Kleines Ensemble begeistert mit „Geschlossener Gesellschaft“

Blick in moderne Hölle

Garcin (Jürgen Cassier), Ines (Christiane Wedemeyer-Neumann) und Estelle (Petra Vermehren) werden nach ihrem Tod durch eine mysteriöse Figur (Bettina Renken) in die "kalte Hölle" als Symbol des unterkühlten Miteinanders eingewiesen.
 ©Foto: Hans-Jörg Werth

Rotenburg. Das „kleine Ensemble“ vom Theater Rollentausch in Rotenburg führte mit „Geschlossene Gesellschaft“ ein schweres Stück des Schriftstellers und Existenzialisten Jean Paul Sartre auf – und entführte die zahlreichen Gäste im Aula der Rotenburger Theodor Heuss Schule direkt in die „Moderne Hölle“.

Das Sartre-Stück wurde bereits 1944 veröffentlicht, und passt wohl besser denn je in die heutige Zeit, so Regisseurin Rena Seifert. Ein Gefängnis dient als „moderne Hölle“, wo es nicht wie sonst üblich heiß, sondern ziemlich kalt zugeht. Die Protagonisten Garcin, Ines und Estelle, gespielt von den Schauspielern Jürgen Cassier, Christina Wedemeyer-Neumann und Petra Vermehren, sind einander vorher nie begegnet und werden nach ihrem Tod von einer mysteriösen Figur, dem Kellner (Bettina Renken), über eine Wendeltreppe in besagten Raum eingewiesen.

Für immer einander ausgeliefert erzählen die Darsteller „ihre Geschichte“, ihre persönliche Hölle im Leben und wie sie gestorben sind – leise untermalt mit der Songstrophe „Halleluja“ von Leonard Cohen.

Auf der verzweifelten Suche nach Liebe, Anerkennung und Selbstbestätigung drehen sie sich im Kreis in der kalten Hölle als Symbol für Kaltherzigkeit und Unfähigkeit, aus der „eigenen Haut“ zu gehen. „Die Hölle, das sind doch die andern.“

Mehr als ein Jahr dauerten die Proben. In dem Stück geht es um Freiheit und Eigenverantwortlichkeit, um persönliche Zwänge, Narzissmus und Darstellungsdrang jedes Einzelnen. Ohne das Stück inhaltlich „zu vergewaltigen“, habe die Gruppe den Einakter auf gut 80 Minuten komprimiert, erklärte Seifert. Es ist gelungen, eine dichte, intensive und dabei noch gut nachzuvollziehende Aufführung auf die Beine zu stellen. „Am Ende haben wir’s auf den Punkt gebracht“, ist Seifert überzeugt.

Sie betont: „Wohlstandsverwöhnt und nicht wertgeschätzt von den Eltern, isoliert und von Selbstegoismen getrieben, werden Bestätigungen durch andere Außenstehende immer wichtiger. Es herrscht ein ungesunder Narzissmus, Anerkennung wird nur noch durch die Außenwelt verortet, obwohl doch eigentlich ein innerlich reiches Leben und das Ausbrechen aus ‚schlechten’ Gewohnheiten viel gesünder und im besten Sinne erfüllend sind, soll die Botschaft Sartres in die Jetztzeit interpretiert werden.“

Die sehr intensiv und eindringlich agierenden Schauspieler, ausgeliehen vom „großen Ensemble“ des Theater Rollentausch unter Leitung von Heribert Eiden, hatten in dieser Formation ihren ersten Auftritt. Auch mit dem Bühnenbild sei man neue Wege gegangen, erzählt Seifert.

Die Hölle wurde als Gefängnis mit Stahlbauzaun aufgebaut, das Publikum konnte unmittelbar ranrücken oder von der hohen Aulabühne aus zuschauen. Erstmalig wurde auch ein kleines Theaterprogramm gestaltet und mit Fotos der Schauspieler aufgelegt.

Seifert hat noch einiges vor. Sollte die Resonanz der geplanten weiteren Auftritte am Freitag und Sonnabend, 29. und 30. September, jeweils um 20 Uhr, auf ähnlich gute Resonanz stoßen, sei an eine Fortsetzung von „Geschlossene Gesellschaft“ noch in diesem Jahr gedacht.

Außerdem seien junge Dramatiker wie Moritz Rinke oder Felicitas Zeller mit ihren Werken für sie eine tolle Inspiration für künftige Bühnenauftritte in kleiner Formation.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser