Rotenburg – Der Heidekreis hat ein Regionales Beratungs- und Informationszentrum Inklusive Schule (RZI). Stade ebenfalls. Fast alle Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen haben eines. Rotenburg und Verden sind bislang die Ausnahmen. Und trotz Eilantrag der SPD-Fraktion zur Kreis-Schulausschusssitzung wird zumindest hier vorerst weiterhin keines eingerichtet.
Denn nicht nur die Mehrheitsgruppe lehnte den Antrag ab, sondern auch Schulleiter der Förderschulen im Kreis, die dafür zuständig sind, die Inklusion an den Regelschulen zu unterstützen, äußerten Bedenken. „Wir sehen darin keinen Mehrwert für Eltern und Kinder“, wird Katja Kranenberg-Specht, die die Förderschule am Mahlersberg in Bremervörde leitet, recht deutlich.
Antragsteller Volker Kullik war ohnehin gleich zu Beginn zurückgerudert: Ein Eilantrag hätte es nicht sein müssen – die Kosten für ein solches Zentrum trägt das Land Niedersachsen. Damit ist der Punkt nicht, wie er zunächst angenommen hatte, für die Haushaltsberatungen relevant. Der Landkreis muss jedoch ein Votum abgeben. So könne eine Empfehlung auch ins Frühjahr vertagt werden. Eine Arbeitsgruppe hatte ab 2017 etwa anderthalb Jahre schon einmal daran gearbeitet, war aber letztlich zu keiner Empfehlung für die Politik gekommen. Nichtsdestotrotz halte Kullik ein solches Zentrum für sinnvoll. Als Schulleiter spricht er auch die Versorgung an den Regelschulen an. Hilfe und Unterstützung bei Kindern, die inklusiv beschult werden, gebe es „nicht immer von der Förderschule in unserer Nähe“. Eine Anlaufstelle „aus einem Guss“, würde er begrüßen. Das hieße nicht, dass die Arbeit der vorhandenen Förderschulen in Rotenburg, Zeven und Bremervörde nicht wertgeschätzt würde. Kullik sieht zusätzliche Beratungskapazitäten. Doch genau an dem Punkt scheiden sich die Geister. Ob es Ressourcen schafft oder sogar im Gegenteil weniger Stellen als jetzt vorhanden sein würden, bleibt für Ersten Kreisrat Torsten Lühring offen. Förderschulen sind per Schulgesetz auch Förderzentren. RZI wurden eingeführt, als Förderschulen flächendeckend abgeschafft werden sollten. Noch bestehen diese aber – und RZI tauchen im Gesetz, auch Jahre nach ihrer Einführung durch das Land, nach wie vor nicht auf. Sie übernehmen aber Schritt für Schritt mehr Aufgaben. Durch ihr Votum tragen die Landkreise ein Stück weit mit Verantwortung für eine organisatorische Entscheidung des Landes – „rechtlich nicht ganz sauber“, befindet Lühring. Auch Kranenberg-Specht ist skeptisch. Sie war in der Arbeitsgruppe, anfangs positiv gestimmt. Zunächst hieß es, die RZI hätten eine deutlich regionale Ausprägung. „Dem ist aber nicht mehr so“, erklärte sie. Es ist keine unabhängige Organisationseinheit. Sie sieht ein RZI als nicht notwendig an, solange es die Förderschulen im Kreis gibt. „Das RZI wirkt auf mich wie der Beginn der Abschaffung der Förderschulen“, merkt Marvin Heinrich (CDU) dazu an. Doch befinden sich die Förderschulen Lernen aktuell nur in einer Übergangszeit – sie laufen 2028 aus. Dann sollen die Kinder an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden. Ein Beratungszentrum in dem Moment parat haben und nicht erst Lösungen schaffen müssen, wenn es so weit ist, könnte eine Option sein, wirft Ina Helwig (SPD) ein. Am Ende bleibt auf jeden Fall weiterer Gesprächsbedarf.