Immer mehr Corona-Testzentren stellen Betrieb ein - VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Testen wird zur Nebensache

Das Testzentrum im Rathaus wird derzeit nicht gebraucht.
 ©Beims

Rotenburg – Während die Anzahl derjenigen, die an Covid-19 erkranken, ansteigt, nimmt die Anzahl der Bürgertestungen ab. 16 neue Coronafälle meldet das Gesundheitsamt des Landkreises seit Dienstag, vier von ihnen werden im Krankenhaus behandelt. 148 Menschen haben sich damit aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Umso wichtiger, sollte man meinen, wäre es dann, die Bürgertestungen aufrecht zu erhalten. Doch immer mehr Testzentren schließen – manche gezwungenermaßen, weil sich ihr Betrieb nicht mehr rentiert.

Das Problem kennt auch Apotheker René Große. Er beobachtet die derzeitige Entwicklung und den bald beginnenden Herbst und Winter mit Sorge. Auch ein Politikum, mutmaßt er – bald sind Bundestagswahlen, so richtig scheint derzeit niemand Maßnahmen ergreifen zu wollen. Die Wähler bei Laune zu halten steht gegen das Bekämpfen einer Pandemie. Dabei sind noch längst nicht die 80 Prozent der Durchimpfungen erreicht, von denen man ausgeht, dass sie für eine Herdenimmunität benötigt würden. „Die Wissenschaft sieht das Geschehen also kritischer“, erklärt Große bei einem Besuch in seinem Testcenter an der Verdener Straße. Hier wartet kein Mensch am Nachmittag vor der Tür darauf, den Nasenabstrich machen zu können.

Auch am Pferdemarkt ist erst mal geschlossen. Dort wurde bis zur vergangenen Woche getestet. Sinnvoll ist das Schließen von immer mehr Testzentren nicht, meint Große. Aber alle drei Standorte, die er betreibt – ein weiterer ist an der Großen Straße in der Stadtmitte – zu besetzen, lohnt einfach nicht. „Wir werden es wohl auf die Stadtmitte beschränken und fahren auf Sicht. Es ist immer eine Überraschungstüte, was am kommenden Wochenende los ist.“ Sind Veranstaltungen wie jetzt die Einschulungen, ist die Zahl der Tests deutlich größer. Ansonsten sinkt sie.

Ein Blick in Großes Computer zeigt ihm, dass die Zahl der wöchentlich Getesteten bei etwa 850 pendelt. Kein Vergleich mit den Hochzeiten. Und es geht weiter runter: Letzte Woche waren es noch 600, in dieser Woche werden es noch einmal 100 bis 150 weniger. „Wir haben aber alle Möglichkeiten“, betont der Apotheker. Die Mitarbeiter stehen auf Stand-by, die Testcenter sind bereit und jederzeit aktivierbar.

Die Infrastruktur, das verspricht Große, bleibt bis Ende des Jahres bestehen. „Dafür sind wir gewappnet.“ Was danach kommt, kann er noch nicht sagen. Auch das Testcenter am Pferdemarkt, in der ehemaligen Tourist-Info, kann fürs Erste bleiben. Perspektivisch kommt dort das Standesamt rein, dessen Umzug wird sich aber laut Auskunft von Bürgermeister Andreas Weber (SPD) voraussichtlich noch ein wenig verzögern.

Auch der Altersdurchschnitt derjenigen, die sich freiwillig das Stäbchen in die Nase schieben lassen, ist stark gesunken. „Die Leute sind geimpft und denken, sie müssten nicht mehr kommen“, sagt Große. „Und da mache ich mir Sorgen, denn nicht jeder der Ungeimpften wird einen leichten Verlauf haben.“ Das Wissen, dass sich Geimpfte anstecken und das Virus weitergeben können, scheint bei vielen nicht so verankert zu sein.

Regelmäßige Tests erleichtern daher schnelle Ermittlungen und Infektionsketten können unterbrochen werden. „Und es ist noch nicht klar, wie lange der Impfschutz reicht“, appelliert er denn auch, weiter vorsichtig zu sein. Auch zum Schutz derjenigen, die sich nicht impfen lassen können, wie Kinder. „Wir schützen sie am besten, wenn die, die sich impfen lassen können, es auch tun.“

Weiter sinkende Zahlen befürchtet Große, wenn die Tests ab Oktober kostenpflichtig werden – dann rechnet er mit wöchentlich vielleicht 20 Leuten. Die Tests wird er mit 15,99 Euro berechnen. So niedrig wie möglich, um kostendeckend zu arbeiten. Dennoch genug, um auf viele abschreckend zu wirken. Günstiger würde es, wenn viele Leute zum Testen kämen, damit rechnet er aber erst mal nicht. Und durch die jüngst verkündete 2G-Regel für Niedersachsen wird für viele die Testerei „nur noch eine untergeordnete Rolle spielen“, mutmaßt er. Wieder ein Kritikpunkt für den Apotheker, denn das Erkennen von Infektionen braucht es, um das Ausbreiten des Virus zu verhindern.

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