffnet worden waren, erinnerte sich Jürgen Kreuz nicht an Details von unterwegs.

Der glückliche Umstand, dass die Eltern mütterlicherseits rechtzeitig vor der Zerstörung Königsbergs nach Berlin umgezogen waren, führte zur Zusammenführung der Familie in Westberlin, auch mit dem aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater. Nach einer Kaffeepause schilderte Kreuz anhand von Fotos, die die Zuschauer auf einem Großbildschirm betrachten konnten, seine Eindrücke von drei Reisen nach Königsberg, dem heutigen russischen Kaliningrad. Im Anschluss an die Ausführungen nahmen Gäste die Gelegenheit wahr, von ihren eigenen Erlebnissen oder denen ihrer älteren Angehörigen bei Flucht und Vertreibung zu berichten.

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