Mediziner informieren über Risiken der Erdgasförderung

„Bis Exxon die Lust verliert“

Klar und sauber: So soll das Wasser der Rotenburger Rinne bleiben. Foto: Dennis Bartz
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Rotenburg. Es war einige Wochen ruhig um das umstrittene Thema Fracking im Landkreis Rotenburg. Zu ruhig für die beiden Hausärzte Christiane Qualmann und Christoph Dembowski sowie den Umweltmediziner Matthias Bantz von der IPPNW-Gruppe (Ärzte in sozialer Verantwortung). Sie nehmen die Exxon-Ankündigung weiterer Versenkbohrungen in Bötersen Z1 – inmitten des Trinkwassergebiets der Rotenburger Rinne – zum Anlass, um am Mittwoch, 8. November, 19.30 Uhr, im Rotenburger Buhrfeindsaal über die Risiken von Erdgasförderung für Trinkwasser und Gesundheit zu informieren.

Referenten des Abends sind Dr. Hermann Kruse, Chemiker am Institut für Toxikologie und Pharmakologie der Universität Kiel, und der Geschäftsführer des Wasserversorgungsverbands Rotenburg-Land, Volker Meyer. Bantz rechnet mit einem vollen Haus: „Das zeigen die bisherigen Erfahrungen. Außerdem haben bereits einige Bürgerinitiativen zugesagt.“

Die Mediziner wollen mit der Infoveranstaltung die öffentliche Diskussion, die zuletzt abzukühlen schien, wieder anheizen und Exxon möglichst an der Umsetzung weiterer Bohrungen hindern. „Wir müssen hier im Landkreis politisch aktiv bleiben, damit die da oben merken, dass die Förderung hier keine Zukunft mehr hat“, so Dembowski. Die Mediziner schrecken auch vor dem Klageweg nicht zurück: „Das verzögert die Prozesse der Gaswirtschaft.“

Die IPPNW will „Präzedenzfälle schaffen, die teuer sind“ und so lange kämpfen, „bis Exxon die Lust verliert“.

Zeitgleich hoffen die Mediziner darauf, dass die Gesetzgebung zügig die Voraussetzungen dafür schafft, um weitere Vorhaben zu stoppen. „Es kann nicht sein, dass nachweislich hochtoxische Stoffe in den Boden gelangen“, so Bantz. In anderen Ländern sei die Gesetzgebung längst weiter – in Deutschland würden dagegen immer neue Studien angefordert. „Der Lobbyismus ist zu groß. Wir haben die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass das auch hier bald gelingt“, so Dembowski.

Die Auswertung des niedersächsischen Krebsregisters (EKN) im Sommer 2014 hatte eine besorgniserregende Häufung von hämatologischen Krebserkrankungen bei Männern in der Samtgemeinde Bothel und der Stadt Rotenburg aufgedeckt.

Bei der danach durchgeführten Befragungsstudie des Gesundheitsamtes Rotenburg und des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen hatte sich ein Zusammenhang der Entfernung des Wohnortes der Erkrankten von Bohrschlammgruben und Erdgasförderstellen gezeigt. „Dieser Ansatz ist einmalig und wiegt viel schwerer als Studien, die sich nur mit den Umwelteinflüssen beschäftigen“, betont Qualmann.

Ein von der IPPNW-Gruppe initiierter offener Brief im Oktober 2015 an die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt, der von 212 Rotenburger Ärztinnen und Ärzten unterzeichnet worden war, habe deutlich gemacht, dass die Besorgnis um die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung höchste Priorität im Landkreis hat.

Beim Info-Abend wollen die Mediziner nun die drängenden Fragen klären: Mit welchen von den Bohrschlammgruben und Erdgasförderstellen ausgehenden schädigenden Substanzen müssen sich die Menschen auseinandersetzen? Was bedeutet das für die Gesundheit der Bevölkerung? Und welche Folgen ergeben sich für die Umwelt und insbesondere für das Trinkwasser?

• Die Veranstaltung „Erdgasförderung: Risiken für Trinkwasser und Gesundheit“ am Mittwoch, 8. November, 19.30 Uhr, im Rotenburger Buhrfeindsaal, Elise-Averdiek-Straße 17, ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

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