Rundschau-Serie: Gästeführerin Hanna Tamke über Bräuche

Es ist ein Ros entsprungen

Hanna Tamke berichtet in der Adventszeit über Bräuche.
 ©Foto: Dennis Bartz

Weihnachten ist ein traditionelles Fest mit zahlreichen Sitten und Bräuchen. Gästeführerin Hanna Tamke stellt an den Adventssamstagen die vier wichtigsten vor, heute: die Christrose.

Von Hanna Tamke

Rotenburg. „Es ist ein Ros entsprungen.“ Das bekannte Weihnachtslied meint wohl die Christrose. Die ursprüngliche Textfassung soll von einem Mönch namens Laurentius stammen, der auf einer weihnachtlichen Waldwanderung im Schnee eine erblühte Christrose entdeckte. In Märchen, Gedichten und in Romanen wird diese wundersame Blume, die auch Schnee-Winterrose oder schwarzer Nieswurz genannt wird, erwähnt.

Ihre blendend weiße Blütenfarbe steht für Unschuld und die zeitliche Nähe der Blütezeit zum Weihnachtsfest hat ihr den Namen Christrose gegeben.

Eine besonders rührende Legende erzählt von einem kleinen Hirtenjungen. Er war einer von jenen Hirten, von denen man in der Bibel liest, dass sie in der Weihnachtsnacht ihre Schafe in der Nähe von Bethlehem gehütet hätten.

Als Jesus geboren wurde, erschien den Hirten ein Engel und verkündete ihnen, dass in einer Krippe der Heiland geboren sei. Deshalb beschlossen sie, sich auf den Weg zu machen, um das Kind zu sehen. Jeder nahm ein Geschenk für das neugeborene Kind mit – ein Lammfell, Wolle oder Milch. Nur der kleine Hirtenknabe hatte nichts, denn er war sehr arm. Noch nicht einmal eine Blume fand er in der kalten Winterzeit. Er weinte bitterlich. Aber da geschah ein Wunder: Seine Tränen fielen zur Erde. Und bevor diese noch ganz trocken waren, sprossen daraus die wundervollsten Blumen, schöner als alle, die er bisher gesehen hatte. Glückselig pflückte er einen ganzen Strauß davon und überbrachte ihn als Geschenk dem Jesuskind.

Die Christrose war geboren. Hätte der kleine Hirtenjunge gewusst, dass diese Blume giftig ist, vielleicht hätte er es sich überlegt, sie dem Neugeborenen zu schenken.

Früher galten Christrosen als Orakelblumen. Wenn der Bauer wissen wollte, wie das Wetter im neuen Jahr wird, stellte er in der Weihnachtsnacht zwölf Blütenknospen der Christrose ins Wasser und gab jeder Knospe einen Monatsnamen. Nun las man das Wetter für die kommenden zwölf Monate an der Art und Weise ab, wie sich die Knospen öffneten: Die geschlossenen bedeuteten schlechtes Wetter, die offenen gutes. Was sollte nun der Bauer davon halten, wenn bei ihm die Knospen für Mai, Juli und September gutes Wetter versprachen, beim Nachbarhof aber genau diese Monate schlechtes Wetter. Wenn man sich heute auf diese Jahreswetterprognose verlässt, ist die Chance, richtig zu liegen, verglichen mit anderen Jahresprognosen, gar nicht mal so schlecht.

Die Christrose heißt auch Schwarze Nieswurz, denn früher bereitete man aus der Pflanze Niespulver. Man glaubte, man könne sich böse Geister und Krankheiten, die den Körper heimsuchten, einfach ausniesen. Aufgrund der Giftigkeit der Christrose war diese Behandlung nicht ganz ungefährlich.

Wenn sie noch mehr über diese wundersame Blume erfahren wollen, nehmen Sie an einer der öffentlichen Führungen im weihnachtlich geschmückten Bauerngarten in Rotenburg am Heimathaus teil. Dort erfahren Sie bei einem Rundgang viele Geschichten und Bräuche rund um Advent und Weihnachten.

• Führungen durch den weihnachtlich geschmückten Bauerngarten sind Samstag, 15. Dezember, 17 Uhr, und Sonntag, 16. Dezember, 15 Uhr. Die Führungen sind kostenfrei. Sonderführungen sind buchbar bei Traute Philipp unter Telefon 04268/548, Hanna Tamke 04260/951251 und Doris Wiedner 04261/851716.

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