Stadtwerke Rotenburg erhöhen Arbeitspreis pro Kilowattstunde erneut

Preisexplosion auf dem Gasmarkt

Warum die Stadtwerke Rotenburg die Preise erhöhen, erklären Geschäftsführer Volker Meyer (v.l.), Hajo Buthmann, Leiter der Kundenberatung, und Uwe Schmidt, Leitung Vertrieb und Marketing. Foto: Schultz
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Rotenburg – „Wir kommen leider nicht drumherum, wieder Preise zu erhöhen“, sagt Stadtwerke-Chef Volker Meyer mit Blick auf die Gasversorgung. Dem Geschäftsführer ist es sichtlich unangenehm, „Übermittler böser Nachrichten“ zu sein, wie er selbst sagt. Aber der aktuellen Lage am Markt kann sich eben auch der Grundversorger in Rotenburg und Visselhövede nicht entziehen – und zum dritten Mal in diesem Jahr ist eine Erhöhung notwendig. Fest steht: Gas wird ab 1. Juli etwa 4,65 Cent mehr kosten.

Für einen Haushalt, der mit drei bis vier Personen etwa 20 000 Kilowattstunden verbraucht, bedeutet das jährlich Mehrkosten in Höhe von 930 Euro. Das rechnen die Stadtwerke in ihrer Pressemeldung zur Preiserhöhung vor. Dem zugrunde liegt eine Erhöhung des Arbeitspreises im entsprechenden Tarif 2 (9  623 bis 100 000 Kilowattstunden pro Jahr) von 12,19 Cent auf 16,84 Cent pro Kilowattstunde – Ende 2021 hatte der bei 5,78 Cent betragen. Größere Verbraucher habe der Energieversorger schon angeschrieben, Hajo Buthmann, Leiter der Kundenberatung. „Die haben sonst schnell vierstellige Nachzahlungsbeträge“, sagt er. Gemeint sind Besitzer älterer, größerer Häuser mit zum Teil eher nachteiliger Bausubstanz, grenzt Uwe Schmidt, Leiter Vertrieb und Marketing ein: Alles, was beim Verbrauch zwischen 40 000 und 50 000 Kilowattstunden liegt.

„Es sind historische Zeiten“, sagt Meyer. Eine Wendung, die er in den vergangenen Tagen selbst schon so oft gehört hat, dass sie zur Floskel zu werden droht. Und doch stimme es: „Wir haben noch nie solche Zeiten gesehen“. Die letzte Preiserhöhung in dem Segment habe es 2018 gegeben. In diversen Bereichen der Energieversorgung habe es seither eine regelrechte Preisexplosion gegeben. Je nach Art des Einkaufs lasse sich eine Steigerung bis hin zur Verfünffachung des Preises beobachten.

Einen Teil davon mache das Wiederaufflammen der Nachfrage aus, heißt es vonseiten der Stadtwerke: Die Weltwirtschaft hat sich seit dem coronabedingten Einbruch 2020 erholt und zeige sich nun energiehungrig. Gleichzeitig seien die Gasspeicher bei Weitem nicht so voll wie sonst, Grund dafür sei die kältere und längere Heizperiode. Und nicht zuletzt gibt es auch noch die europapolitische Komponente: „Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland erhöhen das Risiko einer Gasknappheit und führen aktuell zu weiteren Preissteigerungen“, heißt es zusammenfassend in der Pressemeldung der Stadtwerke. Dabei habe sich der Druck auf die Beschaffungspreise für Gas schon eine Weile angebahnt. Schon mit dem Verkauf deutscher Gasspeicher 2015 an das russische Unternehmen Gazprom habe sich etwas bewegt, erklärt Meyer. In der Branche spreche man von einem strategischen Kauf. Denn stehe mangels eigener Speicher weniger Gas zur Verfügung, erhöhten sich für die Ressource automatisch die Preise, so Meyer. Dass die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 bis heute nicht in Betrieb gegangen ist, trägt seinerseits zum Druck auf den Markt bei. Etwa seit Oktober vergangenen Jahres beginnen die Gasbeschaffungspreise zu schwanken mit Tendenz zur Steigerung – und mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar legt die mittlere Steigerung noch ein ganzes Stück zu.

So viel zur Historie. Wie es mit den Preisen weitergeht, ist ungewiss. Viel hänge laut der Stadtwerke von der Entwicklung des Ukraine-Krieges ab. Sollte sich Deutschland allein oder zusammen mit anderen EU-Ländern zum Importstopp für russische Energierohstoffe entschließen, „dann können die Preise noch einmal deutlich steigen“, sagen die Stadtwerke voraus. Sie gehen davon aus, dass es bei Öl und Gas vorerst bei einem hohen Niveau bleiben wird. Gleichzeitig ist der Energielieferant sicher, dass sich der Strompreis zumindest kurzfristig nicht erhöht. Grund dafür ist der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli, die für Verbraucher Entlastung bringen soll. „Es ist unangenehm für alle“, sagt Meyer. Und doch müssen alle da durch. „Wir sind da, der Kunde hat in uns einen Ansprechpartner“, so Schmidt. Die Stadtwerke machen darauf aufmerksam, dass sie eine Reihe von Tipps zum Energiesparen erstellt haben, die unter stadtwerke-rotenburg.de/energietipps zu finden sind.

as

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