Rotenburg (jt). Der Rotenburger Stadtrat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit für die durchaus umstrittene Umsetzung des „Fidi-Boon-Wech“ entschieden.
Das Projekt, welches mit 1,8 Millionen Euro Fördergeldern an den Start geht, sorgte erneut für Diskussionen im Gremium. Dabei wiederholte sich die Debatte, die bereits während der vergangenen Straßen- und Tiefbau-Sitzung geführt worden war.
Schon seit 2017 planen die Initiatoren einen Radschnellweg, der den Bahnhof Rotenburg und den Bahnhof Brockel verbinden soll. Neben der Stadt Rotenburg ist die Samtgemeinde Bothel an der Planung beteiligt. Einzugsbereich sind auch die Gemeinden Hemsbünde, Bothel und Teile der Stadt Visselhövede sowie Teile der Gemeinden Neuenkirchen, Soltau und Schneverdingen. Geplant ist der Radweg mit einer Länge von 8,7 Kilometern, wobei ein eineinhalb Kilometer langes Teilstück im Bereich Rotenburg bereits ausgebaut ist. Angedacht ist weiterhin ein Pendler-Parkplatz, der Bau von Ladestationen für E-Bikes, abschließbare Fahrradboxen, ein Fahrrad-Rastplatz mit Schutzhütte und die Anschaffung von Miet-Pedelecs. Auf diese Weise soll das Fahrradfahren als echte Alternative zum Auto gefördert werden. „Wir brauchen eine Mobilitätswende“, betonte Elisabeth Dembowski (Bündnis 90/Die Grünen) während der Sitzung. Es gehe um Impulse, die zum Umsteigen aufs Fahrrad auffordern. Der geplante Weg soll auf einem ehemaligen Bahndamm entstehen, der Name „Fidi-Boon-Wech“ an einen ehemaligen Lokführer erinnern. Doch während ein Teil der Ratsmitglieder eben wesentliche Impulse in Sachen Klimaschutz sehen, befürchteten andere die Zerstörung eines gewachsenen Naturraums. Weitere Ratsmitglieder betonten innerhalb der Sitzung, dass sie dem Projekt nur dann zustimmen werden, wenn sicher gestellt sei, dass die hochwassersichere Querung der Nödenwiesen Bestandteil des Vorhabens ist. Tilman Purrucker (CDU) forderte dies ein, auch Gunter Schwedesky (FDP) sprach das Thema Hochwasser an. Dirk Schenckenberg (WIR) und Schwedesky betonten mehrfach, dass es ausreichende alternative Wege für Radfahrer gebe. Dembowski erwiderte jedoch, dass man dort eben bislang nicht gut fahren könne, „das sind zum Teil Sandwege“. Bürgermeister Andreas Weber (SPD) hatte schon zu Beginn der Debatte erklärt, dass es darum ginge, eine direkte Anbindung ohne Ampelstörung und ohne überschwemmte Strecken zu installieren. Am Ende entstehe so eine Anbindung bis Walsrode. Das Leuchtturmprojekt werde zu 75 Prozent vom Bund gefördert. Schenckenberg argumentierte, dass das Projekt nicht ökologisch sei. Auch gebe es sinnvollere Projekte, dort ginge es seiner Ansicht nach um Prestige. Dembowski erläuterte, dass die Eingriffe in das dort vorhandene Biotop naturschutzfachlich gelöst werden könnten. Einigkeit war zwar nicht zu erreichen, dennoch stimmte der Rat schließlich mehrheitlich für die Umsetzung des Projekts. Die Stadt Rotenburg wird für den Radweg für die Jahre 2022 bis 2024 insgesamt 600.000 Euro zur Verfügung stellen. Laut dem Projektantrag wird mit einer Gesamtdauer von vier Jahren gerechnet, bis das Projekt umgesetzt ist.