Malta. Inge Janßen ist zurück. Sie hat ein wenig Farbe bekommen, obwohl sie ihre nach der Chemotherapie empfindliche Haut immer mit Lichtschutzfaktor 50 schützen muss und daher versucht, die Sonne zu meiden. Nach dem vergangenen Klinikaufenthalt wirkte die unheilbar an Lungenkrebs erkrankte 58-Jährige erschöpft – beim Wiedersehen nach ihrer Reise zum Delfinschwimmen in Malta strahlt die 58-Jährige, als sie von ihrem Traumurlaub erzählt. Die Rundschau-Leser und die Organisation Flugkraft hatten der ehemaligen Altenpflegerin den fünftägigen Trip im Rahmen der Wunschbox-Aktion der Rundschau ermöglicht und damit ihren Lebenstraum erfüllt. „Es war wunderschön dort. Die Reise hat mir viel Kraft gegeben“, bedankt sich Janßen.
Gemeinsam mit Tochter Nicole Simon und Enkel Noah reiste sie auf die Mittelmeerinsel und traf dort Sohn Mark, der auf eigene Kosten ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel gebucht hatte, um dabei zu sein. „Ich habe viel am Meer gesessen und die Drei beim Toben beobachtet. Diese unbeschwerte Zeit bedeutet mir sehr viel. Meine Kinder und Noah werden sich immer an die Reise erinnern, auch wenn ich einmal nicht mehr da bin“, berichtet Janßen.
Ein kurzer Moment nur, in dem ihre Gedanken um den Krebs kreisen, der ihr täglich starke Schmerzen bereitet. „Wir haben während des Urlaubs nicht über die Erkrankung geredet, sondern einfach die Zeit zusammen genossen. In der Konstellation werden wir ja nie wieder verreisen“, sagt Janßen. Bis kurz vor der Abreise war nicht sicher, ob sie den Urlaub überhaupt antreten kann. Denn der Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Trotz Chemotherapie und Bestrahlung hatte der Krebs weitere Metastasen gebildet und vier Wirbel befallen. „Sie sind gebrochen und sollen mit Zement stabilisiert werden“, berichtete Janßen von den Plänen der Ärzte. Nur mit hoch dosiertem Morphium erträgt sie die Schmerzen, die ihr mal mehr, mal weniger zu schaffen machen. „Ich hatte bis zuletzt mitgezittert und so für sie gehofft, dass es klappt“, erklärt Tochter Nicole. Sie hatte sich mit ihrer Idee in der Adventszeit an die Rundschau gewandt und erklärt: „Meine Mutter ist von Delfinen fasziniert, seit ich denken kann. Sie hat sogar ein Tattoo auf dem Oberarm.“ An einem späten Vormittag startete die Maschine von Hamburg aus in Richtung Malta. „An beiden Flughäfen waren die Mitarbeiter sehr fürsorglich. Wir haben uns fast wie VIPs gefühlt“, erinnert sich Janßen, die bei strahlendem Sonnenschein auf der mediterranen Insel landete. „Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter – in den Tagen zuvor hatte es noch geregnet.“ Das Mittelmeerklima tat der 58-Jährigen gut und die salzhaltige Meeresluft sorgte dafür, dass sie sich stündlich besser fühlte. „Sie konnte endlich wieder frei atmen. Wir haben Kniffel am Meer gespielt und abends lange zusammengesessen, das Feuerwerk bewundert und geredet. Es war schön, einmal nichts tun zu müssen“, erinnert sich Tochter Nicole. Das Hotel Seashell Resort at Suncrest erfüllte all ihre Erwartungen: Es war modern und sauber, das Essen zudem sehr gut. Besonders liebevoll zeigte sich Enkel Noah. Er versorgte seine Großmutter mit allem, was sie vom reichhaltigen Büfett haben wollte. Er selbst griff am liebsten zu Hamburger und Pommes – und jede Menge Vanilleeis. Mit seinem Onkel Mark tobte er im Meer, am Pool und heckte manch Schabernack aus. „Die beiden wären fast dabei erwischt worden, als sie beim Erkunden der Feuertreppe den Alarm ausgelöst haben“, sagt Inge Janßen und lacht. Am dritten Tag der Reise brachte ein Bus die Familie in den Marina Delfinpark. Mitarbeiter halfen Inge Janßen in den Taucheranzug. Dann stieg sie langsam zu den Delfinen ins Wasser. „Meine Mutter hatte dort ihren magischen Moment. Auf den Erinnerungsfotos sieht man, wie glücklich sie ist“, berichtet Nicole Simon. Ihre Mutter schwärmt von der tierischen Begegnung: „Es war genial. Delfine fühlen sich an wie ein Gummihandschuh, ein ganz besonderes Gefühl. Natürlich ist es immer schöner, diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Aber die Pfleger haben sich liebevoll um sie gekümmert und man hat gesehen, dass die Tiere eine enge Bindung zu ihnen haben.“ Zurück zu Hause wollten Freunde und Bekannte alles ganz genau wissen. „Auch mein Arzt hat sofort nachgefragt. Und sogar beim Einkaufen sprechen mich die Menschen darauf an“, berichtet Janßen, die sich über die großzügige Unterstützung freut: „Dafür bin ich den Lesern der Rundschau, die so viel gespendet haben, und der Organisation Flugkraft, die alles organisiert und den Restbetrag übernommen hat, unglaublich dankbar.“ • Wer die gemeinnützige Gesellschaft Flugkraft unterstützen möchte, überweist auf das Spendenkonto (IBAN: DE56 2806 9052 0227 1010 03) bei der Raiffeisenbank Strücklingen-Idafehn. Spender, die ihre Adresse angeben, erhalten eine Spendenquittung. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.flugkraft.de. Auch in diesem Jahr erfüllt die Rundschau mithilfe der Leser Wünsche, Bewerbungen sind per E-Mail an wunschbox@rotenburger-rundschau.de möglich.