Neuverträge: Kommunen im Südkreis bleiben ablehnend - VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Keine Fundtiere für das Tierheim

Vor allem Katzen und Hunde gehören zu den Fundtieren im Landkreis Rotenburg. Manchmal werden aber auch etwas ungewöhnlichere Zeitgenossen gefunden u2013 zuletzt in der Samtgemeinde Sottrum beispielsweise eine Schildkröte. Foto: Schultz
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Rotenburg – Es erinnert ein wenig an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – in diesem Fall grüßt es allerdings jährlich. Denn der Tierschutzverein für den Landkreis Rotenburg versucht weiterhin, dass die Fundtiere aus dem Südkreis wieder alle ins Tierheim nach Mulmshorn statt in die Arche nach Brinkum im Kreis Diepholz gebracht werden. Sie fühlen sich gut gerüstet für die Aufgabe, so der Vorsitzende Marcel Mertens. „Wir als Tierschutzverein setzen uns weiterhin dafür ein, dass die Fundtiere wieder zentral im Landkreis aufgenommen werden.“

Vor allem herrenlose Katzen und Hunde finden im Tierheim ein vorübergehendes Zuhause. Doch das war in Mulmshorn ab 2017 zeitweise einfach nicht mehr möglich – es kam zu einem Aufnahmestopp. Die damalige Vorsitzende hatte das Vorgehen damals mit zu niedrigen Beiträgen der Kommunen begründet und auf die desaströse finanzielle Lage des Vereins verwiesen. Aber: Der Verein habe in den vergangenen Jahren „sehr hart und beharrlich daran gearbeitet und wird auch weiterhin daran arbeiten, das Vertrauen der Gemeinden zurückzuerlangen“, teilt Mertens mit – denn mittlerweile ist eine Aufnahme wieder möglich. Bislang ist jedoch lediglich die Stadt Rotenburg mit ihren Ortschaften vor gut vier Jahren zu einem Vertrag zurückgekehrt. Die Fundtiere werden in Mulmshorn untergebracht, dafür erhält das Tierheim eine finanzielle Unterstützung.

Eine Rückkehr der anderen Gemeinden im Südkreis ist aber weiterhin mit einem Fragezeichen versehen. Zwar hat der Verein in den umliegenden Kommunen erneut Anträge auf eine Zusammenarbeit gestellt – doch aus Sottrum beispielsweise kommt bereits vor der Ausschusssitzung am morgigen Donnerstag von der Verwaltung eine klare Empfehlung: Der Antrag wird abgelehnt, heißt es im entsprechenden Beschlussvorschlag.

Ohnehin sei das aktuelle Fundtieraufkommen nicht sehr hoch, erklärt Samtgemeindebürgermeister Holger Bahrenburg auf Nachfrage. Fundhunde könnten oft noch am selben Tag wieder an ihre Besitzer übergeben werden. Alle anderen Fundtiere sollen wie gehabt nach Brinkum gebracht werden. Zuletzt wurde sogar eine Schildkröte als Fundtier in der Tierklinik Posthausen abgegeben. „Die Zusammenarbeit mit dem Tierheim läuft sehr gut, da die Fundtiere zunächst in der Tierklinik untergebracht und dort tierärztlich versorgt werden“, so Bahrenburg. Die Nähe der Samtgemeinde zu Posthausen sei ein Vorteil. „Gegen einen Fundtiervertrag mit dem Tierschutzverein spricht, dass dort nicht jederzeit eine sofortige Unterbringung möglich ist“, erklärt er weiter. Außerdem sieht die Verwaltung begrenzte Unterbringungskapazitäten sowie fehlende tierärztliche Versorgung.

Ähnlich sehen es auf Nachfrage beispielsweise auch die Gemeinde Scheeßel und die Samtgemeinde Fintel. „Bereits 2021 haben sich alle Hauptverwaltungsbeamten des Südkreises, außer Rotenburg, erneut für die weitere Unterbringung der Fundtiere im Tierheim Brinkum ausgesprochen“, betont Scheeßels Bürgermeisterin Ulrike Jungemann. Das System funktioniere reibungslos: „Fundtiere werden in der Tierklinik Posthausen abgegeben oder von der BMT Arche Noah abgeholt.“ Die Abrechnungen seien transparent, pünktlich und wirtschaftlich angemessen, erklärt die Verwaltungschefin. „Wir sind mit dieser Vorgehensweise zufrieden“, so Jungemann.

Aus dem Lauenbrücker Rathaus ein paar Kilometer weiter äußert man sich ähnlich: Ein Vertrag mit Brinkum läuft, die Zusammenarbeit ebenfalls. Daher sei derzeit kein Wechsel von Verwaltungsseite geplant.

Eine zentrale Anlaufstelle für die Bürger im Südkreis sei jedoch wichtig, findet Mertens. Dafür würde das Tierheim auch einen 24-Stunden-Notdienst bieten, um jederzeit erreichbar zu sein – auch für die Bürger der nicht beteiligten Gemeinden. „Aus diesem Grund sind wir auch über die Landkreisgrenzen bekannt und finden für unsere Fundtiere schnell ein neues Zuhause“, sagt er. So konnten in den vergangenen Jahren gut 90 Prozent der Fund- und Abgabetiere sowie der sichergestellten Tiere in kürzester Zeit wieder vermittelt werden, resümiert er. „Durch die gute Vermittlungsquote ist das Tierheim mal weniger stark und mal stärker ausgelastet, ist aber noch nie an seine Belastungsgrenzen gestoßen.“

Zudem bedeuteten lange Fahrtwege und die Unterbringung währenddessen in kleinen Boxen Stress für die Tiere, die sich in vielen Fällen vermeiden ließen. „Dass das Tierheim die notwendigen rechtlichen sowie baulichen Voraussetzungen für die Aufnahme erfüllt, wurde unter anderem vom Veterinäramt bestätigt“, ergänzt Mertens.

Doch für das Tierheim geht es letztlich auch ums Finanzielle: Die Aufnahme der Fundtiere bringt Geld. Geld, das in vielen Vereinen vor allem noch einmal durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie knapp sitzt. „Der Tierschutzverein kann seine Kosten nur aufgrund der großzügigen Spender, die uns Monat für Monat verschiedene Beträge spenden, ausgleichen“, so Mertens.

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