Ralf G. Poppe erstellt Werkschau des Bremervörder Künstlers

Eine Bühne für Tügel

Nach gut zwei Jahren Arbeit hat Ralf G. Poppe seine Werkschau mit Gemälden von Otto Tetjus Tügel fertiggestellt. Foto: Baucke
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VON NINA BAUCKE

Bremervörde – Hohe Wangenknochen, ein spitz zulaufendes Gesicht und ein intensiver Blick: Die ersten Seiten gehören ihm, oder vielmehr seinen Selbstporträts – Otto Tetjus Tügel, der sich selbst als Malerpoet bezeichnete und von ungefähr 1910 an bis zu seinem Tod 1973 in Bremervörde als Maler, Musiker und Dichter arbeitete und lebte. In seinem Œuvre finden sich neben den Selbstporträts Bildnisse seiner insgesamt acht Frauen und Lebensgefährtinnen sowie Kindern, von namenlosen Personen aber auch von Blumen, Pflanzen und nicht zuletzt von der kargen und dennoch eindrucksvollen Moorlandschaft der Region. Einen Querschnitt durch sein Schaffen ist nun in „Otto Tetjus Tügel Werkschau“ des Bremervörders Ralf G. Poppe erstmals zu einer Werkschau des Künstlers zusammengefasst.

Dass sich das lohnt, davon ist der Autor und Fotograf überzeugt: „Otto Tetjus Tügel war ein Bremervörder Original. Wenn man sich hier umsieht, sieht man seine Bilder überall hängen. Ich würde sagen, dass er überhaupt der Maler aus dem Landkreis Rotenburg war.“ Kunstinteresse hat Poppe, der sich als „Fan der Worpsweder Künstler“ bezeichnet, schon lange.

Doch mit dem Buchprojekt fängt es ernst an, als Hein Meyer, Gründer des Tügel-Museums im Alten Rathaus in Bremervörde, Poppe bittet, den Museumsbestand an Bildern von Otto Tetjus Tügel abzulichten. Schon zu dem Zeitpunkt soll daraus unter der Federführung Meyers ein Buch werden – aber aus dem Projekt wird nichts. Doch ad acta legen will Poppe nach der Aufnahme der Bilder die Idee nicht mehr, er geht das Vorhaben nun selbst an. „Ich dachte, wenn ich schon die Bilder aus dem Museum habe, kann ich auch gleich weitermachen“, sagt der Bremervörder mit einem Lachen.

Zwei Jahre lang stöbert er weitere Sammler von Tügel-Bildern auf, irgendwann melden sich die ersten bei ihm, weil sich seine Recherche herumspricht. Insgesamt zehn von ihnen öffnen am Ende ihre Türen, damit er ihre Tügel-Werke mit der Kamera festhalten kann. Natürlich immer vor Ort, „solche Bilder geben Sammler nicht raus“, hat Poppe gemerkt. Es sind Privatpersonen darunter, aber auch Unternehmen und Einrichtungen, wie das Bachmann-Museum in Bremervörde oder auch die Volksbank in Osterholz. „Dort hängt ein interessantes Porträt, das allerdings hinter Glas war“, erinnert Poppe sich. Eine Stunde braucht er, das Bild ohne Spiegelung in den Kasten zu bekommen.

„Irgendwann musste ich aufhören“, sagt er mit einem Lachen. Denn Tügel-Werke gibt es noch weitaus mehr, als die mehr als 100, die in dem Buch abgebildet sind. Dank etlicher Anekdoten, die er hört, und Gesprächen mit Angehörigen ist er auch der Person Tügels näher gekommen: „Was ich Stück für Stück über ihn erfahren habe, hat mich überrascht: Er war ein offener, liebevoller Mensch, der nicht nur für seine Zeche gemalt hat. Dabei ist sein Bild in der Öffentlichkeit ein völlig anderes.“

Zwar will Poppe in seinem Buch das Gesamtwerk Tügels widerspiegeln, seine Favoriten sind allerdings die Porträts: „Sie sind alle einzigartig, während er die Landschaften jeweils mehrfach gemalt hat.“ Letzteres seien eher Auftragsarbeiten gewesen und eher von dunkler Stimmung geprägt, „dabei waren Menschen einfach seins“, ist Poppe überzeugt. Da ist oft eine schöne Stimmung, beispielsweise haben seine Liebespaare eine ganz eigene Herzlichkeit. „Überhaupt haben mich Menschen schon immer interessiert.“

Das zeigt sich auch in der Strukturierung des Buches: erst die Selbstporträts des Künstlers, dann seine Frauen, die Liebespaare, weitere Menschen – und dann erst Tiermalereien, Landschaften und Pflanzen. „Es hat eine Dramaturgie, erst die Haupt- und Nebendarsteller, dann das Moor und für das Happy End die Blumen“, erklärt Poppe mit einem Lachen. Auf eine weiterführende kunsthistorische Einordnung verzichtet er jedoch: „Der Betrachter kann so einfach die Kunst auf sich wirken lassen.“

Allerdings: Auf den letzten Metern wird es noch einmal schwierig. Eigentlich soll das Buch zum Weihnachtsgeschäft erscheinen, doch Unklarheiten in der Erbengemeinschaft des Malers sorgen für eine Verzögerung bei der Freigabe der Bildrechte, sodass nun Ende Januar, Anfang Februar daraus wird. „Bis zu seinem Tod 2018 war Tügels Sohn Tetjus Tügel junior Sprecher, erst vor Kurzem haben die Erben wiederum dessen Sohn Raphael Bederke dazu ernannt.

Trotz Hindernis’ sieht Poppe Erschwernis als Gewinn: „Dadurch habe ich Ada Leddin, die Witwe von Tetjus Tügel junior,kennengelernt, die das dann mit der Erbengemeinschaft geklärt hat.“ In dieser Wartezeit kommt durch Peter Dammann das wichtigste Motiv – die „Weltmadonna“ –, für die seine Lebensgefährtin Johanna Seidel und der gemeinsame Sohn Tetjus Tügel junior als Modell dienten, hinzu. Auch dem Letzterem eine Werkschau zu widmen – die ersten Gedanken dazu wälzt Poppe bereits. Und für noch etwas hat die Arbeit an dem Projekt gesorgt: „Tügel-Porträts erkenne ich inzwischen sofort.“

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