Landwirte: Aktionstag zur geplanten Stromtrasse „Suedlink“ - Von Ann-Christin Beims

Dauerhafte Entschädigung

Hilmer Vajen, stellvertretender Vorsitzender des Landvolks Rotenburg, kämpft dafür, dass den Landwirten dauerhafte Entschädigungen zugesprochen werden. Fotos: Ann-Christin Beims
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Scheeßel. Quer durch Niedersachsen soll die geplante Stromtrasse Suedlink führen. Da vor allem Landwirte und -besitzer von den unterirdisch verlegten Leitungen betroffen sind, hatten der Landvolk Kreisverband Rotenburg-Verden und der Waldbesitzerverband Niedersachsen zum Dialog unter dem Motto „Suedlink heizt ein – Wir glühen vor“ auf einen Acker am Scheeßeler Büschelweg eingeladen. Mit der Beteiligung am niedersachsenweiten Aktionstag machen sie auf die Folgen und Forderungen aufmerksam.

Rund 20 Interessierte waren der Einladung gefolgt, darunter hautptsächlich Landwirte aus der näheren Umgebung, zudem CDU-Landtagsmitglied Eike Holsten als einziger Vertreter der Politik. Auf dem Feld war ein möglicher Verlauf der Trasse abgesteckt. Bislang ist nur bekannt, dass der Planungskorridor rund einen Kilometer breit ist, die Trasse etwa 30 Meter.

Seit einigen Jahren gibt es darüber Diskussionen. Zunächst als Überlandleitung geplant, gab es dafür von Seiten der Bevölkerung heftigen Gegenwind. Nun plant Betreiber Tennet eine Erdverkabelung, wodurch die Einschnitte für die Landwirte größer sind, wie der stellvertretende Vorsitzende des Landvolks Rotenburg, der Sotheler Landwirt Hilmer Vajen, bei seiner Begrüßung verkündet.

Die Folgen seien bislang nicht absehbar, Vergleichsmöglichkeiten fehlen – eine bereits bestehende Leitung im Emsland ist wesentlich kleiner. „Keiner weiß, was die Trasse für Auswirkungen haben wird, wieviel Wärme sie abgibt. Die Betreiber sagen, das ist nicht so schlimm, aber in diesem Umfang gibt es noch keine Leitung“, so Vajen.

Einige Landwirte hätten bereits ähnliche Erfahrungen mit Gasleitungen gesammelt. „Das merkt man jahrelang, das ist nicht nur einmal aufbuddeln“, erläutert Vajen. Dem schließen sich zwei weitere Landwirte aus Sothel an: „Wir fahren uns leichter fest. Das ist wie ein großer Graben, der das Wasser von den umliegenden Flächen ranzieht“, beschreiben sie. Die ersten Leitungen waren dort in den 60er-Jahren verlegt und später durch weitere ergänzt worden.

Aber, betont Vajen, das Landvolk sei nicht grundsätzlich gegen den Bau der Trasse. „Viele Landwirte profitieren von der Energiewende – wir möchten nur angemessen entschädigt werden“, sagt er und kommt damit zu einer der Kernforderungen: Statt mit einer Einmalzahlung abgespeist zu werden, bestehen die Landwirte auf dauerhaften Zahlungen. „Es dauert Jahrzehnte, bis Strukturschäden im Boden beseitigt sind – wenn überhaupt“, so Vajen. Niemand könne sagen, welchen Einfluss die Erwärmung des Bodens über den Leitungen auf die künftigen Ernten haben wird. Daher wollen die Landwirte auch bei Ertragsausfällen entschädigt werden.

Zu weiteren Forderungen zählen der Schutz vorhandener landwirtschaftlicher Infrastrukturen, ebenso der Ent- und Bewässerungssysteme. Auch land- und forstwirtschaftliche Flächen sollen bei der Planung und Umsetzung bis zur Rekultivierung geschützt werden, die vorherige Nutzung muss gewährleistet bleiben.

Um einen vernünftigen Überblick zu haben, erachten die Landwirte ein Monitoring als wichtig, um die Auswirkungen auf den Wärme- und Wasserhaushalt der beanspruchten und umliegenden Böden zu beobachten. Die Informationen daraus sollten betroffenen Eigentümern und Pächtern zur Verfügung gestellt werden.

Ausgleichsmaßnahmen auf bestehenden Flächen statt der Ausweisung neuer Gebiete findet sich ebenfalls unter den Forderungen. Das hält auch Holsten für sinnvoll: „Wir brauchen auch noch Boden, der uns ernährt. Wenn wir uns diesem einmal mehr berauben, indem wir große Flächen für die Trasse verwenden, ist es eine berechtigte Forderung, die Ausgleichsmaßnahmen anders zu wählen als wieder in Land.“ Zumal es Erfahrungen mit ähnlichen Trassen bereits gäbe. „Die Böden sind langfristig beeinträchtigt. Im Zweifel werden wir erleben, dass der Schnee auf diesem Feld eines Tages nicht mehr liegen bleibt, wenn die Trasse da ist.“ Ob die Forderungen umsetzbar sind, konnte er nicht sagen, doch er versprach, seine Eindrücke und die Informationen weiterzutragen – denn die Entscheidung fällt nicht auf Länderebene, sondern in Berlin. „Die Zeitfrage mag ein begünstigendes Moment sein, eine gute Verhandlungsbasis“, sagt er, denn der Betreiber wolle anfangen.

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