Scheeßel/Bothel – Schaufel statt Stift und Bestimmungsapp statt Lehrbuch: Die Teilnehmer aller vier Biologie-Grundkurse der zwölften Jahrgangsstufe tauschten unlängst die Räumlichkeiten der Eichenschule mit dem Hartwedel bei Bothel. Das Gelände der niedersächsischen Landesforste bot den Gymnasiasten ideale Voraussetzungen, um im Rahmen der in diesem Jahrgang verankerten pflanzensoziologischen Exkursion in Kleingruppen praktisch anzuwenden, was zuvor theoretisch im Kurs erarbeitet worden war.
Während einige Gruppen auf zwei acht mal acht Meter großen Waldstücken Vegetationsaufnahmen durchführen, Heidelbeersträucher zählten, hohe Schlüsselblume oder amerikanische Traubenkirsche per Bestimmungshandbuch und Handy-App identifizieren, nehmen andere bei der Bodenuntersuchung Proben aus unterschiedlichen Schichten und untersuchten diese auf PH-Wert, Phosphatgehalt oder Nitratsättigung. „Der Hartwedel bietet dafür ideale Bedingungen, weil der Mensch hier noch nicht so viel in die Natur eingegriffen hat und die Ergebnisse unverfälschter und in sich stimmig sind“, erläutert Bio-Lehrerin Yanice Heitmann.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Hendrik Porthmann und Matthias Grugel von der Unteren Naturschutzbehörde hatte sie einige Wochen zuvor bereits das Terrain für die praktische Arbeit zum Thema Waldentwicklung gesichtet. Der Biologe, der auch schon Studierenden das Thema Wald nähergebracht hat, lobt das große Interesse der Schüler: „Da wurden einige gute Fragen gestellt.“ Lehrer Porthmann begrüßt es, einen Experten dabei zu haben, nicht nur wegen dessen speziellen Kenntnissen zu Vegetation und Waldentwicklung: „Die Wissensvermittlung durch Externe, die in der Praxis stehen, wird noch einmal anders von den Schülern angenommen.“ Bei der Bestimmung, bei der es neben der Identifizierung auch um Deckungsgrade, also die mengenmäßige Erfassung ging, merken die jungen Wissenschaftler, wie mühsam die Zuordnung per Bestimmungsbuch sein kann. Allerdings sei auch nicht immer auf die hinzugezogene Handy-App Verlass gewesen. Porthmann freut sich über den Lerneffekt: „Da gilt es, auch mal Dinge zu hinterfragen.“ Bei den meisten Schülern kommt der Tapetenwechsel gut an: „Jeder lernt anders – für mich ist das praktische Lernen hier eine gute Ergänzung zu dem Wissen, was wir uns in der Theorie schon angeeignet haben“, findet Kim Wolters, die den Kurs auf erhöhtem Niveau belegt hat, wo relativ viel praktisch gearbeitet werde. Das sieht auch Fenja Geginat so, die Biologie als Grundkurs belegt hat: „Das theoretische Wissen prägt sich besser ein und man weiß, wofür man lernt“, so die Zwölftklässlerin. Lehrerin Heitmann stellt einen größeren Lerneffekt fest: „So haben die Schüler nicht nur andere Bezugs- und Anknüpfungspunkte an das theoretische Wissen, sondern wissen auch, wie man zu den Versuchswerten kommt.“ Am Ende lohnt sich die gute Vorbereitung des Freilandunterrichts durch die Lehrer mit thematischer Vorbereitung, Entwicklung von Skripten und dem Besorgen von Testsets für die Bodenanalysen: Bei der gemeinsamen Endauswertung bilden die Ergebnisse der unterschiedlichen Gruppen ein stimmiges Bild. hey