Der 14-jährige Tobias Waltereit hilft in der Wassermühle

Der Nachwuchs-Müller

Tobias Waltereit verbringt viel Zeit in der Scheeßeler Wassermühle. Foto: Ann-Christin Beims
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Jeersdorf/Scheeßel (acb). Tobias Waltereit wohnt im Mühlenweg. Der Straßenname liefert einen Hinweis auf sein ungewöhnliches Hobby: Während andere Jungs in seinem Alter gerne Fußball spielen oder am Computer zocken, verbringt der 14-Jährige seine Freizeit am liebsten in der Scheeßeler Wassermühle. Er packt überall an – egal ob es darum geht, den Boden zu erneuern oder die alten Maschinen zu restaurieren.

Der Mühlenweg war in früheren Zeiten derjenige eines Ortes, der die Bauern direkt zur Mühle führte. Heute führt die Straße Tobias direkt zu einem seiner Lieblingsplätze. Seit zwei Jahren ist er eines der 90 Mitglieder des Mühlenvereins und senkt damit den Altersdurchschnitt ordentlich. „Es ist für viele Vereine schwierig, junge Leute zu motivieren. Tobias fasst unheimlich mit an und hat dazu auch Lust, da sind wir sehr dankbar“, lobt Mühleneigentümer Jan Müller-Scheeßel.

„Mich haben die alten Maschinen, die Technik dahinter, schon immer interessiert – sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Mühle“, erzählt der Teenager, der einige der teils wuchtigen Geräte bereits selbstständig bedienen kann. Auch beim Mühlentag am Pfingstmontag ist er dabei und hilft, Getreide zu mahlen. „Am Abend sieht er dementsprechend aus“, sagt Müller-Scheeßel und lacht. Vor Ort sind oft viele Familien mit Kindern, die sich zwar dafür interessieren, aber das nicht weiter verfolgen. Daher ist Tobias auch beim Kinderferienprogramm aktiv: „Dass ich etwas erklären kann, macht mir Spaß. Vielleicht kann ich nochmal jemand Junges dafür begeistern“, hofft Tobias. Die meisten seiner Kumpels interessierten sich zwar nicht dafür, „aber sie freuen sich, dass ich das mache“, bekräftigt er.

Als der 14-Jährige in der dritten Klasse über das Programm „Vom Korn zum Brot“ mit seinen Mitschülern zu Besuch in der Mühle war, wusste er schon einiges über die Arbeit dort. „Das habe ich mir beigebracht oder von Jan und meinem Vater gelernt“, erklärt er. Seine Eltern waren es auch, die ihm vorgeschlagen haben, in den Verein einzutreten. Das gibt ihm zudem eine gute Grundlage für seinen späteren Berufswunsch: Er möchte in der Landwirtschaft arbeiten und zudem selber eine Mühle führen. „Bei meinen Kindern hält sich die Begeisterung in Grenzen, da muss man sehen, was die Zukunft bringt“, merkt der Müller an.

Eine Sache, die für Tobias ansteht, ist die Ausbildung zum freiwilligen Müller. Da lernt er das Anfahren und Stoppen der Mühle, das Schärfen der schweren Mühlsteine, aber auch Theorie über Schädlinge und Getreidearten. „Das lernt man noch von richtigen Müllern. Heute sind die Menschen meist Lebensmittelverfahrenstechniker, das hat nichts mehr mit dem klassischen Müllerhandwerk zu tun“, erläutert Müller-Scheeßel. In Deutschland gibt es etwa 300 freiwillige Müller, aber Fälle wie Tobias, in denen die Leidenschaft aus der Kindheit herrührt, seien selten. „Mir sind nur zwei Fälle bekannt, die sich so jung dafür begeistert und dies zum Beruf gemacht haben“, so Müller-Scheeßel.

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