VON LARS WARNECKE Lauenbrück – Diese Nachricht, die kurz vor Weihnachten den Weg auf die Website der Samtgemeinde Fintel fand, ließ aufhorchen: Über die regulären Schließtage, also in der Woche „zwischen den Jahren“ hinaus, sollten sämtliche in ihrer Trägerschaft befindlichen Kindertagesstätten – sieben an der Zahl mit mehr als 100 belegten Plätzen – auch in der ersten Januarwoche noch geschlossen bleiben. Ohne Wenn und Aber. In enger Absprache mit den Kita-Leitungen. Wörtlich teilte man aus dem Rathaus mit: „Aktuell müssen wir erkennen, dass unser gemeinschaftliches und größtmöglich bedarfsorientiertes Betreuungssystem seine Grenzen erreicht und leider überschritten hat.“ Und weiter: „Aus diesem Grund und unter Abwägung aller möglichen Optionen, blieb uns zuletzt unter den aktuellen Bedingungen nur diese umsetzbare Möglichkeit.“
Es war in der Tat eine Ausnahmesituation, in der sich die Verwaltung noch vor Kurzem befand: „Wie eigentlich überall, bestand auch bei uns schon seit Monaten das Problem, dass uns Corona immer noch nachhängt“, sagt Samtgemeindebürgermeister Sven Maier. So hätte die Erkältungswelle, teilweise mit Langzeiterkrankungen, nicht nur im Rathaus selbst sowie im Außendienst zugeschlagen, sondern auch in den Kitas. „Und dort, wo man jeden Tag mit Kindern zusammenarbeitet, ist es dann eben noch mal ein bisschen geballter.“ Dabei, ergänzt Henrike Hoppe, Maiers Allgemeine Vertreterin, habe man doch gerade in diesem Bereich ein Stück weit mehr Verantwortung zu tragen. „Ganz viele Kollegen sind nicht wieder richtig auskuriert bei der Arbeit aufgetaucht, um wiederum für andere ausgefallene Kollegen einzuspringen“, berichtet sie. An Personal habe es vor der Krankheitswelle im Herbst und der Weihnachtsschließung de facto also nicht gefehlt – auch und vor allem dank eingesetzter, zumeist aber ungelernter Vertretungskräfte. „Nur als Samtgemeindebürgermeister habe ich gegenüber meinen Mitarbeitern auch eine gewisse Fürsorgepflicht“, betont Maier. „Daher haben wir entschieden, komplett zu schließen – in der Hoffnung, dass wir danach in alter Stärke ins neue Jahr starten können und damit wir nicht täglich neu schauen müssen, ob es gegebenenfalls nur für eine Notbetreuung reicht.“
Dass diese Rechnung aufgegangen sei, berichtet Maren Seifer, Fachdienstleiterin Schulen und Kitas bei der Samtgemeinde: „Die erste Januarwoche war für die Mitarbeiter in den Einrichtungen nochmal wirklich da, um durchzuatmen und den Job so verrichten zu können, wie sie ihn gerne verrichten wollen.“ Sie weiß: „Natürlich hätte es sein können, dass alle Erkrankten schon zum Jahresbeginn wieder da gewesen wären – mit gut Glück und weil sich unsere Kolleginnen und Kollegen alle untereinander unterstützen und nicht, weil man wirklich wieder auskuriert ist.“ Im Endeffekt hätte die Maßnahme wirklich etwas gebracht. Die Zahl der aktuellen Krankheitsfälle in den Kitas sei wieder auf ein normales Maß geschrumpft, auch unter den Kindern. Laut Maier sei die zusätzliche Schließzeit entsprechend die richtige Entscheidung gewesen – auch wenn nicht alle Eltern dies so gesehen hätten. „Der Großteil konnte es aber nachvollziehen und hat sich selber organisiert, was ich super fand!“ Natürlich, weiß der Verwaltungschef, sei ein solcher Schritt nie schön – „nur in einer Zeit, in der ohnehin die Hälfte unserer Kitas die ganze Woche über offen gehabt hätte, die Eltern wegen der Schulferien wahrscheinlich zum Großteil zu Hause waren, haben wir uns überlegt, dass es das kleinere Übel wäre, als wenn wir Ende Januar einfach wieder eine Schließwoche einstreuen würden.“ Und Hoppe ergänzt: „Die Eltern sollten so auch Planungssicherheit bekommen.“ Wie lange der Effekt nun anhält, bliebe abzuwarten. Bei allen Bemühungen – ein Problem wird die Samtgemeinde kurzfristig sicher nicht lösen können: das des allgemeinen Fachkräftemangels. Dazu Maier: „Gesetzlich sind wir dazu verpflichtet, in den Kindertagesstätten eine qualifizierte Betreuung aufrechtzuerhalten, so soll es auch sein – in der Praxis aber sieht es oft leider nicht so aus, weil uns schlichtweg die Fachkräfte fehlen.“ Derzeit schreibe man nochmal drei bis vier Erzieherstellen aus. Dabei, sagt Henrike Hoppe, sei man in der Samtgemeinde im Vergleich zu anderen Kommunen personell noch sehr gut aufgestellt. „Wir versuchen, die offenen Stellen qualitativ hochwertig zu besetzen.“ Gespannt wartet man im Rathaus auf die demnächst vorliegenden Kita-Anmeldezahlen für das kommende Betreuungsjahr. „Da müssen wir dann schauen, was wir noch leisten können und was nicht“, meint der Bürgermeister. Seit Jahren schon würde man etwa über die verpflichtende Betreuung von sechs Stunden hinaus Randzeiten in den Einrichtungen anbieten. Andere Träger hätten schon angefangen, diese einzukürzen. „Wir hoffen, dass wir dazu nicht auch übergehen werden müssen, schauen wir mal.“