Landkreis Rotenburg. Viele Kinder und Jugendliche können nicht oder nicht ausreichend schwimmen. Immer wieder kommt es deshalb zu tödlichen Unfällen – 2019 ertranken in Deutschland 25 Kinder, die jünger als zehn Jahre waren. Damit es im Landkreis Rotenburg möglichst kein Unglück gibt, bietet das Familienforum Simbav seit dem vergangenen Jahr Schwimmkurse für Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren an. „Es ist wichtig, dass Kinder bis zu ihrer Einschulung Schwimmen gelernt haben“, sagt Simbav-Leiterin Ina Helwig. Das Projekt „Schwimm Dich sicher!“ ist nun für den mit 10.000 Euro dotierten Deutschen Engagementpreis nominiert. Noch bis zum 27. Oktober läuft die Abstimmung.
Das Team vom Simbav hofft auf die Unterstützung der Rotenburger: „Insgesamt stehen 387 Projekte zu Wahl – deshalb ist jede Stimme wichtig. Das Preisgeld würde uns sehr dabei helfen, in Zukunft noch mehr Kurse anbieten zu können“, erklärt Helwig. Sie möchte das Angebot weiter ausbauen und möglichst bald neben Kursen in Scheeßel auch welche in Rotenburg, Sottrum und Visselhövede anbieten.
Das Training übernimmt Marie-Kristin Schröder-Koch, Fachangestellte für Bäderbetriebe und ausgebildete Rettungsschwimmerin. Sie sagt: „Es ist eine Berufung und Herzensaufgabe für mich. 50 Kinder haben den Kurs bereits durchlaufen.“ Die Gefahr, zu ertrinken, lauere nicht nur am Badesee: „Ein unbedachter Schubs am Beckenrand im Freibad, Kinder, die beim Spielen in ein Regenrückhaltebecken oder einen Fluss stürzen – das passiert leider immer wieder.“ Eltern zahlen pro Stunde einen Beitrag von fünf Euro für den Schwimmunterricht – darin sind der Eintritt und alle weiteren Kosten bereits enthalten. „Wenn Familien das Geld nicht aufbringen können, haben wir dafür immer ein offenes Ohr. Schwimmen ist überlebenswichtig. Ob Kinder den Unterricht besuchen, darf keine Frage der finanziellen Möglichkeiten sein“, betont Helwig. Wegen der Coronapandemie und Reparaturarbeiten pausiert der Unterricht in Scheeßel derzeit. Nach den Herbstferien begrüßt Trainerin Schröder-Koch die Kinder dann wieder einmal die Woche im Lehrschwimmbecken der Grundschule in Scheeßel. Jeden Mittwoch, 16.30 und 17.30 Uhr, starten die beiden Gruppen mit jeweils maximal fünf Kindern. „Die Größe ist ideal, weil die Trainerin so individuell auf Kinder mit einem höheren Förderbedarf eingehen kann, außerdem auf Flüchtlingskinder, die zum Teil Angst vor Wasser oder noch Sprachschwierigkeiten haben. Uns geht es bei den Kursen nicht darum, Konkurrenz zu den bestehen Angeboten zu schaffen“, erklärt Helwig. Das Simbav hat die Kurs-Zeiten bewusst auf den späten Nachmittag gelegt, damit auch Kinder mit einer Ganztagsbetreuung das Angebot wahrnehmen können. Derzeit warten 15 Kinder auf einen Platz im Schwimmkurs. „Das Interesse ist so groß, dass wir dafür bisher noch nie werben mussten. Wir sind bereits in guten Gesprächen mit Bürgermeister Ralf Göbel in Visselhövede. Dort fehlt uns aber noch eine qualifizierte Trainerin“, sagt Helwig, die außerdem auf der Suche nach einem passenden 25-Meter-Becken in Rotenburg ist. Beim Schwimmenlernen gehe es nicht darum, sich nur über Wasser zu halten, betont die Simbav-Leiterin. Im Ernstfall spiele auch die korrekte Technik eine entscheidende Rolle. Schröder-Koch empfiehlt, möglichst früh mit dem Unterricht zu starten: „Nur etwa zehn bis 15 Stunden benötigt ein Kind im Alter zwischen fünf und sechs Jahren, ältere oft bereits deutlich länger.“ Helwig ergänzt: „Irgendwann wächst die Scham. Jugendliche geben dann womöglich vor Freunden nicht zu, dass sie Nichtschwimmer sind. So kommt es schnell zu Gefahrensituationen, die wir verhindern wollen.“ • Wer das Projekt „Schwimm Dich sicher!“ unterstützen möchte, stimmt bis zum 27. Oktober auf der Internetseite www.deutscher-engagementpreis.de für das Simbav ab. Im Familienforum und im Düt & Dat liegen Unterschriftenlisten aus. Wer unter Freunden, Kollegen und Familien Stimmen sammeln will, kann diese dort abholen. „Jede Unterschrift bringt uns dem Ziel näher“, so Helwig. Weitere Informationen gibt es unter www.simbav.de.
