Nach Enthüllungen: Landvolk gegen Pauschalisierung

Schweinerei im Stall?

Kreislandvolkvorsitzender Gerhard Eimer (links), Tierärztin Dr. Dörthe Norden und Sauenhalter Wolfgang Bassen boten in Scheeßel Einblick in einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb Foto: Plage
 ©Rotenburger Rundschau

(age). Immer wieder gerät die deutsche Landwirtschaft negativ in die Schlagzeilen. Zum Beispiel, wenn Tier- und Umweltschutzverbände Verstöße gegen gesetzliche Auflagen publik machen. Der jüngste Fall betrifft die nicht fachgerechte Tötung von Ferkeln in Neubrandenburg. Inzwischen ermittelt in dieser Angelegenheit die Staatsanwaltschaft.

Gegen Pauschalierungen wenden sich vor diesem Hintergrund der scheidende Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes Rotenburg, Gerhard Eimer, sowie Carsten Hipp und Sebastian Kuhlmann, die im Verband die Ämter des Geschäftsführers und des Pressesprechers bekleiden. Gemeinsam mit Dr. Dörthe Norden, Fachtierärztin für Schweine, luden sie auf den Scheeßeler Hof von Wolfgang Bassen ein, um dort einen Einblick in einen gut geführten Ferkel- und Sauenbetrieb zu gewährten. Am Standort im Außenbereich von Scheeßel wurde 1997 der erste Stall gebaut. Vor rund vier Jahren folgte das Wohnhaus. Bassen und seine Mitarbeirter halten aktuell 250 Sauen. „Wir wollen, dass es den Tieren gutgeht“, versichert der Landwirt. „Die Standards des Tierschutzes in Deutschland sind gut und wichtig.“ Auf seinem Hof befinde sich kein Vorzeigebetrieb, betont Bassen. Was dort zu sehen sei, spiegele vielmehr die ganz gewöhnliche Realität in der Nutztierhaltung wider. Im TV-Bericht von Report Mainz, der hohe Wellen schlug, wurde dagegen gezeigt, dass es unter den Landwirten auch schwarze Schafe gibt. Kuhlmann unterstellt den Tierschützern indes ein unlauteres Motiv: „Aktuell haben Umweltverbände die Schweinehaltung zu ihrem Thema gemacht, um wieder auf Spendenfang zu gehen“, mutmaßt er. „Der Bericht zeigt nicht die Wirklichkeit in der Sauenhaltung“, lautet sein Kommentar. In dem Beitrag waren keine schönen Bilder zu sehen gewesen, sondern Ferkel, die totgeschlagen werden. Um das aufzudecken, waren Tierschützer heimlich in einen Stall eingedrungen. Kuhlmann bemängelt ein solch illegales Vorgehen. Zugleich betont er jedoch, dass die Landwirtschaft für Transparenz sei. „Wir stellen sie in einem realistischen Schaufenster dar“, sagt auch Eimer. Information und Aufklärung seien ihm wichtig. Auch inhaltlich übt Eimer Kritik an dem Beitrag. „In dem Bericht hieß es, dass nicht alle Ferkel überleben können. Dann geht man durch den Stall, und schlägt einige Ferkel tot. Das ist sachlich vollkommen verkehrt“, meint er. Wenn sich ein Tier quält, müsse es natürlich fachgerecht getötet werden. Ansonsten gelte: „Alle Ferkel, die lebensfähig sind, aber über einer bestimmten Menge liegen, totzuschlagen – das macht kein gut arbeitender Landwirt.“ Angegriffen fühle er sich durch den TV-Beitrag nicht, versichert Eimer. Ihm gehe es jedoch darum, eine positive Botschaft in die Welt zu setzen: „Heute gibt es Wege, überschüssige Ferkel mit Erfolg großzuziehen“, sagt er. Dem stimmt auch Schweinehalter Bassen zu: „Wir machen alles, um sie großzuziehen.“ Vor einem halben Jahr wurde im Stall eine Milchamme installiert, führt Bassen aus. „In jeder Bucht können kleine und schwächere Ferkel jetzt aus dem Automaten Milch trinken. Damit sie groß werden“. Tierärztin Norden berichtet, dass die Anzahl der geborenen Ferkel in den vergangenen Jahren angestiegen sei. „Der Verbraucher hat den direkten Bezug zur Landwirtschaft verloren“, bemängelt sie. „Das hängt auch damit zusammen, dass die Ställe immer größer und abgeschlossener wurden. Da kommt nicht jeder so einfach rein.“ Grund dafür seien auch rechtliche Vorgaben. „Das macht die Transparenz nicht größer und den Verbraucher unsicher.“ Die Veterinärin betonte, dass Landwirte streng nach gesetzlichen Vorschriften arbeiten. Ihre Handlungsspielräume seien eng, die Kontrollen scharf. Vieles habe sich in den vergangenen Jahren in den Ställen verändert. So schreibe der Gesetzgeber den Betrieben seit 2013 zum Beispiel verbindlich vor, Sauen nur noch in Gruppen zu halten. „Damit haben die Tiere soziale Kontakte, natürlich auch Rangordnungskämpfe, sie haben Auslauf und können sich frei bewegen“, so die Tierärztin. Die Fachfrau warnte davor, in der Nutztierhaltung nur schwarz und weiß zu sehen. Denn jede Haltungsform bringe spezifische Vor- und Nachteile mit sich. „Nur gesund gehaltene Tiere können auch Leistung bringen“, erklärt Norden.

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