Scheeßeler Ausgabestelle der Tafel hofft auf neue Unterstützer - Von Ann-Christin Beims

An der Schmerzgrenze

Christian Suhr (von links), Marion von Koschitzky, Karin Krause, Bärbel Müller, Gabriele Eiden und Günter Saxer sortieren die Lebensmittelspenden in der Ausgabestelle im Bahnhof ein. Foto: Ann-Christin Beims
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Rotenburg/Scheeßel. Die Anzahl der Kunden der Rotenburger Tafel hat in den vergangenen Jahren zugenommen: Die Lebenshaltungskosten steigen regelmäßig, die Gehälter indes nicht. Und auch während der großen Flüchtlingswelle haben viele im Landkreis ein neues Zuhause gefunden, die die Unterstützung der Tafeln benötigen. Um diese und andere Herausforderungen zu meistern, sind fleißige Helfer aller vier Ausgabestellen sechs Tage die Woche unterwegs und sammeln in Supermärkten, bei Bäckern, Schlachtern und privaten Sponsoren Lebensmittel ein.

Dabei ist jede Hilfe willkommen, denn „wir sind an der Schmerzgrenze“, verkündet beispielsweise Günter Saxer, Leiter der Ausgabestelle Scheeßel. Im Beekeort packen 46 Mitarbeiter ehrenamtlich mit an, um mehr als 300 Berechtigte zweimal wöchentlich mit Lebensmitteln zu versorgen – auch aus Lauenbrück, Fintel und Co. „Für diese Hilfe sind wir sehr dankbar“, sagt Saxer. Insgesamt gibt es 152 Ausweise, die in diesem Jahr ausgeteilt worden sind, Familien und Paare erhalten einen gemeinsamen. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreichte, war die Ausgabe in Scheeßel für ein dreiviertel Jahr eingeschränkt: Saxer und sein Team konnten nur noch einmal in der Woche die Türen öffnen. „Die Altkunden haben für die Flüchtlinge auf Lebensmittel verzichten müssen. Aber es gab keinen großen Unmut“, erzählt Saxer. „Daran sieht man, was die sozial Schwachen für die Flüchtlinge getan haben.“ Generell sei er sehr stolz auf das harmonische Umfeld. „Wir mussten in den fast zehn Jahren unseres Bestehens nur drei Kunden Hausverbot erteilen“, erklärt Saxer. Wie überall gäbe es mal Querulanten, die sich aber mit deutlichen Worten schnell besänftigen ließen.

Da Lebensmittelspenden nicht proportional mit der Anzahl der Kunden gestiegen sind, war Kreativität gefragt. „Andere Tafeln überlassen uns tageweise Supermärkte, die wir auf unseren Touren anfahren“, berichtet Saxer. Auf diese Weise helfen Kommunen, die besser versorgt sind, anderen. Mit Erfolg, denn seit der Eröffnung 2008 mussten die Scheeßeler kaum Kunden ohne etwas nach Hause schicken – manchmal mit weniger, aber selten gänzlich ohne. Dennoch wären Saxer und sein Team für weitere Lebensmittelspenden aus der Bevölkerung dankbar. Babynahrung, die nicht mehr benötigt wird, überschüssige Schokolade vom Kindergeburtstag oder ein Karton Nudeln: jede Spende helfe. Denn ein Problem, das Saxer kommen sieht, sind die beliebten Prozent-Aktionen der Supermärkte. „Durch den Abverkauf der Lebensmittel geht Überschüssiges nicht mehr an die Tafel“, befürchtet er.

Geldspenden wandern allerdings direkt in die laufenden Kosten. „Wir dürfen davon keine Lebensmittel kaufen, das ist den Tafeln untersagt“, merkt Saxer an. Aber auch die Miete, Betriebskosten oder KfZ-Kosten muss der Verein stemmen. „Im Jahr kommen bis zu 20.000 Euro zusammen.“ Unterstützt werden die Scheeßeler dabei von den Gemeinden Scheeßel und Lauenbrück, einer Kreisumlage vom Landkreis und der Diakonie, dem früheren Träger der Tafel.

Aber noch eine weitere Herausforderung steht an: Genau wie der Bürgerbus hat die Tafel ein „Nachwuchsproblem“, neue Fahrer werden gebraucht. Die Ehrenamtlichen arbeiten in verschiedenen Gruppen wochenweise, so halten sich die Einsätze jedes Einzelnen in Grenzen. „Sie sind etwa drei- bis viermal im Monat für ein paar Stunden unterwegs“, erklärt Jochen Bannier, der sich um die Koordinierung der Einsätze kümmert.

Wer die Scheeßeler Tafel als Fahrer oder auf andere Weise unterstützen möchte, findet auf der Homepage der Gemeinde Scheeßel die Kontaktdaten von Günter Saxer.

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