Rotenburg (nin). Einen letzten Blick auf das Meer werfen, einmal noch ins Stadion – sterbenskranken Menschen die Möglichkeit zu geben, von einem geliebten Ort Abschied zu nehmen, ist das Anliegen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Dafür sind ehrenamtliche Helfer mit dem „Wünschewagen“ unterwegs.
Unterstützung erfährt dieses Projekt nun durch eine 2.000-Euro-Spende der Rotenburger Leas. „Über das Jahr verteilt haben wir vom Förderverein der Lions verschiedene Activitys, beispielsweise beim Nikolausmarkt begleitet“, erklärt Mitglied Gesa Weiss das Zustandekommen der Spende. Zweimal im Jahr wählen die Leas einen karitativen Zweck aus, mal ein regionales, mal ein internationales Projekt. Per Zufall war Weiss auf den „Wünschewagen“ des ASB aufmerksam geworden. „Und die Resonanz auf meinen Vorschlag war sofort gut“, freut sie sich.
Bei dem „Wünschewagen“ handelt es sich um ein bundesweites Projekt, in jedem Bundesland mit Ausnahme von Bremen ist mindestens ein Wagen stationiert, insgesamt sind 18 unterwegs. Nächstes Jahr wird dann auch die Hansestadt dazu kommen. „Wir wollen den Menschen Mut machen, sich am Ende ihres Lebens noch einmal etwas zu wünschen“, erklärt Marc-Oliver Berndt vom ASB. „Und wir versuchen dann, das zu erfüllen. Das sind viele verschiedene Dinge: Es gibt Menschen, die möchten in einem ganz bestimmten Café an der Ostsee noch einmal einen Kaffee trinken. Oder ein Musical sehen, die Hochzeit der Enkel besuchen. Die meisten allerdings wollen noch einmal ans Meer. Wichtig ist nur: Das Ziel ist für uns mit dem ,Wünschewagen‘ erreichbar und der Wünschende verkraftet die Fahrt.“ Anfragen kommen vor allem von Hospizen, besonders ältere Menschen mit Krebsprognosen nutzen die Chance, die ihnen der „Wünschewagen“ bietet. Die Herausforderung dabei ist unter anderem, geschultes Personal zur Hand zu haben, dass den Menschen medizinisch während der Reise betreut. 83 ehrenamtliche und drei hauptamtliche Helfer engagieren sich in Niedersachsen für den ASB, darunter auch ausgebildete Fachkräfte, die die Fahrten begleiten. Bei dem „Wünschewagen“ handelt es sich im Kern um einen herkömmlichen Krankenwagen, der aber atmosphärisch anders ist. „Die Menschen sollen nicht das Gefühl haben, wir brächten sie ins Krankenhaus“, betont Nermin Besic vom ASB, der die Einsätze koordiniert. Fenster an den Seiten und in der Decke ermöglichen einen Blick nach draußen, „in einer kleinen Kühltruhe haben wir auch mal Sekt zum Anstoßen dabei“, so Besic. „Die Wunschfahrten sind nie traurig“, betont Berndt. „Im Gegenteil, es ist so schön, zu sehen, wie die Menschen aufblühen, so dass wir oft nicht das Gefühl haben, hier mit einem Kranken durch die Gegend zu fahren. Manchmal sind sie aufgeregt wie ein kleines Kind.“ Die Mittel für das Projekt kommen aus Spenden: „Wir müssen ja die Fahrten finanzieren, dazu wäre eine der nächsten Anschaffungen ein Rollstuhl für den Strand, eine spezielle Matratze, ein Haltesystem – da gibt es eine Wunschliste“, sagt Berndt. „Da wird uns die Spende der Leas schon ein gutes Stück weiterhelfen.“