Koordinierungsstelle stärkt Integration

„Hier ist es normal, dass Frauen arbeiten“

Der Deutschkurs von VHS-Dozent Rainer Petersen (untere Reihe, vierter von rechts) freute sich über den Besuch von Karen Bennecke (obere Reihe links) von der Ko-Stelle.
 ©Rotenburger Rundschau

Rotenburg (r/db). Die Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Landkreis Rotenburg widmet sich verstärkt der Aufgabe, die Integration geflüchteter Frauen in den Arbeitsmarkt zu fördern. „Immerhin sind etwa ein Drittel der Geflüchteten Frauen. Rund die Hälfte der Frauen im Landkreis Rotenburg ist zwischen 18 und 45 Jahre alt, viele von ihnen sind Mütter und betreuen mehrere Kinder“, erklärt Thea Ohle, Projektleiterin der Ko-Stelle. „Aus Studien zur Situation geflüchteter Frauen in Deutschland und aus eigenen Gesprächen wissen wir, dass viele von ihnen arbeiten möchten – auch, wenn sie Kinder haben – und hoch motiviert sind.“

Dennoch liege die Beschäftigungsquote der geflüchteten Frauen deutlich unter der der Männer, außerdem dauere es oft länger, bis sie einen Sprachkurs besuchen. „Das hat verschiedene Gründe“, so Ohle. „Zum einen liegt der Fokus bei uns immer noch stärker auf Ausbildung und Förderung der männlichen Flüchtlinge. Dazu kommt das kulturelle Selbstverständnis der Menschen. Für viele der Frauen, die aus Ländern mit traditionellen Frauen- und Familienbildern kommen, hat die Versorgung der Kinder und des Haushalts Vorrang.“

Um die geflüchteten Frauen nachhaltig fördern und integrieren zu können, sei es daher wichtig, dass sie ihre Rechte als Frau in Deutschland kennen, betont Ohle. „Sie sollen wissen, welche Möglichkeiten sie bei uns haben“, sagt Karen Bennecke, die innerhalb der Ko-Stelle für die geflüchteten Frauen zuständig ist. „Dafür haben wir den mehrsprachigen Flyer ,Geh deinen Weg! Deine Rechte als Frau in Deutschland‘ und einen Powerpoint-Vortrag entwickelt, mit dem wir unter anderem gezielt Deutschkurse besuchen.“ Viele Kursteilnehmer, Frauen wie Männer, reagierten darauf sehr positiv. „Eine junge Frau, deren Mann schon einen Job hat, hat nach dem Vortrag noch einmal nachgefragt, ob sie auch arbeiten darf“, erzählt Bennecke. „Das hat mich sehr berührt.“ Auch für Abede Mohamadi aus Afghanistan, die den Vortrag in einem Deutschkurs der Volkshochschule Rotenburg gehört hat, waren die Informationen wichtig. „In meiner Heimat sind Frauen und Männer nicht gleich. In Deutschland gibt es Gesetze für Frauen, das ist gut“, sagt sie. Ihre Mitschülerin Manaz Sahmadi ergänzt: „Hier ist es normal, dass Frauen arbeiten. In Afghanistan arbeiten vielleicht zehn Prozent der Frauen, in manchen Gegenden dürfen sie gar nicht arbeiten.“ Das Ehepaar Nabila und Sabur Rasuli findet noch einen anderen Aspekt der Gleichberechtigung gut: „In Deutschland dürfen Frauen den Führerschein machen. In Afghanistan ist das in vielen Regionen verboten.“ Den Kursteilnehmern sei meist nicht klar, in welchem Ausmaß die Rechte der Frauen in Deutschland gesetzlich geregelt seien, weiß Deutschdozent Rainer Petersen: „Vor allem solche Informationen wie die, dass Gewalt in der Familie bei uns strafbar ist und nicht totgeschwiegen werden darf, arbeiten oft noch weiter in ihnen.“ Die Palästinenserin Reem Alvajjar bekräftigt: „Gewalt ist keine Lösung. Das zu hören war sehr schön und wichtig für mich.“ • Die Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft im Landkreis Rotenburg, Neue Straße 22 in Bremervörde ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr telefonisch unter 04761/9235873 oder per E-Mail an info@frauenundwirtschaft-lkrow.de.

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