Pranajama statt Pausenaufsicht

Stillkissen und Block statt Pult und Klassenbuch: Die zweifache Mutter Jasmin Stoll ließ den Job als Lehrerin hinter sich, um Menschen mit Yoga zu helfen. Foto: Schultz
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Jasmin Stoll hat lange mit sich gerungen, dann hat sie ihre Stelle als Lehrerin und damit auch ihren Beamtenstatus letztlich doch aufgegeben. Stattdessen will die Lauenbrückerin mit Yoga die Welt etwas entspannter und besser machen.

Lauenbrück – Eine Lehrerin wird schwanger. Während des Mutterschutzes macht sie zur Geburtsvorbereitung Yoga und entdeckt ihr Faible für den Sport – gleichzeitig stellt sie fest, dass sie nicht zurück in ihren alten Job will. Das ist die Geschichte von Jasmin Stoll. Die Lauenbrückerin hat ihren Beruf als Grundschulpädagogin aufgegeben, um Yoga-Kurse zu veranstalten. Ein Stück weit auch aus Selbstschutz.

„Das deutsche Schulsystem ist sehr starr und wird den Kindern nicht gerecht. Es ist einfach nicht möglich, alle dort abzuholen, wo sie sind“, sagt Stoll. Es sei denn, die Lehrkraft leistet ohne Ende unbezahlte Überstunden, um in Eigenregie zusätzliches Unterrichtsmaterial zu fertigen, und das gern auch mal aus eigener Tasche. Und sich auszusuchen, wo man arbeitet, geht auch nicht uneingeschränkt, vor allem vor dem Hintergrund des Lehrermangels: Auch ein Versetzungsantrag kann scheitern. „Ich bin der Typ Mensch, der das alles in Kauf genommen und sich dann selbst darüber vergessen hätte“, sagt Stoll.

Doch dann kam die erste Schwangerschaft und mit ihr die Zwangspause – „Ich war froh, dem auf diese Weise nicht mehr ausgesetzt zu sein“, sagt die inzwischen zweifache Mutter. „Da habe ich gemerkt, dass ich nicht zurück will, und überlegt, was ich mit meinem Leben stattdessen machen möchte.“ In dieser Zeit nimmt sie selbst auf der Suche nach Stressabbau und Entspannung an einem Kurs zum Thema Schwangerschafts-Yoga teil und ist augenblicklich fasziniert: Man „faltet sich wie ein Paket zusammen“, sagt die Lehrerin und lacht. Wer mitmacht, verbiegt sich teilweise auf zunächst unangenehme Weise, nimmt ungewohnte Haltungen ein, achtet auf die Atmung – aber ist hinterher total entspannt. Jasmin Stoll ist Feuer und Flamme.

Über die Schulzeit möchte sie eigentlich nicht so viele Worte verlieren. Dafür spricht sie über ihre neue Berufung umso mehr und detaillierter. Was es über Yoga zu wissen gibt, hat sich die ehemalige Pädagogin im Rahmen ihrer Ausbildung beim Power Yoga Institute in Hamburg angeeignet. Sie kennt den Wert der Sportart, weiß, dass sich bei Teilnehmern, die sechs bis acht Wochen dabei bleiben, ein „Gefühl der Leichtigkeit“ einstellt, wie sie sagt. „Und das will ich weitergeben. Wenn mehr Menschen das spüren könnten, wenn alle sich selbst lieben und wertschätzen könnten, würde sich viel verändern“, sagt die Lauenbrückerin. Deshalb hat sie neben der Arbeit mit Asana und Pranajama, wie die Bewegungen, Atmungs- und Achtsamkeitsübungen in den Yoga-Schriften heißen, auch die Bewusstseinsarbeit im Programm.

Selbstwahrnehmung verbessern, sich „programmieren“, das ist Teil ihrer Kurse zu den Themen Schwangerschaft und Geburtsnachbereitung. Das klingt erst mal ein bisschen esoterisch angehaucht, gibt Stoll zu, aber sie stützt sich bei allem, was sie tut, auf wissenschaftliche Erkenntnisse: „Das basiert auf Fakten und ist belegbar.“ Keine Ernährung mit Verboten, keine besonders gefärbte Kleidung, wie es bei verschiedenen Yoga-Schulen üblich ist: „Yoga ohne Dogmen“, fasst sie zusammen.

„Was ich anbiete, ist gemeinsam ein nachhaltig positives Lebensbild aufzubauen.“ Dazu dient unter anderem der „Dharma-Talk“ am Anfang jeder Stunde: Die Lehrerin spricht in Sitzpose einen geistigen Impuls, der einen Fokus setzt. „Ich verwende Mentaltechniken aus der Psychologie, um dabei zu helfen, das Unterbewusstsein umzuprogrammieren“, erklärt sie. Der Spruch aus einer zurückliegenden Stunde ist der Einstein zugeschriebene Lehrsatz: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller.“ Schon die Wahl des Sinnspruchs fasst zusammen, was die Lauenbrückerin eigentlich möchte: Menschen daran erinnern, dass ihr Wert nicht durch andere bestimmt wird, nicht durch Erfolg und Geld, sondern dass der Wert aus der Person selbst entspringt – oder entspringen sollte. „Für mich ist wichtig, dass die Leute lernen, dass sie gut sind, wie sie sind“, sagt Stoll.

Bei der Auswahl des Sinnspruchs achtet die Kursleiterin darauf, dass es sich um inspirierende Inhalte handelt: „Nur wenn es mich berührt, kann ich damit auch andere berühren. Es ist wichtig, dass sich Emotionen übertragen, damit sich die Teilnehmer öffnen, damit das bei ihnen auch etwas anstößt“, sagt die 32-Jährige. Das sei in Zusammenarbeit mit den anderen Elementen des Yoga wichtig, denn „Yoga vereinigt Körper und Geist. Genau wie das „Chanten“, das gemeinsam gebrummte „Om“ erzeugt Verbindung und ist vor allem im Schwangeren-Yoga essenziell. „Der Kiefer ist mit dem Muttermund verbunden. Entspannt man den Kiefer, dann entspannt man auch den Muttermund. Deshalb wird dieses Tönen auch in der Geburtsvorbereitung viel verwendet“, erklärt Stoll.

Wer aus so einer Stunde rausgeht, fühle „sich leicht, alles ist total easy. Kein Wunder, es geht ja auch um die größtmögliche innere Freiheit“. Dass sich das gerade für Neueinsteiger erst mal etwas anders anfühlt, könne sie nachvollziehen. Verschiedene Haltungen erzeugten Druck, der Begriff des Zusammenfaltens komme nicht von ungefähr: „Das Ziel ist, sich in diesen erzwungenen Stress hineinzuentspannen. Das fühlt sich gut an, man kommt aus der Komfortzone heraus und erweitert letztlich auch den Bewegungsradius“, erklärt Stoll.

Kurse bietet die Lauenbrückerin schon einige an – in Zusammenarbeit mit der VHS Rotenburg, den Vereinen Simbav und TuS Ostervesede. Letzterer hat neben dem Kurs „für Neu-Mamas“ auch ein Abendprogramm für alle im Portfolio.

Kontakt

Interessierte erfahren auf www.herznahyoga.de mehr über Jasmin Stoll und ihr Yoga-Angebot. Wer mehr Informationen braucht, schreibt eine E-Mail an info.herznahyoga@gmx.de oder ruft unter 01578 297 74 79 an.

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