Künstlerin Anita Wolf stellt im Café Marleen aus - Von Karen Bennecke

Rätselhafte Zeichen

Anita Wolf hat im Laufe der Zeit ihren eigenen Malstil entwickelt und experimentiert zurzeit mit Quadraten. Foto: Karen Bennecke
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Rotenburg. „Das Malen ist eine Art Entdeckungsreise für mich“, sagt die Rotenburger Künstlerin Anita Wolf. „Wenn ich mit einem Bild anfange, weiß ich selber nicht genau, was dabei herauskommen wird. Das finde ich sehr spannend.“ Zur Zeit stellt sie ihre Serie „Quadrat“ im Café Marleen im Haake-Meyer aus.

2004 entdeckte die gebürtige Münchnerin ihre Leidenschaft für die freie Malerei. „Ich bin gelernte Bauernmalerin und Möbelrestauratorin und habe dieses Handwerk jahrelang ausgeübt“, erzählt Wolf. „Dann belegte ich mehrere Kurse im großformatigen Malen und seitdem beschäftigt mich die Wirkung von Farbe und Fläche und ihre Beziehung zueinander.“

Mittlerweile hat sie einen eigenen Malstil entwickelt: „Ich streiche Farbfläche auf Farbfläche, dabei entstehen Strukturen, die ich wieder verwerfe. Dann schichte oder streiche ich wieder Farbe auf Farbe, die ich teilweise wegkratze, so dass die unteren, schon fast vergessenen Schichten wieder durchkommen.“ Es sei ein spannender Prozess, „ein bisschen wie archäologische Arbeit“, sagt sie mit einem Lachen. „Ich lege etwas frei, von dem ich zunächst nicht weiß, was es ist.“ In den vergangenen Jahren erforschte Wolf das Malen auf quadratischen Leinwänden. „Das Quadrat mit seinen vier gleichen Seiten gibt mir keine inhaltliche Assoziation vor, anders als rechteckige Flächen“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. „Wenn ich mit dem Pinsel horizontale Streichbewegungen mache, assoziiere ich intuitiv ,Landschaft‘ und muss mich regelrecht anstregen, etwas anderes zu malen.“ Auf der quadratischen Leinwand lässt die Künstlerin unterschiedliche farbige Flächen entstehen. Die besondere Herausforderung dabei? „Eine Spannung durch die farbigen Flächen zu erzeugen, denn das Quadrat mit seinen vier gleichen Seiten ist ja eigentlich langweilig“, sinniert Wolf. „Es ist ein intensiver und anstrengender Prozess, bis ich das Gefühl hab, jetzt ist eine Spannung da, jetzt kann ich aufhören.“ Und wirklich, Langeweile kommt bei Betrachtung der Bilder nicht auf. In den farbigen Flächen lässt sich immer wieder Neues entdecken. Hier und da schimmert etwas aus den unteren Schichten durch – Schatten, Formen, rätselhafte Zeichen. Weil es nicht deutlich zu erkennen ist, regt es die Fantasie des Betrachters an. Exakte, scharf abgegrenzte geometrische Formen sucht man in Wolfs Werken dagegen vergebens. „Das fände ich langweilig“, lacht sie. „Eine exakte Malerei passt irgendwie nicht zu meinem süddeutschen Naturell. Ich bin eher spontan, liebe die Überraschung. Wenn ich mehrere Schichten übereinander auftrage und dann wieder abschabe, ist es ein bisschen so, als würde ich in eine Höhle gehen, dort ein bisschen an der Wand kratzen und eine alte Malerei entdecken.“ Farben spielen für Wolf eine große Rolle. „Ich liebe eine satte Farbigkeit in meinen Bildern. Deshalb muss ich mehrere Farbschichten auftragen, anders könnte ich gar nicht malen.“ Durch den Prozess des Malens habe sie auch viel über sich gelernt, erzählt sie: „Eigentlich bin ich ja eher impulsiv und temperamentvoll. Beim Malen bin ich ruhig und gefasst, da kann ich nicht einfach expressionistisch ausbrechen. Im Gegenteil, ich brauche eine gewisse Ordnung im Bild. Diese Seite war mir vorher gar nicht bewusst.“ Auch ihre Art zu malen sei ruhig und kontemplativ. „Ich führe den Pinsel hin und her und rauf und runter. Das ist ein fast mediativer Vorgang.“ Trotzdem sei das Malen keine reine Entspannung für sie: „Wenn ich male, lasse ich nicht locker, bis ich den Eindruck hab, so ist es gut. Oft ist es ein kleiner Kampf, bis es soweit ist. Ich empfinde dabei eine große Befriedigung, aber es ist auch anstrengend. Schön anstrengend.“ Die Mühe sei es aber wert, findet Wolf: „Wenn ich mir mein Bild anschaue und damit zufrieden bin, empfinde ich eine tiefe Freude. Wenn es dann auch noch anderen Menschen gefällt, ist das für mich das Sahnehäubchen obendrauf.“ • Bis zum 3. August ist die Ausstellung noch im Café Marleen zu sehen.

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