Lebenshilfe Rotenburg-Verden über Schulbegleitungen in Corona-Zeiten

„Große Herausforderung“

Im Bild von rechts nach links: Martin Schwarz-Lübben (Fachleitung Offene Hilfen), Corinna Bartels (Koordinatorin Schulbegleitung), Mariska Jaletzky (Koordinatorin Familienunterstützender Dienst und Freizeitassistenz) und Antonia Himmler (langjährige Schulbegleiterin)
 © Foto: Wibke Woyke

Rotenburg (r/db). Seit mehr als einem Jahr beeinflusst das Coronavirus Sars-CoV-2 das tägliche Leben in Deutschland – natürlich auch in den Schulen. Was bedeutet das für die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Rotenburg-Verden, die Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen Schulbegleitungen und Schulassistenzen anbieten? „Gerade zu Beginn war die fehlende Planungssicherheit eine der größten Herausforderungen“, berichtet Martin Schwarz-Lübben (Fachleitung Offene Hilfen). Für ihn und sein Team ist die Corona-Zeit ein Kraftakt, verbunden mit Unsicherheiten und einem großen Koordinationsaufwand.

Schüler und Schülerinnen mit einer körperlichen, geistigen und/oder seelischen Behinderung können Anspruch auf Schulbegleitung in Form von schulischen Integrationshilfen oder Schulassistenzen haben. Sie ist grundsätzlich an jeder Schulform möglich. Die Offenen Hilfen unterstützen Schüler mit Behinderung oder Förderbedarf also in ihrem Schulalltag. Diese Begleitung gewährleistet, dass sie wohnortnah und inklusiv beschult werden können – für ein Stück Chancengleichheit. Geholfen wird zum Beispiel bei der Organisation des Arbeitsplatzes, beim Einsatz von technischen Hilfsmitteln im Unterricht, in den Pausen, beim Gang zur Toilette, beim Schulfrühstück und eventuell bei der Bewältigung des Schulweges. Etwa 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zählen inzwischen zum Team, das an 30 Schulen im Einsatz ist.

Doch was ist, wenn eben diese Schulen geschlossen sind? „Als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 beschlossen wurde, gab es vor allem eins: Unsicherheit“, erinnert sich Martin Schwarz-Lübben. Durch die Schulschließungen fiel der Arbeitsort der Mitarbeitenden von einem Tag auf den anderen weg. Viele machten sich – wie in anderen Berufen und Branchen auch – existenzielle Sorgen und stellten sich die Frage: Was passiert denn jetzt? Was damals in den nächsten Monaten folgte, war für das Kernteam der Offenen Hilfen ein organisatorischer Kraftakt mit vielen Gesprächen – mit Eltern, Schulen, Mitarbeitenden und nicht zuletzt mit den zuständigen Ämtern.

Wie sind die Bedürfnisse der einzelnen Schüler? Wie gestalten sich die Regelungen der verschiedenen Schuljahrgänge? Gibt es Homeschooling beziehungsweise Distanzunterricht und wenn ja: Dürfen Mitarbeitende die Schüler auch zu Hause besuchen? Wünschen das die Eltern und was sagt überhaupt der Leistungsträger zu einer solchen Lösung?

Jeder Einzelfall wurde beleuchtet, so Martin Schwarz-Lübben, um für die Kinder, aber auch für die Mitarbeitenden eine Lösung zu suchen. Immer wieder gab es die Herausforderung: Wie können wir bedarfsgerechte Möglichkeiten im Sinne der genehmigten Hilfeform finden? Eine Frage, die das Jahr beherrschte, denn bekanntlich folgte nach dem ersten Lockdown zwar eine vermeintlich entspanntere Phase, doch spätestens seit Herbst brachten steigende Zahlen neue Herausforderungen mit sich. Und so war das Team in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, ein Puzzle zu meistern. Schüler und Schülerinnen im angeordneten Distanzunterricht, andere in der Notbetreuung oder in (wechselnder) Präsenz in der Schule, wieder andere aus Vorsicht von der Präsenz in der Schule befreit, um vorerkrankte Familienmitglieder zu schützen.

So verschieden die Schulsituation für die Schüler war und ist, so verschieden ist sie auch für die jeweiligen Mitarbeitenden. „Viele mussten sehr flexibel sein“, erklärt Schwarz-Lübben. Das sei sicher nicht immer einfach. Die Offenen Hilfen wollen und müssen den kontinuierlichen Kontakt zu den Schülern sichern – das heißt: Die Schulbegleitung muss die Beziehung aufrecht erhalten und den Zugang zur schulischen Gemeinschaft mit der bewilligten Hilfe ermöglichen beziehungsweise weiter sichern. Schulbegleitung in diesem Zusammenhang ist also keine Kinderbetreuung und hat ebenso wie in der Schule keinen Lehrauftrag.

Viele zusätzliche Stunden hat das Team der Offenen Hilfen investiert, um die Anforderungen und Bedürfnisse aller Beteiligten – vom Kind über die Eltern und Schulen bis hin zu den Leistungsträgern – unter einen Hut zu bringen. Auch eine Menge Dokumentationsarbeit über die erbrachten Tätigkeiten und Leistungen gehört dazu. Und das Besprechungswesen hat sich wie an zahlreichen Stellen auch bei den Offenen Hilfen verändert. Die großen Dienstbesprechungen vor Ort zum Beispiel, mit etwa 100 Personen in einem Raum, sind natürlich nicht möglich. Online-Besprechungen traten an diese Stelle. Wie sich das Jahr weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Was positiv ist: Entlassungen musste es aufgrund der Corona-Krise nicht geben.

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